Es kommt vor, dass Periode und Vollmond auf denselben Tag fallen. Könnte ein Zusammenhang zwischen Mond- und Menstruationszyklus bestehen – oder ist das reiner Mythos?
Vollmond und Periode: Welchen Einfluss hat der Mond?
Es gibt viele Argumente, die augenscheinlich dafür sprechen könnten, dass ein Zusammenhang zwischen den Mondphasen und der Menstruation besteht. Die Frage wird nicht nur in verschiedenen Kulturen und Mythologien behandelt (die Begriffe "Menstruation" und "Menses" stammen von den lateinischen und griechischen Wörtern für Monat (mensis) und Mond (mene) ab), sondern auch auf spirituellen Onlineblogs heiß diskutiert. Selbst viele große Wissenschaftszeitungen haben sich dem Phänomen, dass bestimmte Mondphasen (vor allem Neumond oder Vollmond) gelegentlich mit der Periode zusammenfallen, bereits gewidmet. Ganz aus der Luft gegriffen scheint diese Frage also nicht zu sein. Immerhin gibt es auch viele Beobachtungen, die zumindest auf den ersten Blick für diese Vermutung sprechen könnten:
- Der durchschnittliche Menstruationszyklus hat 29 Tage, der Mondzyklus 29,5 Tage – zeitlich also ungefähr dieselbe Dauer.
- Der Mond beeinflusst auch Ebbe und Flut. Auch unser Körper besteht größtenteils aus Wasser – warum sollte sich der Mond also nicht auch darauf auswirken?
- Ältere Studien haben gezeigt, dass bei Frauen, deren Zyklen im Gleichtakt mit dem Mondzyklus verliefen, die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, schwanger zu werden – es scheint also zumindest Zusammenhänge mit der Fruchtbarkeit zu geben.
- Es ist bekannt, dass auch bestimmte Tierarten ihr Fortpflanzungsverhalten mit dem Mondzyklus synchronisiert haben, um so den Fortpflanzungserfolg zu verbessern.
Der Mond und die Menstruation: Das sagen Studien
Aufschluss gibt aber erst ein Blick auf wissenschaftliche Studien und Untersuchungen, die den Zusammenhang von Mond- und Menstruationszyklen erforscht haben. Und da gibt's einige: Aufmerksamkeit erregte Anfang des Jahres eine Studie der Universität Würzburg, die von einem Arbeitsteam um die Zoologin und Neurobiologin Charlotte Helfrich-Förster durchgeführt wurde und deren Ergebnisse im Online-Wissensmagazin "Science Advances" veröffentlicht wurden. Grundlage der Untersuchung waren Daten von 22 Frauen, die über Zeiträume von bis zu 32 Jahren ihre Regelblutung trackten. Was man herausfand: Dass das Einsetzen der Regelblutung tatsächlich synchron zu bestimmten Mondphasen (Vollmond oder Neumond) stattfand. Diese Synchronität galt aber nur, wenn der Menstruationszyklus länger als 27 Tage dauerte. Schon eine andere Studie mit 312 Probandinnen aus dem Jahr 1979 will eine solche Korrelation bei entsprechender Zykluslänge beobachtet haben. Aber: Im Schnitt traf diese Synchronität bei Frauen unter 35 Jahren nur in knapp einem Viertel der aufgezeichneten Zeit ein. Bei Frauen über 35 Jahren traf sie nur noch zu etwa einem Zehntel der Zeit ein.
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Welchen Einfluss haben Mondlicht und Schwerkraft auf die Periode?
Das Forscher:innenteam um Helfrich-Förster führte die beobachteten Zusammenhänge von Mond und Menstruation auf den Einfluss der Gravitationskraft des Mondes, aber auch auf das Mondlicht zurück. Die Synchronität schien nämlich zu sinken, wenn die Frauen nachts künstlichen Lichtquellen ausgesetzt waren. Auch bei Nachteulen, die das Licht erst zu später Stunde ausknipsen, ließ sich kein Gleichtakt von Menstruation und Mond mehr beobachten. Auch in anderen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass Menschen, die zum Beispiel in Nachtschichten arbeiten, eher unregelmäßige Menstruationszyklen aufweisen. Helfrich-Förster und ihr Forschungsteam vermute, dass bei Frauen in der Antike noch eine vollständige Synchronität des Zyklus mit den Mondphasen bestand – und moderne Lebensweisen sowie künstlich erzeugtes Licht diese zeitliche Übereinstimmung aber aus dem Rhythmus geworfen haben.
Auch wenn das Mondlicht maßgeblich für die Synchronität verantwortlich gemacht wird, soll sich auch die Schwerkraft des Mondes auf die Regelblutung einwirken. Laut Studie war nämlich ein Zusammenhang zwischen Mond und Menstruation besonders oft in jenen Jahren zu beobachten, in denen Sonne, Mond und Erde immer gerade dann auf ungefähr einer Linie lagen, wenn der Mond der Erde am nächsten (und somit auch die Schwerkraft am höchsten) war. Das trat exakt in den Jahren 1961, 1979, 1997, und 2015 ein, also immer in 18-jährigen Zyklen – ein Rhythmus, in dem sich die drei Mondzyklen zu ganz besonderen Konstellationen verbinden. Alle drei Mondzyklen haben übrigens Einfluss auf die Intensität des Mondlichts und die Schwerkraft.
Die drei Mondzyklen im Überblick:
- Synodischer Mondzyklus: Wechsel zwischen Voll- und Neumond (29,5 Tage)
- Siderischer Mondzyklus: Zeitspanne, in denen die Schwankungen des Monds zum Äquator erfasst werden (27.3 Tage)
- Anomalistischer Mondzyklus: Zeitspanne, die der Mond braucht, um in seiner elliptischen Umlaufbahn vom wieder an dem Punkt ankommt, an dem er am nächsten zur Erde steht (27,55 Tage)
Was gegen den Zusammenhang von Mond und Menstruation spricht
Das Problem an der Aussagekraft der Studie der Universität Würzburg ist, dass Daten von lediglich 22 Frauen ausgewertet wurden – eine recht geringe Anzahl an Probandinnen. Das Data Science Team der Periodentracking-App "Clue" ist der Frage allerdings ebenfalls auf die Spur gegangen und hat die Zyklen von insgesamt 7,5 Millionen Nutzer:innen, die keine Form von hormonellen Verhütungsmitteln verwendeten, ausgewertet. Die Studie ist somit die umfangreichste, die jemals zu der Fragestellung durchgeführt wurde. Die Ergebnisse sprechen aber eher weniger für eine Korrelation von bestimmten Mondzyklen und der Periode. Stattdessen analysierte man, dass die Menstruationsbeginne zufällig über den Monat verteilt, also unabhängig von der Mondphase, stattfanden. Das Team um Dr. Marija Vlajic Wheeler weist außerdem darauf hin, dass der durchschnittliche Menstruationszyklus zwar etwa 29 Tage dauert, die meisten Menstruierenden aber für gewöhnlich eine eine Zyklusdauer zwischen 24 und 38 Tagen haben. Der synodische Mondzyklus hingegen ist immer etwa 29,5 Tage lang. Rein statistisch betrachtet ist es daher unwahrscheinlich, dass die Periode bei Neu- oder Vollmond häufiger einsetzt als zu anderen Mondphasen.
Auch wenn es also wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist, dass eine Korrelation zwischen Mond- und Menstruationszyklus herrscht, so stellen trotzdem viele Menstruierende fest, dass die unterschiedlichen Mondphasen für die eigene Periode oder aber auch in anderen Lebensbereichen von Bedeutung sein können. So passen manche Menschen selbst ihre Beautyroutine an die unterschiedlichen Mondphasen an.
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