Nahrungsergänzungsmittel sind in aller Munde. Müssen wir wirklich Pillen schlucken, um schön und gesund zu bleiben? Das und noch viel mehr haben wir Walter Faulstroh, den Co-Founder der Supplement-Brand Hum gefragt.
Das große Schlucken
Deutschland war bisher ein Land, das nicht so gerne schluckt. Doch der Trend ändert sich und auch hier greifen immer mehr Menschen zu frei verkäuflichen Pillen, die die Nägel stärken, den Teint klären oder die Stimmung heben sollen. In den USA boomen Nahrungsergänzungsmittel schon lange – für den deutschen Unternehmer Walter Faulstroh war es deshalb der logische Schluss, Hum Nutrition in Kalifornien zu gründen. Mittlerweile werden die Kapseln in den knallbunten Verpackungen mit den catchy Namen wie „Wing Man“ und „Moody Bird“ auch bei uns immer beliebter. Wir haben mit dem Co-Founder der Lifestyle-Supplement-Brand darüber gesprochen, wie sinnvoll diese wirklich sind, warum Nahrungsergänzungsmittel gerade bei Frauen so beliebt sind und welche Nährstoffe für eine strahlende Haut sorgen.
Emotion: Brauchen wir Nahrungsergänzungsmittel oder können wir rein mit einer gesunden ausgewogenen Ernährung alle Nährstoffe abdecken?
Walter Faulstroh: Eine gesunde Ernährung ist eine gute Basis – Nahrungsergänzungsmittel sollten auch nie als Ersatz dafür gesehen werden, aber gewisse Nährstoffe können wir nur schwer rein über die Ernährung aufnehmen.
Welche sind das zum Beispiel?
Omega-3-Fettsäuren, sie sorgen dafür, dass Entzündungen zurückgehen, die Haut ist gut hydratisiert ist und strahlt. Wir müssten dreimal die Woche Fisch essen, um sie ausreichend zu decken. Damit sich Omega-3-Fettsäuren positiv auf die Haut auswirken, empfehle ich sogar noch mehr.
Gibt es Go-To-Nahrungsergänzungsmittel, die jedem gut tun?
Gerade in Bezug auf eine gesunde Haut ist Vitamin C wichtig. Gut daran ist, dass der Körper davon nicht zu viel aufnehmen kann, weil er den Rest einfach rausspült. Und eben Fischöl, also Omega-3-Fettsäuren. Kollagen ist super für die Haut und die Verdauung.
Beauty-Supplements boomen – bestimmt auch deshalb, weil Frauen eher zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen. Woran liegt das?
Ich kann jetzt nicht für Deutschland sprechen, aber in den USA beschäftigen sich Frauen viel mehr mit Ernährung und nehmen das Thema ernster als Männer. 95 Prozent unserer Kund:innen in den USA sind Frauen.
Supplements sind in den USA viel verbreiteter. Wollen Amerikaner:innen damit ihre oft ungesunden Ernährungsgewohnheiten kompensieren?
Das ist bestimmt ein Faktor, aber nicht der Hauptgrund. Die Industrie rund um Supplements ist hier in den USA seit den 70er/80er-Jahren viel mehr gewachsen. Amerikaner:innen streben auch danach, sich immer weiter zu optimieren. Unsere Kund:innen sind eher gesund, ernähren sich gut und treiben Sport, wollen aber noch eine Stufe weiter gehen.
Mittlerweile gibt es für jedes Bedürfnis Nahrungsergänzungsmittel. Wie findet man heraus, welche Nährstoffe man zusetzen sollte?
Veganer:innen brauchen zum Beispiel Vitamin B12, weil sie es nicht über die Ernährung aufnehmen können. Und wenn man im Winter nicht genug Sonne bekommt, sollte man auf jeden Fall Vitamin D3 zusetzen. Ein richtiger Vitaminmangel wird medizinisch festgestellt, aber das ist eine andere Geschichte. Sprechen wir von der Gesundheit der Haut, wissen viele Mediziner:innen oft nicht genau, welche Nährstoffe sie braucht.
Gibt es Wechselwirkungen oder vertragen sich gewisse Nährstoffe nicht miteinander?
Bei ein paar Nährstoffen wie Zink und Eisen muss man aufpassen, da kann eine Überdosierung kontraproduktiv sein. Zu Kalzium sollte man Vitamin D3 nehmen, damit es der Körper gut aufnehmen kann. Wir formulieren unsere Produkte so, dass sie wie Bausteine miteinander funktionieren.
Viele nehmen eine Kapsel und denken, dass sie morgens mit einer neuen Haut oder vollerem Haar aufwachen. So einfach ist das nicht – das braucht Zeit.
Walter FaulstrohTweet
Können Supplements Hautprobleme lösen?
Mir haben Nahrungsergänzungsmittel sehr geholfen! Ich habe jahrelang mit Akne gekämpft, war deshalb dreimal auf Accutane, einem sehr starken Anti-Akne-Medikament, aber sie kam immer wieder zurück. Dann habe ich in England mit einer Ernährungswissenschaftlerin zusammengearbeitet und habe es geschafft, durch Ernährung und gezieltes Einsetzen von Nahrungsergänzungsmitteln meine Haut zu verbessern. Ich habe Zucker und verarbeitete Lebensmittel reduziert und dafür mehr Fischöl zu mir genommen und gezielt Probiotika eingesetzt. Das war wirklich unglaublich! So ist auch die Idee zu Hum entstanden: Ich wollte anderen helfen, mit ihrer Ernährung ihre Haut zu verbessern.
Wie lange dauert es, bis man eine Wirkung sieht?
Manche Produkte wirken relativ schnell, zum Beispiel alles, was mit Probiotika und Enzymen zu tun hat – da kann man schon innerhalb von einer Woche Resultate sehen. Bei anderen Supplements dauert es länger – generell sprechen wir von sechs bis acht Wochen. Das ist auch das Ding mit Nahrungsergänzungsmitteln: Viele nehmen eine Kapsel und denken, dass sie morgens mit einer neuen Haut oder vollerem Haar aufwachen. Aber das braucht Zeit. Schließlich regeneriert sich die Haut alle 30 Tage.
Brauchen wir Probiotika, damit unser Mikrobiom in Balance bleibt? Oder steckt hinter all den Produkten eine Marketing-Strategie?
Ich bin ein Riesenfan von Probiotika und empfehle auch jedem, statt einem Multivitamin Probiotika zu nehmen: Sie wirken sofort und haben einen super Einfluss auf den Körper, das Empfinden und die Verdauung. Man muss sie nur regelmäßig nehmen, weil sich das Mikrobiom sonst wieder ausbalanciert. Wenn ich keine Probiotika nehme, ist bei mir alles aus der Balance.
Adaptogene sind gerade ein großes Thema – sie stecken auch in Hum-Supplements. Können sie wirklich Stress mindern?
Das Tolle an Adaptogenen ist, dass man den Stress zwar immer noch hat, aber der Körper anders darauf reagiert. Natürlich kommt es auf die Menge an, um eine Wirkung zu merken.
Welche Trends gibt es noch am Supplement-Markt?
Wir beschäftigen uns sehr mit dem Thema Menopause und arbeiten dazu gerade an einem spannenden Produkt. Konsument:innen sind heutzutage auch schneller gestresst. Ein Trend, der aus den USA kommt, ist Microdosing, das sind Supplements, die die Performance optimieren. CBD ist natürlich auch ein Riesenthema. Wir benutzen es nicht in unseren Produkten, weil es keine klinischen Studien dazu gibt, dass CBD tatsächlich gegen Stress hilft. Wir setzen lieber auf Adaptogene.
Hum hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 auf Ocean-Bound Plastic umzustellen. Welche Vorteile hat dieses und wie läuft die Umstellung?
Es gibt bereits genug Plastik und anstatt es wegzuschmeißen, wollen wir das Plastik in der Nähe von Stränden oder Flüssen einsammeln, bevor es überhaupt ins Meer gelangt. Dann wird es gereinigt und wir stellen daraus neue Hum-Flaschen her, die wir wieder recyceln können. Schon Ende dieses Jahres werden wir 70 Prozent unserer Verpackung auf Ocean-Bound Plastic umgestellt haben.
Welche nachhaltigen Ziele verfolgt ihr noch?
Wir wollen Single-use Plastic komplett eliminieren, achten aber auch beim Inhalt auf Nachhaltigkeit. Das Fischöl für die Omega-3-Fettsäuren kommt zum Beispiel aus Gewässern, die nicht überfischt sind. Und unsere Druckerei benutzt Wind- und Sonnenenergie. Es geht um viele kleine Schritte in die richtige Richtung.
Alle Produkte von Hum gibt es exklusiv bei Douglas.
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