Angst und Panik können an uns nagen und uns beruflich und privat richtig im Weg stehen. Welcher Angst-Typ bist du? Mach den von Buchautorin Mona Schnell entwickelten Kaninchen-Test!
Irrationale Ängste – übersetzt in Kaninchen-Kategorien
Bist du schon angstfrei oder jagst du noch Kaninchen? Was für Kaninchen? Ich spreche von kleinen und unnötigen Angsthäschen. Diese fiesen Biester, die sich ganz dicht an dich ran schleichen und Stück für Stück dein Selbstbewusstsein anknabbern. Kennst du nicht? Du lügst! Oder du hast einen Sechser im Emotionslotto – mit Zusatzzahl. Denn spätestens nachts, wenn der Körper runterfährt und nicht mehr so viele Glückshormone ausschüttet, wie den Tag über, dann kommen die bösen Nager aus ihren Löchern gekrochen.
1. Angst vor Veränderung: Alles soll bleiben, wie es ist
Da wäre zum Beispiel das Traditions-Kaninchen, das so gar nicht mit Veränderungen im Leben klarkommt und dir immer wieder sagt: das Risiko ist zu hoch. Es sitzt mit seinem Hinter dick und fett auf deiner Brust und nimmt dir die Luft zum Atmen, wenn du über einen Jobwechsel nachdenkst, darüber, in eine andere Stadt umzuziehen oder vielleicht, dich aus einer unglücklichen Beziehung zu befreien.
2. Angst vor Versagen: Fehler sind nicht vorgesehen
Sein bester Kumpel: Das Schiefgeh-Kaninchen. Denn sobald wir etwas verändern, könnte das ja ein Fehler sein. Dass etwas schiefgeht, ist in unserer Gesellschaft aber zunächst nicht vorgesehen. Wir streben stets nach Perfektion. Wenn dann doch einmal etwas in die Hose geht, bleibt Frust und Charme zurück – und das flauschige Schiefgeh-Kaninchen, das wir vor lauter Angst davor, Fehler zu machen, einfach immer weiter streicheln. Dabei ist Scheitern nun wirklich keine Schande. Das Gelingen können wir nämlich oft nicht selbst beeinflussen. Es gibt immer auch Faktoren, die außerhalb unseres Einflussbereichs liegen.
3. Angst vor Armut: Ich geh pleite
Ein ganz besonderer Fiesling ist das Keine-Kohle-Kaninchen, das immer, wenn wir uns was gönnen oder leisten auf unserer Schulter sitzt und sagt: Muss das wirklich sein? Und selbst wenn wir trotzdem das Portemonnaie zücken, lässt der lästige Nager nicht zu, dass wir es wirklich genießen können. Ja, vielleicht haben wir von unseren Eltern gelernt, jeden Cent lieber zweimal umzudrehen und ja, man muss auch nicht wirklich alles haben, was man begehrt. Es gibt aber auch keinen Grund dafür, bei einer kleinen Flaute gleich die große Pleite zu wittern. Und in sich selbst zu investieren, ist immer eine gute Idee.
4. Angst vor Einsamkeit: Keine Sau interessiert sich für mich
Sehr häufig schaut auch das Kein-Kontakt-Kaninchen bei uns vorbei, dass uns die Angst vor Einsamkeit durch Mark und Bein fahren lässt. Sein Zeitplan ist tückisch. Denn es kommt immer genau dann angelaufen, wenn wir sowieso schon im Weltschmerz versunken sind. Es sagt dir: Keiner interessiert sich für dich – was hast du nur falsch gemacht im Leben? Und so liegen wir dann alleine im Bett und lassen uns vor lauter Unglück den Schlaf rauben.
5. Angst vor dem Tod: Hilfe, ich sterbe!
Oder gibt es für die Schlaflosigkeit vielleicht einen noch ernsteren Grund? Hast du auch schon einmal bei einer kleinen Schnittwunde gegoogelt, was die so alles an Auswirkungen haben kann? Lebst du seither in ständiger Angst vor Phlegmonen oder einer Blutvergiftung, wenn du dich an Papier oder scharfen Klingen geritzt hast? Dann kennst du sicherlich das Apotheken-Umschau Kaninchen. Gerade noch in Deutschlands "führendem" Medizin-Blättchen geblättert, schon sind Lungenentzündung, Niereninsuffizienz oder Gehirntumor im Anmarsch. Das Nagerchen, das gerne Gras frisst, versetzt uns in höllische Angst vor Viren, Bakterien und allem anderen, was uns viel zu früh ins Gras beißen lässt.
Welches Karnickel sich auch immer an dich heranschleicht, wenn du es am wenigsten brauchen kannst, sie haben eines gemeinsam: Sie sind objektiv betrachtet irreal und trotzdem schlagen sie hinterhältig und gemein zu. Wir fühlen uns ihnen gegenüber ausgeliefert und hilflos.
Irrationale Ängste besiegen: die "Kaninchenjagd"
Schluss mit der Hilflosigkeit und dem Ausgeliefertsein. Ab heute gehen wir auf Kaninchenjagd. Und wir geben nicht auf, bis wir alle Hasen gekillt haben. Für alle, die jetzt schon kurz davor sind, den Tierschutzverein anzurufen. Wir sprechen hier natürlich nur ganz bildlich. Ich bin sogar Veganerin und Ralf streichelt gerne gemeinsam mit seinen Töchtern Kaninchen, wann immer möglich. Aber wir haben gelernt, nicht mehr wie ein Kaninchen schockstarr vor der Schlange zu stehen. Und so bekommst auch du das hin:
Tipp 1: Gib deinem Kaninchen einen Namen
Wir neigen dazu, etwas dann erst so richtig fassen zu können, wenn wir es beim Namen nennen. Wenn also einer der bösartigen Nager zuschlägt, gib ihm einen Namen, der dir gefällt. Mein Kaninchen heißt Freddy und wie sein berühmter Namenspate Freddy Krüger aus Nightmare on Elmstreet ist er nachtaktiv. Er ist ein Straßenmix aus Keine-Kohle- und Schiefgeh-Kaninchen und sehr anhänglich. Er liegt neben mir auf einem Kissen auf dem Fußboden. Und immer, wenn ich nicht einschlafen kann, kommt er unter meine Decke gekrochen und bleibt so lange, bis ich ihn laut ermahne. Meist muss ich das zwei- oder dreimal tun. Doch dann trollt er sich in der Regel wieder auf seinen Platz.
Tipp 2: Gehe bewusst neue Wege
Wer seine Routinen verändert, wird flexibler im Kopf und hat somit die beste Waffe gegen zahlreiche Angsthäschen. An Altem festzuhalten mag schön sein, wenn wir in Erinnerungen schwelgen wollen. Da wir aber niemals stehenbleiben können, ist es ratsam, Veränderungen selbst in Angriff zu nehmen, anstatt sich von ihnen beuteln zu lassen. Wie das geht? Ich hab‘ zum Beispiel einen Veränderungstag eingerichtet. Jeden Sonntag mache ich etwas, das ich noch nie zuvor in Angriff genommen habe und freue mich, wenn schöne neue Sachen passieren. Letzte Woche zum Beispiel war ich im Blankeneser Treppenviertel in einem Café, das ich zuvor noch nie besucht habe. Ich saß keine zehn Minuten, da kam eine Studienkollegin vorbei, die ich seit mindestens acht Jahren nicht mehr gesehen hatte. Schön war’s.
Tipp 3: Was wäre, wenn ... – die Mr. Bean-Taktik
Ein echter Kaninchen-Killer ist die Frage "Was wäre, wenn ...". Wir nennen das die Mr. Bean-Taktik, weil Rowan Atkinson in dieser Rolle der Meister darin ist, sich in alles Mögliche rein zu steigern. Mach‘ also dein Problem gedanklich immer größer und größer – so lange, bis du es ad Absurdum geführt hast. An irgendeiner Stelle merkst du in der Regel, dass deine Sorgen halb so wild und irrational und im Höchstfall kleine oder größere Hürden darstellen, die du geschickt überwinden kannst.
Für alle, die sich von ihrer Angst befreien wollen, ein Ratgeber mit Humor: "Kill dein Kaninchen! Wie du irrationale Ängste kaltstellst (Dein Leben)" von Mona Schnell und Ralf Schmitt.
Gabal Verlag, 19,90 Euro.