Hast du auch manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn du eine Verabredung absagst, weil es dir psychisch gerade nicht so gut geht? Brauchst du gar nicht! Shawn Mendes, Haftbefehl und Co. zeigen, wie wichtig es ist, die mentale Gesundheit zu priorisieren. Davon können wir uns eine Scheibe abschneiden!
Triggerwarnung: In diesem Text geht es unter anderem um Suizid und Depressionen.
"Mein Körper braucht eine Pause." Mit diesen Worten teilte Haftbefehl seinen Fans auf Instagram kürzlich mit, dass die restlichen Konzerte seiner Tour nicht stattfinden werden und er sich auf unbestimmte Zeit zurückzieht. Zugegeben, Haftbefehl ist wahrscheinlich nicht gerade der Name, von dem ihr erwartet habt, ihn auf emotion.de zu lesen. Aber für diese Aktion müssen wir dem Rapper einfach Respekt zollen. Gerade im Hip-Hop-Business, das von toxischer Maskulinität im Schwitzkasten gehalten wird, in dem jede:r größer, stärker, reicher sein will, war das bestimmt kein einfacher Schritt. Eigentlich heißt in der Rap-Industrie die Devise: Bloß keine Schwäche zeigen. Sich dann einzugestehen: Es geht einfach nicht mehr. Und im Hinterkopf zu haben: Wie kann ich all die Menschen enttäuschen, die sich so sehr auf das Konzert freuen? Ufff, keine leichte Entscheidung, da den Stecker zu ziehen!
Umso beeindruckender ist es, zu sehen, dass immer mehr Musiker:innen ihre (mentale) Gesundheit an erste Stelle stellen und ganze Touren absagen, wenn es kritisch wird. Shawn Mendes zum Beispiel cancelte letzten Monat die letzten Konzerte seiner Welttournee, weil er merkte, dass er noch nicht bereit für das anstrengende Leben on the road ist. "Ich muss mir diese Zeit für mich selbst nehmen, was ich noch nie getan habe, um wieder zu mir zu finden und noch stärker zurückzukommen", schreibt der Superstar auf Instagram. Richtig so, finden wir!
Schwäche zeigen ist stark!
Kein Job der Welt sollte so wichtig sein, dass du wegen ihm deine Gesundheit hinten anstellst. Tennisspielerin Naomi Osaka verzichtete letztes Jahr sogar auf ihre Teilnahme bei den French Open, weil ihr der Druck zu groß wurde. Zuvor sagte sie alle Pressekonferenzen ab – zugunsten ihrer Mental Health. Seit Jahren habe sie mit Depressionen zu kämpfen und vor allem die PR-Auftritte würden ihr zu schaffen machen, erklärte die Japanerin. Damit setzte Naomi Osaka ein wichtiges Zeichen: Es steht jedem und jeder zu, sich die Zeit zu nehmen, die er oder sie braucht. Selbst wenn das bedeutet, wichtige Verpflichtungen abzusagen. Du und deine mentale Gesundheit sind es wert!
Das musste auch Selena Gomez erst lernen. Die Sängerin und Schauspielerin leidet unter einer bipolaren Störung, hat aber mittlerweile einen guten Weg gefunden, damit umzugehen. Dazu gehören auch Social-Media-Pausen. Mindestens einmal die Woche löscht sie Instagram, weil ihr das toxische Verhalten vieler User:innen zusetzt. Damit ist sie nicht allein. Auch Spider-Man-Darsteller Tom Holland kündigte vor kurzem an, sich aus den sozialen Medien zurückzuziehen, da sie nicht gut für seine mentale Gesundheit seien. Selfcare bedeutet eben auch manchmal: Handy weg!
Solche kleinen Auszeiten sind wichtig. Wenn man sich diese nicht nimmt, kann das fatale Konsequenzen haben. Wie fatal, zeigt der tragische Tod des DJs Avicii. In der Doku "Avicii: True Stories" schaut man dem Schweden quasi dabei zu, wie er sich immer mehr verausgabt, wie das Tourleben ihm die Kraft raubt und er unter dem Erfolgsdruck zerbricht. Im April 2018 nahm sich Tim Bergling, so sein bürgerlicher Name, das Leben.
Gute Vorbilder
Zu sehen, dass Stars ihre mentale Gesundheit priorisieren und ähnliches durchmachen wie wir, macht Mut. Sie zeigen uns: Es ist okay, wenn es einem mal nicht gut geht. Und es ist auch okay, sich dann zurückzuziehen. Aber wieso fällt es uns denn so schwer, einfach mal Pläne abzusagen? Tja, das könnte damit zu tun haben, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben, in der jede Sekunde möglichst effizient genutzt werden soll. Nach dem Motto: Du hörst während des Kochens keinen Podcast? Was machst du eigentlich mit deinem Leben? Dabei tut es so gut, sich eine Auszeit zu nehmen. Auch wenn das bedeutet, die Clubnacht mit den Mädels mal abzusagen und sich einfach mit einer Tüte Chips auf die Couch zu legen und Netflix zu bingen. Ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man die Freund:innen hängen lässt, ist normal. Aber wir müssen auch verstehen, dass es nichts mit Egoismus zu tun hat, wenn man seine Mental Health über die eventuell verletzten Gefühle der Freund:innen stellt. Lasst uns endlich normalisieren, Pläne abzusagen, wenn einem nicht danach ist! "Mir geht es nicht gut" sollte als Begründung ja wohl reichen. Hast du dabei trotzdem noch ein schlechtes Gewissen, denk an eins: Wenn Haftbefehl eine ganze Tour absagen kann, dann kannst du auch den Spieleabend mit deinen Mädels canceln!
Hier findest du Hilfe:
Du hast suizidale Gedanken oder kennst jemanden, der suizidale Gedanken hat? Die Telefonseelsorge bietet Hilfe an. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800/1110111 und 0800/1110222 erreichbar.
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