Die Pubertät ist sicherlich eine der herausforderndsten Zeiten im Leben von Jugendlichen – und ihren Eltern. Wie man das gemeinsam meistert und Teenager:innen Halt gibt.
Halt geben in Zeiten großer Veränderung
Für viele ist der Gedanke an die eigenen Teenagerjahre mit gemischten Gefühlen verbunden. Die Teenie-Jahre sind geprägt von neuen Erlebnissen, Freundschaften, aber auch Unsicherheiten, Abgrenzung und Identitätsfindung. Der eigene Körper verändert sich, plötzlich hängt an der Wand des Jugendzimmers ein Poster aus der Bravo neben dem süßen Tierbaby und die Hormone spielen verrückt. Kein Wunder, dass sich Teenies in der Pubertät neu orientieren, Grenzen austesten und große Unsicherheit manchmal mit Abgeklärtheit überspielen.
Vom Vorbild zum Feindbild
Dass die Eltern in der Pubertät nicht immer zu den Lieblingsmenschen gehören ist ganz normal. Trotzdem kann es verletzend sein und fordert Geduld und Selbstbeherrschung. Wenn Türen knallen und irrationale Streitigkeiten ausgefochten werden brauchen Eltern Nerven aus Stahl. Und die Gewissheit, dass die Pubertät vorübergeht und unsere Kinder uns eigentlich ziemlich lieb haben – auch wenn sie es gerade nicht zeigen können.
Die Balance von Nähe und Freiraum
Es gibt kein Universalrezept, wie viel Nähe und wie viel Freiraum jede:r einzelne Teenager:in braucht. Und das kann sich auch mal ganz schlagartig von einer Sekunde auf die nächste ändern. Wichtig ist jedoch zu signalisieren, dass man als Elternteil da ist. Verständnis zeigen und gleichzeitig Grenzen setzen, die oder den Jugendliche:n ernst nehmen.
Sechs Tipps für den Alltag
Hier kommen sechs Tipps für den Alltag, die Teenies und Eltern stärken:
Tipp 1: Teenager:innen ernst nehmen
Die Pubertät ist eine ziemlich turbulente Findungsphase. Und wahrscheinlich schauen sich die wenigsten von uns Bilder ihrer eigenen Teenie-Jahren an oder lesen Tagebucheinträge, ohne zumindest ein wenig darüber zu schmunzeln. Teenager:innen haben ihre eigenen Vorstellungen und die sollten Eltern möglichst akzeptieren. Es ist wichtig, die eigenen Kinder auch in ihrer Rolle als Erwachsene anzuerkennen und ihnen zu zeigen: Ich unterstütze dich.
Tipp 2: Badezimmertür abschließen
In der Pubertät entwickeln Teenager:innen ein natürliches Schamgefühl. Der Körper verändert sich so stark, da müssen sie erst einmal selbst hinterherkommen und sich daran gewöhnen. Das braucht Zeit und dabei ist es für Teenies einfach inakzeptabel, wenn die Eltern unangemeldet reinplatzen, sich "schnell mit ins Bad stellen" oder nackt durch die Wohnung laufen. Gönnt euren Kindern diesen Raum und ihre Intimsphäre.
Tipp 3: Ehrlichkeit siegt
Der schlimmste Albtraum vieler Eltern ist es, nicht zu wissen, wo sich der Nachwuchs so herumtreibt. Teenies verstehen häufig nicht, dass das mehr mit Sorgen machen als mit Kontrollzwang zu tun hat. Daher ist es wichtig, eine Grundlage zu schaffen, die auf Ehrlichkeit und Vertrauen beruht. Wer ehrlich sagt, wo sie oder er hingeht, darf mit der Zeit immer mehr. Findet man aber einmal heraus, dass gelogen wird, sind die Freiheiten vorbei. Wichtig dabei: Die Wahrheit dann auch aushalten und nicht verurteilen, was Teenies in ihrer Freizeit so treiben.
Tipp 4: Nicht klammern
Ja, es ist manchmal wahnsinnig schwer auszuhalten, dass "die Kinder so schnell groß werden". Aber das lässt sich nicht aufhalten und daran festzuhalten, wie "süß und unschuldig" der Nachwuchs mal war, macht das Verhältnis zwischen Eltern und Kind tendenziell nicht besser. Es ist daher wichtig, Teenager:innen nicht unbedingt zu zeigen, wie schwer es uns als Eltern fällt, sie loszulassen. Sie brauchen jetzt das Gefühl, dass wir sie in dieser schwierigen Entwicklung unterstützen und für sie da sind, aber nicht zurückhalten. Das kann manchmal eine schmale Gratwanderung sein.
Tipp 5: Vorbilder sind jetzt andere
Eltern sind in der Pubertät meist nicht die Rolemodels ihrer Kinder. Die Abgrenzung vom Elternhaus ist ein wichtiger Schritt zur Selbstständigkeit und prinzipiell finden Teenies vieles, was ihre Eltern machen, per se langweilig, peinlich oder doof. Das müssen wir jetzt aushalten. Trotzdem ist es wichtig, zum Beispiel überzogene Schönheitsideale in den sozialen Medien gemeinsam zu hinterfragen und klar zu machen, dass die Realität anders, und dabei genauso schön, aussieht.
Tipp 6: Eigene Grenzen abstecken
Bei aller Liebe und allem Support dürfen, und sollten, wir auch klare Grenzen ziehen. Teenager:innen probieren aus, wie weit sie gehen können. Und wer hier ganz ohne abgesteckte Grenzen durch die Pubertät schwebt, verliert schnell die Orientierung. Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen, müssen nicht alles gutheißen. Aber wir sollten, wenn möglich, trotzdem immer auf Augenhöhe mit unseren Kindern darüber sprechen und versuchen, auch ihren Standpunkt zu verstehen.
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