Erwachsene Kinder sollten es sich nicht bieten lassen, wenn Sie zum Kommunikationskanal ihrer getrennten Eltern werden, sagt Psychologin Berit Brockhausen.
Daniela, 31: Seit ihrer Trennung erwarten meine Eltern, dass ich ihre Botschaften übermittele. Ich halte das nicht mehr aus.
Berit Brockhausen: Sie wissen genau, was Sie tun müssten, damit es Ihnen wieder gut geht. Wären es nicht Ihre Eltern, also zwei Menschen, die Sie lieben, hätten Sie es schon längst gesagt: „Bitte klärt eure Probleme untereinander wie erwachsene Menschen. Ich bin eure Tochter und nicht eure Kindergärtnerin!“ Doch dieser Satz täte Ihnen selbst am meisten weh, obwohl Ihnen völlig klar ist, dass Sie Ihren Eltern nicht helfen können.
Aber vielleicht können Sie den beiden doch helfen. Indem Sie ihnen die Bühne für ihre Kämpfe entziehen. Dann müssten Ihre Eltern ohne Zuschauerbeteiligung Absprachen klären – oder es ergäben sich gar keine Gesprächsthemen mehr. Das ist die Chance für jeden der beiden, endlich im Leben als eigenständiger getrennter Mensch anzukommen.
Und auch Sie haben so die Chance, in Ihrem Leben als erwachsene Tochter anzukommen. Machen Sie deutlich, dass der Kontakt zu Ihnen an eine Bedingung gebunden ist: Kein Wort über den anderen Elternteil in Ihrer Gegenwart! Ist das nicht möglich, brechen Sie für einen Monat den Kontakt ab. Am besten freundlich und klar: „Du willst mich sehen? Gern. Aber nur, wenn du mich aus eurem Krieg raushältst. Euer Verhalten in der Vergangenheit hat mir wehgetan. Wenn ihr damit nicht aufhört, schütze ich mich und komme erst einmal nicht. Doch es wäre mir lieber, ich müsste das nicht tun. Bitte entscheide dich!“
Berit Brockhausen ist eine der führenden Psychologinnen Deutschlands, Expertin für Beziehungen und Buchautorin. Egal ob Sie Fragen zu Liebe, Familie, Freunden oder Nachbarn haben – hier bekommen Sie eine Antwort. Lesen Sie hier das Interview zu ihrem Buch "Hoheitsgebiete".