Unfruchtbarkeit: Wenn eine Schwangerschaft sich nicht einstellt, liegt in etwa 40 Prozent der Fälle die körperliche Ursache bei der Frau. Viele kann man behandeln.
Unfruchtbarkeit - wieso werde ich nicht schwanger?
Liegt es an mir oder an ihm? Mediziner sprechen von primärer Sterilität, wenn eine Frau trotz ungeschütztem Sex noch nie schwanger geworden ist. Bei etwa 40 Prozent der Fälle ungewollter Kinderlosigkeit liegen die körperlichen Ursachen bei der Frau. Viele davon sind behandelbar. Hier eine Übersicht über die häufigsten Unfruchtbarkeits-Ursachen bei Frauen.
Endometriose
Was ist das? Eine gutartige, chronische Krankheit, bei der sich Wucherung von gebärmutterähnlichem Gewebe im Bauchraum befinden. Bei 25 bis 50 Prozent der Kinderwunschpatientinnen ist sie ein oder der Grund dafür, dass sie nicht schwanger werden. Symptome sind zum Beispiel Schmerzen beim Sex oder sehr starke Regelschmerzen. "Wer die Periode nur mit Tabletten übersteht, hat in etwa 40 Prozent der Fälle eine Endometriose", sagt der Gynäkologe Professor Frank Nawroth.
Behandlung: Die Behandlungsmöglichkeiten von Endometriose sind vielfältig. Die Therapieansatz hängt von dem Alter der Frau*, der Stärke der Beschwerden sowie dem Stand der Familienplanung ab. Besteht ein akuter Kinderwunsch, so gibt es die Optionen einer künstlichen Befruchtung oder einer Operation unter Vollnarkose. Während der Operation werden alle Endometrioseherde entfernt. Es sollte danach direkt mit der Kinderwunschbehandlung begonnen werden, da die Endometrioseherde nachwachsen können.
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Zyklusstörung
Was ist das? Es können keine Eizellen heranreifen, weil der Hormonhaushalt gestört ist. Eine mögliche Ursache dafür ist das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS). Diese Patientinnen haben zu viele männliche Hormone im Blut oder Hautprobleme wie Akne, Haarausfall oder starke Körperbehaarung. Frauen mit starkem Übergewicht neigen eher zum PCOS. Aber auch eine bestehende oder frühere Essstörung kann den Zyklus beeinträchtigen. Bei Magersucht oder Bulimie versucht der Körper, Energie zu sparen, indem er die Produktion der Eisprung auslösenden Hormone LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon) herunterfährt. "Auch wenn die Essstörung länger zurückliegt, kann der Zyklus später nachhaltig gestört bleiben. Das ist in etwa 15 Prozent der Fälle so", sagt Frank Nawroth.
Behandlung: Hormone in Tablettenform und bei einer bestehenden Essstörung eine umfassende Therapie.
Eileitererkrankung
Was ist das? Nur wenige Erreger schaffen es durch den Muttermund in die Gebärmutter. Zu ihnen gehören Chlamydien – Bakterien, die Eileiterentzündungen und in der Folge verklebte Eileiter verursachen können. Im Fall einer Chlamydienerkrankung muss auch der Partner mitbehandelt werden. Manchmal ist der Verlauf der Infektion aber so unauffällig – die Symptome einer Chlamydieninfektion sind grippeartig oder Bauchschmerzen –, dass man sie nicht bemerkt.
Behandlung: Ein Bluttest zeigt, ob eine mitunter Jahre zurückliegende Erkrankung die Ursache ist, die man aber nicht mehr behandelt. Im Urin oder Abstrich vom Muttermund lässt sich eine akute Infektion nachweisen, die man mit Antibiotika behandeln muss. Per Ultraschall oder Bauchspiegelung wird untersucht, ob die Eileiter durchlässig sind. Sind die Eileiter unwiederbringlich erkrankt, bleibt die In-vitro-Befruchtung (siehe Seite 34).
Myome
Was ist das? Die kleinen, gutartigen Knoten im Muskelgewebe der Gebärmutter kommen bei rund 30 Prozent der Frauen vor, mit zunehmendem Alter häufiger. In manchen Fällen verhindern sie, dass sich eine befruchtete Eizelle einnisten kann, etwa wenn das Myom in der Gebärmutterhöhle liegt.
Behandlung: Eine ambulante Operation (vor allem bei größeren Myomen) oder Tabletten, die das Hormon Progesteron hemmen, das für das Wachstum von Myomen verantwortlich ist. Die Therapie mit Tabletten kann bis zu zehn Monate dauern, für Patientinnen um die 40 ist daher eine OP sinnvoller.
Vorzeitige Wechseljahre
Was ist das? Die Menopause, die letzte Regelblutung, haben Frauen im Schnitt mit Anfang 50. Tritt sie vor dem 40. Geburtstag ein, spricht man von vorzeitigen Wechseljahren: Die Eierstöcke arbeiten nicht mehr. Behandlungen, die die Fruchtbarkeit wiederherstellen, gibt es nicht. Trotzdem können diese Frauen schwanger werden – etwa mit der Eizellspende.