Ihr habt tolle Verabredungen und du merkst immer mehr, dass ihr auf einer Wellenlänge seid? Dann kommt vielleicht schon bald die Frage, ob ihr eine Beziehung eingehen möchtet. Vor diesem Schritt haben viele Respekt. Diese 10 Grundsätze einer Beziehungscoachin können helfen.
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Du bist dir sicher, die Partnerin oder den Partner fürs Leben oder zumindest für den Moment getroffen zu haben? Eine neue Beziehung einzugehen kann wunderschön sein: ein aufregender Mensch, der in all seinen Facetten entdeckt werden will, neue Erfahrungen und Glückshormone sorgen für Lebensfreude. Trotzdem lauern Fallstricke und Missverständnisse, die das Liebesglück auf eine harte Probe stellen können. Hier kommen die zehn wichtigsten Tipps von Beziehungscoachin Nina Deißler für den Beginn einer Beziehung.
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Tipp 1: Akzeptiere deine:n Partner:in
Die Basis jeder gesunden Beziehung ist, dass beide einander so akzeptieren, wie sie sind. Versuche nicht, deine:n neue:n Partner:in zu ändern. Du lebst vegetarisch, doch sie oder er isst gerne Fleisch? Du kaufst ihr oder ihm neue Shirts, weil dir der Kleidungsstil nicht gefällt? Wenn diese Punkte ein Problem für dich sind, stelle dir noch einmal ehrlich die Frage, warum du dich gerade in diese Person verliebt hast – oder gerade verliebst. Tatsächliche Konflikte solltest du nicht vermeiden, sondern ehrlich ansprechen – aber der Versuch, die Partnerin oder den Partner in seinen Eigenheiten mehr oder weniger subtil zu verändern, ist meistens nicht erfolgreich. Und keine gesunde Grundlage für eine Beziehung, im Gegenteil: Wenn Menschen spüren, dass jemand versucht, sie zu verbiegen, ergreifen sie meistens eher die Flucht. Und du möchtest doch auch, dass deine Partnerin oder dein Partner dich so liebt, wie du bist, oder?
Tipp 2: Ex-Partner:innen sind Vergangenheit
Ex-Beziehungen prägen uns und unsere Beziehungsmuster, keine Frage. Trotzdem ist es wichtig, Gedanken an deine:n Ex-Freund:in hinter dir zu lassen, wenn du eine neue Beziehung beginnst. Vergleiche zwischen der aktuellen und vergangenen Beziehung sind meist nicht nur unfair, sondern auch nicht konstruktiv. Vermeide, dass dein:e Ex-Partner:in durch beständige Erwähnung die oder der Dritte im Bunde wird. Wenn die Situation passt, sprich sachlich und mit der notwendigen Distanz über Verflossene. Ein ehrliches Gespräch über die Gründe, warum es vermutlich nicht geklappt hat, zeigt, dass du mit der Ex-Beziehung abgeschlossen hast, und gibt euch die Möglichkeit, etwas über die Erfahrungen des oder der anderen zu lernen.
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Tipp 3: Enge deine:n Partner:in nicht ein
Ständige Nachrichten und Anrufe gehören nicht für jede:n zur Anfangsphase einer Beziehung. Wer eine dauerhafte Beziehung eingehen möchte, muss es auch einmal aushalten können, wenn das Telefon ein paar Stunden schweigt. Jetzt ist der Zeitpunkt, um die Balance aus Nähe und Distanz zu finden, die beide glücklich macht. Spielt dabei keine Spielchen miteinander und respektiert die Bedürfnisse der oder des Anderen. Die Intensität eures Kontaktes sagt nichts über die Qualität eurer Beziehung aus. Das zu erkennen ist ein wichtiger Schritt.
Tipp 4: Die Mischung aus Nähe und Distanz
Eine Beziehung einzugehen bedeutet für viele, so viel gemeinsame Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. Völlig normal, dass in dieser Phase Zweisamkeit eine wichtige Rolle spielt. Trotzdem solltet ihr darauf achten, dass genug Zeit für eigene Hobbys und Freund:innen bleibt. Sicherlich kennt jede:r Beispiele, in denen wir frisch verliebte Freund:innen kaum noch zu Gesicht bekommen und alles außerhalb der Beziehung von jetzt auf gleich unwichtig zu werden scheint. Das kann nicht nur für das Umfeld verletzend sein, sondern endet nicht selten in einer ungesunden Abhängigkeit voneinander. Behalte die Treffen mit Freund:innen oder den Besuch im Fitnessstudio mit der Lieblingskollegin auf jeden Fall bei und ermutige auch deine Partnerin oder deinen Partner dazu, weiterhin eigenen Aktivitäten nachzugehen.
Tipp 5: Den Rückzugsort deine:r Partner:in respektieren
Auch hier geht es um Freiräume. Es ist völlig in Ordnung, eine Zahnbürste und Wäsche zum Wechseln in der Wohnung deiner neuen Partnerin oder deines neuen Partners zu deponieren. Vermeide jedoch den Eindruck, dass du gleich die ganze Wohnung übernimmst. Frag doch mal, ob es vielleicht eine Schublade für ein paar deiner Sachen gibt und biete im Gegenzug bei dir auch eine an. Persönlicher Raum – sowohl physisch als auch emotional – sind für jede:n von uns wichtig, für manche mehr, für andere weniger. Begegnet euch gegenseitig mit Verständnis für die Bedürfnisse des oder der andere:n.
Tipp 6: Sorge von Anfang an für Klarheit – ehrlich und respektvoll
Ehrliche und respektvolle Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil jeder gesunden Beziehung. Achte darauf, wie in den ersten Tagen und Wochen Konflikte entstehen und gelöst werden, denn das ist häufig die Vorlage für den Rest der Beziehung. Scheut euch nicht, von Anfang an zusammen ein paar "Spielregeln" festzulegen, an die sich beide halten. Wenn du zum Beispiel schlechte Erfahrungen mit einer/einem eifersüchtigen Ex-Partner:in gemacht hast, dann kläre mit deiner neuen Partnerin oder deinem neuen Partner direkt, dass das für dich ein Thema ist, von dem du dir wünschst, dass es in eurer Beziehung weniger Raum einnimmt. Kommunizierst du hier nicht offen, kann es sein, dass deine persönlichen Grenzen immer wieder überschritten werden. Redet darüber, wenn ihr beide in guter Stimmung seid und bleibt liebevoll und offen dabei, dann funktioniert es am besten.
Tipp 7: Seid bereit für Kompromisse
Verletzt oder stört dich das Verhalten deine:r Partner:in, ist es vollkommen in Ordnung und auch wichtig, das zu kommunizieren. Stimmt es grundsätzlich zwischen zwei Menschen, sorgen klare Grenzen für einen deutlich strukturierteren Beziehungsrahmen und langfristig für mehr Stabilität. Natürlich sind solche Situationen nicht immer eindeutig: Wenn die Meinungen mal auseinandergehen, ist es wichtig, sich gegenseitig nicht in eine Ecke zu treiben. Trefft euch in der Mitte und sucht nach Lösungen, die euch beiden gerecht werden oder die ein "Heute ich, morgen du" ermöglichen. Manchmal ist die Lösung ganz anders, als du es erwartest – doch es gibt eine, wenn du offen für Kompromisse bist und bereit bist, deine Wünsche klar auszusprechen.
Tipp 8: Stehe zu deinen Wünschen, aber versteife dich nicht
Sicher teilt ihr schon am Anfang Wünsche, Ideale und Vorstellungen. Direkt zu Beginn der Beziehung Jahre in die Zukunft zu planen, kann euch beide jedoch verunsichern. Gebt euch gegenseitig Raum, um eure Wünsche zu ergründen und klar zu formulieren. Steht zu ihnen, aber sprecht Themen wie Familienplanung oder den Wunsch, zu heiraten, in einem passenden Rahmen an. Klärt für euch, was ihr euch beide für die Zukunft vorstellt. Wenn eine:r von euch schon weiß, dass er oder sie niemals Kinder bekommen möchte, die oder der andere aber schon, ist das ein heikles Thema: Zu hoffen, dass die Partnerin oder der Partner sich in dieser Hinsicht ändert oder euren Wünschen beugt, macht eine Beziehung auf Augenhöhe schwierig und funktioniert nur selten. Mein wichtigster Rat, wenn du dir eine Familie wünschst: Mache kein Geheimnis daraus, aber auch keine zu große Sache. Du wünschst dir eine:n Partner:in und eine Familie. Es gibt tausende Frauen und Männer, die das auch tun und du wirst jemanden finden, die oder der dasselbe möchte wie du. Dasselbe gilt, wenn du keine Kinder möchtest.
Tipp 9: Geben und (An)nehmen
Viele hatten vermutlich schon einmal eine Partnerschaft, die sich nach sechs Monaten bereits wie zehn Jahre Ehe anfühlte. Für manche ist das schön, andere Paare sehnen sich nach mehr Abwechslung und Abenteuer. Werdet doch mal kreativ: Überrascht euch regelmäßig, zum Beispiel mit einem romantischen Picknick am See. Noch wichtiger als das Geben in der Beziehung ist jedoch das (An)nehmen: Dein:e Partner:in fühlt sich gut und wertvoll, wenn sie oder er den Eindruck gewinnen kann, ebenfalls gebraucht zu werden. Also: Ruhig auch mal um Hilfe bitten, sich verwöhnen oder überraschen lassen.
Tipp 10: Vergiss deinen Stolz!
Ich habe meinen Mann Claudius vor 13 Jahren kennen- und lieben gelernt und er hat mir tatsächlich direkt beim zweiten Date einen Heiratsantrag gemacht. Auch wenn wir alle neun Tipps von oben beachtet haben, wäre unsere Ehe gescheitert, hätten wir uns nicht an diese kleine "Extra-Regel" gehalten. Einer der häufigsten Fallstricke, an denen Beziehungen scheitern, ist falscher Stolz. Die Angst, das Gesicht zu verlieren, wenn man der Partnerin oder dem Partner gegenüber zugibt, einen Fehler gemacht zu haben und deshalb am "Recht haben" festhält. Es ist normal, dass in einer neuen Beziehung irgendwann unsere alten Muster zum Vorschein kommen, wir kindisch, rechthaberisch oder kleinlich sind. Plötzlich fühlst du dich missachtet und bist tödlich beleidigt, wirst patzig oder verweigerst vernünftige und respektvolle Kommunikation – all das sind Verhaltensweisen, die wir aus der Kindheit mitschleppen und die mit unserer jetzigen Partnerschaft überhaupt nichts zu tun haben. Hab die Größe, das zu bemerken, mit deiner Partnerin oder deinem Partner darüber zu sprechen und etwas dagegen zu tun. Sie oder er wird dich besser verstehen und ihr könnt Probleme gemeinsam in Angriff nehmen.
Wenn du diese Tipps beachtest, kann deine Beziehung das tun, wofür sie am besten geeignet ist: wachsen! Und das wünsche ich dir von Herzen.
Über die Autorin:
Nina Deißler weiß: "Traumpartner:innen finden" – das ist so eine Sache… "Traumpartner:in werden" ist deutlich erfolgreicher!
Nina Deißler ist Deutschlands Nr. 1 Expertin für erfolgreiche Partner:innensuche und beschäftigt sich schon lange als Coachin, Trainerin und Autorin mit dem Thema. Gemeinsam mit ihrem Mann Claudius Mach veröffentlichte Nina Deißler 2014 das Buch "Für immer verliebt. Was Paare wirklich glücklich macht." Sie schreiben darüber, dass eine romantische Liebesgeschichte zwar toll ist, aber zu einer erfolgreichen Beziehung etwas mehr gehört, als "nur" die richtige Partnerin oder den richtigen Partner zu finden.
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