Düfte wecken Erinnerungen – kein Wunder, ist doch unser Geruchssinn direkt mit dem Emotionszentrum des Gehirns verbunden. Deshalb: Hier kommt eine Liebeserklärung an die Parfums, die mich bisher geprägt haben.
Wie Düfte uns beeinflussen
Wenn ich das Burberry-Parfum „Her“ rieche, denke ich sofort an meine Freundin Anna, die es immer trägt. Es duftet intensiv fruchtig nach Erdbeere. Derart süße Nuancen sind zwar nichts für mich persönlich, an Anna mag ich es aber so gern. Als meine jetzige Mitbewohnerin Julika zur Wohnungsbesichtigung kam und in der Türschwelle stand, vernahm ich sofort den Duft von Narciso Rodriguez’ „Fleur Musc“ – ein Parfum, das ich selbst trage. Schon da wusste ich: Das passt mit uns beiden. Ich bin auch überzeugt davon, dass Gerüche unsere Stimmung beeinflussen. Deshalb läuft bei mir zu Hause meist mein geliebter Diffuser. Mal mit frisch-zitrischen Aromen, die für gute Laune sorgen, mal mit stresslinderndem Patchouli. Besonders schön: Unser Geruchssinn hat nicht nur einen großen Einfluss auf unseren Gemütszustand, sondern kann sogar Erinnerungen wecken.
Warum wecken Düfte Erinnerungen?
Die Antwort liegt in unserem Gehirn: Der Geruchssinn ist nämlich der einzige, der direkt mit dem Emotionszentrum verbunden ist und so die stärksten Erinnerungen hervorruft. Wie das funktioniert? Duftreize gelangen ungefiltert zur Amygdala, dem „Gefühlskern“, und zum Hippocampus – hier verarbeitet das Gehirn Erlebnisse und formt Erinnerungen. Beide Teile gehören zum limbischen System, das eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen spielt.
Olfaktorische Vorlieben ändern sich im Laufe unseres Lebens
Ich trage heute nicht mehr mein erstes Parfum, das ich mit 16 so toll fand. Mochte ich es in meinen Jugendjahren feminin, floral und fruchtig, haben sich mittlerweile zwei Gruppen herauskristallisiert, die meine Parfum-Vorlieben widerspiegeln: Einerseits mag ich klare Düfte mit zitrischen Aromen und ganz „saubere“ Noten, die an frische Wäsche erinnern (ob das wohl mit meinem Putztick zusammenhängt?) – andererseits liebe ich Moschus und bin regelrecht süchtig danach. Habt ihr Lust, mit mir auf eine kleine olfaktorische Zeitreise meiner prägenden Düfte zu gehen?
Die Teenie-Jahre: Guilty Pleasure und Klassiker
Mit 16 begann ich, feiern zu gehen. Und was spielte zu der Zeit gerade in den Clubs? Helene Fischers „Atemlos“. Passend dazu: Ihr erstes Parfum „That’s me“, das mich eine ganze Weile mit Nuancen von Pfirsich, Kokosnuss, Rose und Vanille begleitete. Das duftet genauso süß, wie es klingt und bereitet mir heute eher Kopfschmerzen. Aber: In der Basis war schon Moschus. Wenn mich die Nostalgie packt, sprühe ich es zu Hause mal auf, das passiert aber nur so einmal im Jahr. Dann kommen mir Erinnerungen von unbeschwerten und damals so aufregenden Nächten, wenn ich mit meinen Freundinnen in den Clubs tanzte, in die wir mit 16 reinkamen.
Mein „fancy“ Duft in diesen Zeiten: „Daisy“ von Marc Jacobs. Meine Mama kaufte sich das Eau de Toilette, das ich mit seinen feminin-floralen Aromen so erwachsen fand, ganz abgesehen von dem hübschen Flakon. Weil sie es dann doch nicht so mochte, schenkte sie es mir und ich benutzte es nur zu ganz besonderen Anlässen. Die Basis ist – surprise, surprise – wieder Moschus. Zarte Blüten in den Herz- und fruchtige Grapefruit und Erdbeere in den Kopfnoten machten es für mich damals perfekt.
Anfang 20: feminin und anspruchsvoll
Meine Vorliebe zu femininen Düften hielt an, allerdings wurde meine Nase Anfang 20 anspruchsvoller und sehnte sich nach nuancierten Aromen. Und mehr Moschus. So entdeckte ich mit „Fleur Musc“ meine Liebe zu Narciso-Rodriguez-Düften, die alle eines gemeinsam haben: ihr charakteristisches Moschus-Herz. „Fleur Musc“ liebe ich nach wie vor für seine klaren, floralen, aber auch frischen Nuancen.
Das süßeste Parfum aus dieser Zeit, das ich ab und an noch trage ist „Idôle“ von Lancôme mit einer Mischung aus Rosen, Birne, Vanille und – na klar – Moschus. Ein schöner femininer Duft, für den ich in der richtigen Stimmung sein muss.
Meine Everyday-Düfte
Jetzt, da ich auf Mitte 20 zugehe, bin ich mir meiner Lieblingsnuancen sicher. Was natürlich nicht heißt, dass sie sich in den nächsten Jahren nicht wieder ändern können. Eines jedoch bleibt bestimmt: meine Moschus-Manie. Es gibt für mich einfach nichts Sinnlicheres, es hat für mich eine Art „Haut-Geruch“, supersexy, aber nie zu aufdringlich. Kein Wunder, dass eines meiner liebsten Everyday-Parfums „Pure Musc“ von Narciso Rodriguez ist. Hier trifft mein No.1-Akkord auf zarte weiße Blüten und Kaschmir. Und wenn ich es noch intensiver will, greife ich zum Eau de Parfum Absolue.
Mein zweiter Alltagsduft, der wirklich immer geht, sogar an Tagen, an denen ich sehr geruchsempfindlich bin und mich nicht so gut fühle: „Donna Rosa Verde“ von Valentino, ein herrlich frisches Eau de Toilette mit Ingwer, grüner Rose und Mate. Es ist einer dieser subtilen „Sauber“-Düfte, die einen durchatmen lassen. Etwas bitter: Leider ist er mittlerweile vergriffen.
Im Sommer: frische Unbeschwertheit
Saisonal habe ich auch meine Favoriten, in den warmen Monaten ist das „Orange Soleia“ aus der „Aqua Allegoria“-Kollektion von Guerlain. Mit Aromen von Bergamotte, Blutorange und Minze erinnerte es mich sofort an einen meiner Lieblingsdrinks – Caipirinha. Wenn ich daran schnuppere, denke ich an laue Sommerabende mit meinen Freundinnen und der bei uns so beliebten Caipi-Happy-Hour. Das Eau de Toilette gibt mir ein bisschen dieser Unbeschwertheit, nach der ich mich so sehne.
Im Winter: Aromen, die sich wie eine Umarmung anfühlen
Auch wenn ich sonst kein Freund von sehr schweren Düften bin, darf’s für mich in der kalten Jahreszeit etwas süßer und intensiver sein. Am liebsten greife ich zu Parfums, die sich so schön „umarmend“ anfühlen und Geborgenheit vermitteln. Besonders köstlich und etwas leichter: das Eau de Toilette „Milk Musk“ von Molton Brown, eine betörende Mischung aus Moschus, Vanille und Tonkabohne. Meine neueste Moschus-Entdeckung ist „Musc Invisible“ von Juliette Has A Gun. Das Parfum verbindet zwei meiner größten olfaktorischen Vorlieben: natürlich Moschus und dieser Duft von frisch gewaschener Wäsche, der dank Nuancen von Baumwolle erzeugt wird.
Je nach Laune wähle ich aus meinen (Moschus)-Duft-Favoriten, die mich mit einem guten Gefühl durch alle Lebenslagen bringen. Welche Parfums haben euch geprägt? Mit welchen Erinnerungen verbindet ihr sie?