Häufig folgen wir gewohnten Verhaltensmustern, die nicht gut für uns sind. Wie uns die Alexander-Technik dabei helfen kann, gelassener zu werden und Stress abzuschütteln.
Alexander-Technik: Deine Haltung ist dein Erfolg
Beruf, Familie, Schule oder Uni – in unserem Alltag geht es hektisch zu und wir begegnen immer neuen Herausforderungen. Häufig reagiert unser Körper darauf mit Anspannung oder innerem Stress. Es entwickeln sich Gewohnheiten, die die Art und Weise, wie wir uns bewegen, wie wir denken, sitzen, stehen, schreiben, lesen oder sprechen, bestimmen. So entstehen auch Verhaltensmuster, die nicht gut für uns sind. Zum Beispiel innere Unruhe in bestimmten Situationen oder eine zu starke Anspannung der Muskeln. Diese "schädlichen Gewohnheiten" fühlen sich nach einiger Zeit vertraut und damit "richtig" an – weil wir es immer so machen. Tatsächlich schränken sie uns aber stark ein und können längerfristig zu Verspannungen, Schmerzen, Haltungsschäden, Nervosität und Erschöpfung führen.
Mit der Alexander-Technik zur Veränderung
Die Alexander-Technik kann uns helfen, gewohnheitsmäßige Einschränkungen im Verhalten, der Bewegung und im Denken zu erkennen, zu überwinden und schließlich Raum für Veränderungen zu schaffen. So entstehen mehr Gelassenheit und Ausgeglichenheit, auch in der Begegnung mit anderen Menschen und bei der Bewältigung neuer Herausforderungen. Entwickelt wurde die Methode vom australischen Schauspieler und Autor Matthias Alexander (1869–1955).
Veränderung beginnt beim Status Quo
Wann immer wir etwas verändern möchten, müssen wir erst einmal verstehen, wieso es eigentlich gerade so ist, wie es ist. Das bedeutet auch, (unbewusste) Gewohnheiten zu identifizieren und zu verändern. Die Alexander-Technik setzt dabei an unserer Haltung an. Egal, ob du bei der Haltung zuerst an die innere oder äußere Haltung, an die Einstellung oder die Körperhaltung denkst – beides ist richtig. Und hängt enger zusammen, als wir es im ersten Moment vielleicht vermuten würden.
Positive Haltung = positive Gedanken?
Der Aussage, dass ein Gedanke sich auch in der Körperhaltung widerspiegelt, stimmen die meisten meiner Kund:innen in meiner Arbeit als Coachin zu. Bin ich traurig, hängt der Kopf. Bin ich fröhlich, bewege ich mich erhobenen Hauptes durch die Welt. Die Wenigsten machen sich jedoch bewusst, dass dieser Zusammenhang auch umgekehrt funktioniert. Nehme ich also eine eingesunkene Körperhaltung ein, fallen mir selten kreative Lösungen ein. Richte ich mich allerdings auf und lächle ein wenig, dann fällt es mir leichter, mich auf das Positive zu konzentrieren.
Können wir so rational sein?
"Sich auf das Positive konzentrieren" – das klingt oft einfacher, als es ist. Immerhin haben auch unsere Emotionen noch ein Wörtchen mitzureden. Evolutionär sind Emotionen ein Weg unseres Systems, äußere Reize sehr schnell und meist unbewusst zu bewerten und entsprechend darauf zu reagieren: Die Angst vor dem wilden Bären und der Ekel vor verdorbenem Essen warnen uns vor Gefahren für Leib und Leben. Umgekehrt können wir uns einem Menschen, den wir lieben, unbesorgt anvertrauen.
Auch Gedanken lösen Emotionen aus
Manchmal ist die Gefahr jedoch gar nicht real. Fehlt ein äußerer Reiz, so lösen wir auch mit unseren Gedanken und Vorstellungen von etwas oder jemandem Emotionen aus. "Der Kollege sollte seine Sachen pünktlich liefern" oder "Die Firma sollte nicht schon wieder umstrukturieren". Diese Gedanken lösen Ärger oder Angst aus. Solche Emotionen bildet unser Körper ab, vielleicht spannt er sich an, und sie werden in Form unserer äußeren Haltung und Mimik auch non-verbal für andere sichtbar.
Anders denken ist nicht leicht
Der erste Ansatz ist meistens, dass wir unsere Gedanken ändern wollen. Dahinter liegen jedoch Werte. Und die Bewertungen sind uns meist nicht auf Anhieb bewusst – denn dass wir so denken, ist ja „normal“. Das ist jahrelang geübt. Und die Vorstellung, dass andere etwas anders sehen könnten, ist ohne einen äußeren Spiegel in Form einer anderen Person oder ein hohes Maß an Selbstreflexion für gewöhnlich nicht gegeben. Der Weg der Veränderung ist also nicht selten von inneren Konflikten geprägt und somit langwierig.
Du hast IMMER die Möglichkeit zu wählen
Ein gangbarer Weg ist, bei hinderlichen, stressenden Gedanken, die vielleicht Ärger oder Angst auslösen, erst mal ein STOPP zu setzen. Innezuhalten und sich dann zu überlegen – was will ich mit dieser Situation jetzt tun. Denn ich habe IMMER eine Wahlmöglichkeit: Will ich mich ärgern oder aufregen? Oder will ich meine Energie in die Dinge leiten, die ich beeinflussen kann? Das mag beim ersten Mal schwierig sein, weil wir unserer Gewohnheit folgen wollen. Doch Gewohnheiten ändern sich und schon bald wird es sich vertraut anfühlen, neue Wege zu gehen.
Kopf hoch, Brust raus – auch die Körperhaltung steuert unsere Gefühle
Um deine Energie an dieser Stelle in die richtige Richtung zu leiten, ändere erst einmal die äußere Haltung: Tu so als ob alles in Ordnung wäre! Geh in eine aufrechte, offene und vielleicht sogar fröhliche Haltung mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Und schon entsteht mehr Raum im Kopf, um auch zu einer lösungsorientierten inneren Haltung zu kommen.
Der 3-Schritte-Plan
- Lass dein Gehirn nicht unbeaufsichtigt – sei dir deiner hinderlichen Gedanken bewusst und ändere sie Schritt für Schritt.
- Mach dir deinen Körper zum Verbündeten – nimm eine positive Körperhaltung ein.
- Sei neugierig, was entsteht und vertraue deinem neuen Plan.
Das Neue willkommen heißen
Gerade Schritt drei ist extrem wichtig. Denn alte Muster sind stark. Insbesondere wenn sich das „Neue“ ungewohnt und komisch anfühlt neigen wir dazu, wieder in das vertraute Muster zurückzugehen. Es braucht also echtes Vertrauen in die neue Vorgehensweise, Spaß am Experimentieren und das Zusammenspiel von Wahrnehmung, Körper, Denken, Fühlen und Handeln.
Es lohnt sich
Warum lohnt es sich, den Weg so zu gehen? Normalerweise sind wir in unserem Tun sehr auf ein Ziel fixiert. Ziele sind auch wichtig und gut. Allerdings trägt diese Zielfixierung nicht selten dazu bei, dass wir bei Widerständen nicht die Mittel ändern, sondern die Anstrengung verdoppeln. Das ist auf Dauer sehr aufreibend. Die Alexander-Technik ebnet uns mit der Veränderung unserer Haltung einen Weg, in stressigen Situationen zu handeln und nicht nur zu reagieren.
Warum also nicht neue Mittel ausprobieren und sich davon überraschen lassen, was auf dem Weg noch so vorbeikommt? Und an welchem vielleicht noch viel besseren Ziel du landest?
Über die Autorin:
Sabine Grosser gründete 2011 das Unternehmen IKOS, um mehr Gesundheit in Unternehmen zu bringen. Als Business Master Coach und Alexander-Technik Lehrerin berät und trainiert sie Unternehmen und Privatpersonen darin, wie sie gesund und erfolgreich in die Zukunft gehen. Die studierte Betriebswirtin und frühere Marketingleiterin ist überzeugt, dass nur in einem wertschätzenden Unternehmensklima langfristig gute Leistungen erbracht werden können.
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