Selbstvertrauen lernen: so klappt es! Wenn du dich unsicher fühlst, kannst du mit diesen 6 Tipps von Coach Julia Cremasco lernen, wieder an dich selbst zu glauben.
Selbstvertrauen lernen: So klappt es
Selbstvertrauen heißt erst einmal, sich selbst und den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Menschen, die ein gesundes Selbstvertrauen haben, können sich Herausforderungen stellen, fühlen sich weniger unsicher, haben ein positives Bild von sich und glauben daran, Alltag und Aufgaben gut bewältigen zu können. Das Selbstwertgefühl kann aber durch Erfahrungen und Erlebnisse beeinflusst werden. Um Selbstvertrauen dann wieder zu lernen, ist es vor allem notwendig, die Gefühle, Überzeugungen und Erlebnisse zu bearbeiten, die in der Vergangenheit entstanden sind, und negative Glaubenssätze durch positive zu ersetzen. Mit welchen Übungen wir unser Selbstbewusstsein stärken können, verrät uns Julia Cremasco.
Donnerstagnachmittag, 17 Uhr. Eine Klientin sitzt weinend in meiner Praxis. Sie hat im Rahmen ihrer kaufmännischen Ausbildung beim turnusmäßigen Abteilungswechsel eine Bewertung ihrer Leistung erhalten, die sie belastet. In der Bewertung steht: "Frau S. sollte ihren Fähigkeiten und Kenntnissen mehr vertrauen." Meine Klientin fühlt sich erwischt. Ihr Ausbilder hat bemerkt, dass sie wenig Selbstvertrauen hat. Dass er auch ihre Fähigkeiten und Kenntnisse bemerkt hat, ist zweitrangig für sie.
Symptome bei fehlendem Selbstvertrauen
Lisa leidet unter ihrem Mangel an Selbstvertrauen. Das ist für sie typisch:
- Sorgen bezüglich der Zukunft
- Erinnerungen an Misserfolge und Fehler
- Innere Bilder von Dingen, die schlecht liefen
- Gedanken an zukünftiges Scheitern und kommende Katastrophen
- Körperliche Empfindungen: Herzrasen, trockener Mund, rote Flecken in Gesicht und am Hals, Nervosität im Bauch
Was sie erlebt, erleben viele Menschen in unterschiedlichen Kontexten tagtäglich und tapsen in die Selbstvertrauenslücke: "Ich kann mein Ziel nicht erreichen bzw. nicht so sein, wie ich gern möchte, solange ich mein Selbstvertrauen nicht stärke."
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Welche Konsequenzen kann mangelndes Selbstvertrauen haben?
Die zuvor beschriebene Selbstvertrauenslücke ist tückisch, denn wenn du so denkst, gerätst du in einen Teufelskreis. Umgekehrt ist es richtig: Es gilt, die Angst und Unsicherheit an die Hand zu nehmen und ins Handeln zu kommen. Das Selbstvertrauen(sgefühl) folgt. Wer wenig Selbstvertrauen hat, der lebt an seinen eigenen Werten vorbei und gestattet sich nicht, das Leben zu leben, das zu ihm oder ihr passt. Wenn du auf die Frage "Lebe ich das Leben, das zu mir passt?" mit "Nein" antwortest, dann wird es höchste Zeit! Die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten ist dabei elementar – und sollte Schritt für Schritt erfolgen.
Ziele erreichen mit mehr Selbstvertrauen
Das Erkennen der eigenen Werte ist wichtig, denn daraus ergeben sich die persönlichen Ziele. Und um dein Ziel zu erreichen, benötigst du Selbstvertrauen. Selbstvertrauen ist daher immer zweckgebunden. Wir wollen Selbstvertrauen nicht um seiner selbst willen, sondern weil wir damit ein Ziel erreichen wollen.
Frag dich:
- Was wäre anders, wenn du Selbstvertrauen hättest?
- Wie würdest du handeln?
- Was würdest du beenden?
- Welche Ziele würdest du verfolgen?
Was machen Menschen mit einem hohen Selbstvertrauen anders?
Menschen mit einem hohen Selbstvertrauen kennen ihre Ziele und lassen sich nicht von all den Gedanken beeindrucken, schon gar nicht von den negativen. Sie handeln trotzdem, statt mit den Gedanken zu verschmelzen. Ihre Angst nehmen sie dabei an die Hand. Hohes Selbstvertrauen ist nicht mit der Abwesenheit von Angst gleichzusetzen. Vielmehr geht es um einen anderen Umgang mit Angst. Während der Verstand zig Begründungen schickt, warum etwas scheitern kann, welche Hindernisse auf dem Weg liegen, wie wenig Talent wir im Vergleich zu anderen haben und wie schrecklich die Ergebnisse ausfallen könnten, finden selbstbewusste Menschen Wege, um ihr Ziel zu erreichen. Das ist nicht über das alleinige Denken zu bewältigen, sondern durch Aktivität.
Selbstvertrauen ist zweierlei: Es ist ein Gefühl der Sicherheit UND es ist eine Handlung des Vertrauens.
Julia Cremasco, Expertin für StressbewältigungTweet
Aus welchen Bausteinen besteht ein gesundes Selbstvertrauen?
Um ein gesundes Selbstvertrauen aufzubauen und zu leben, bedarf es viererlei:
- Du identifizierst (und nutzt) hilfreiche Gedanken, während du nicht hilfreiche Gedanken auf Abstand hältst.
- Du kennst deine Werte und Bedürfnisse und leitest passende Ziele ab.
- Du kommst achtsam ins aktive Handeln – vor dem Hintergrund deiner Ziele.
- Das, was du zum Erreichen deiner Ziele brauchst, übst du. Ich denke hier an notwendige Fertigkeiten und Fähigkeiten. Diese wendest du immer und immer wieder an. Reflexionsphasen helfen dir zu prüfen, ob du etwas modifizieren willst.
Selbstvertrauen stärken durch aktives Handeln
Tatsächlich brauchen wir für das Selbstvertrauen erst einmal das Handeln. Ins Machen kommen – das Gefühl entwickelt sich durch das Handeln. Selbstvertrauen ist immer eine Handlung des sich Einlassens und Vertrauens. Bei Menschen mit hohem Selbstvertrauen lässt sich eine achtsame Fokussierung im Handeln beobachten. Sie lassen sich im hohen Maße auf das ein, was sie tun, und sind ganz präsent – egal, ob es das Ausüben einer Sportart, ein Business-Meeting oder das Sandburgenbauen mit dem Kind ist. Menschen mit hohem Selbstvertrauen sind in der Lage, aufgabenbezogen aufmerksam zu sein. Sie erkennen, dass negative Gedanken an das Scheitern nicht hilfreich sind für eine bestimmte Aufgabe.
Selbstwert, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstakzeptanz – alles das Gleiche?
Same, same but different? Nein, bei weitem stehen die Begriffe nicht für ein und dasselbe Phänomen. Selbstwertgefühl stellt für mich das Gesamtkonstrukt dar, das sich aus Selbstvertrauen und Selbstakzeptanz sowie sozialer Kompetenz zusammensetzt. Selbstbewusstsein sehe ich hier als Synonym für Selbstwertgefühl, es drückt aus, dass ich mir meiner Selbst und der Wertigkeit als Lebewesen bewusst bin. Die Selbstakzeptanz sorgt dafür, dass ich mich in meinem aktuellen Daseinszustand annehme und nicht nur die Aspekte meines Selbst akzeptiere, die toll sind, sondern auch die, die mich nicht erfreuen. Es gibt sogar Menschen, die sagen, dass ein hohes Selbstwertfühl gar nicht gut ist, da es mit Egoismus und Narzissmus korreliert und diese Menschen zu Diskriminierung und Vorurteilen neigen. Ich sehe das differenzierter, denn letztendlich ist alles, was im Übermaß gelebt wird, nicht förderlich.
6 Tipps, um dein Selbstvertrauen zu stärken
Mit einigen Tipps und Übungen kannst du lernen, dein Selbstvertrauen zu stärken und auf deine innere Stärke zuzugreifen.
Tipp 1: Zukunfts-Ich
Schreibe eine "Mein zukünftiges Ich"-Liste: Wie wärst du oder was würdest du tun, wenn du Selbstvertrauen hättest? Mach es wirklich. Nur darüber nachdenken, gilt nicht.
Tipp 2: Ursache identifizieren
Identifiziere den Hauptgrund für dein gering ausgeprägtes Selbstvertrauen. Mit dem Grund geht IMMER eine bestimmte Handlung einher. Genau dahin geht deine Reise - lass dich darauf ein, deine Komfortzone zu verlassen. Trainiere achtsam und neugierig diese Fertigkeit und mach mit dir selbst einen (schriftlichen!) Vertrag: "Wenn ich darin gut werden möchte, ......, dann muss ich..... üben."
Tipp 3: Gedanken hinterfragen
Wann immer der Verstand Gründe entwickelt, etwas nicht zu tun, hinterfrage den Gedanken: Wird es mir helfen, mein Wunsch-Leben zu führen, wenn ich es zulasse, dass dieser Gedanke über meine Handlungen bestimmt?
Tipp 4: Meta-Ebene finden
Der Verstand schickt dir vernichtende Verurteilungen? "Ich bin eine Versagerin.", "Ich kann das eh nicht." Löse dich aus der Verquickung mit dem Gedanken durch die Formulierung: "Ich merke, dass ich den Gedanken habe, eine Versagerin zu sein."
Tipp 5: Erwartungen loslassen
Verabschiede dich von allen übersteigerten Erwartungen.
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Tipp 6: Angst annehmen
Nimm deine Angst in Momenten der Unsicherheit an die Hand . Sie ist ein wertvoller Berater, macht dich wach und präsent und sorgt für Energie, um ins Handeln zu kommen.
Als Expertin für Stressbewältigung hilft Julia Cremasco Unternehmen und Einzelpersonen ihren individuellen Weg zu mehr Balance zu finden - für ein Mehr an persönlicher Lebensqualität, stabiler Unternehmenskultur und wertschätzender Kommunikation. Online und offline in Therapie, Coaching, Vorträgen und Workshops.