Unsere Leserin glaubt, ihr Ex ist schwul und unglücklich, weil er sich nicht traut, sich zu outen. Sie will ihm helfen, weiß aber nicht, wie sie sich verhalten soll. Psychologin Berit Brockhausen berät sie.
Svenja, 27: Ich glaube, mein Ex ist schwul. Er würde es nie zugeben, denn wir wohnen in einem kleinen Ort. Ich sehe, wie unglücklich er ist. Kann ich ihm helfen?
Berit Brockhausen: Vorausgesetzt, Ihre Vermutung stimmt, und vorausgesetzt, Ihre Einschätzung ist korrekt, dass er mit Ihnen nicht darüber sprechen wird, dann zählen Sie offenbar nicht zu den Menschen, denen dieser Mensch vertraut oder die er ins Vertrauen ziehen will. Ich schlage vor, das zu respektieren. Was Sie nicht hindern muss, in einer geschützten Gesprächssituation zu erwähnen, dass Sie sich manchmal fragen, ob er schwul sei. Er muss ja nicht darauf eingehen.
Doch ganz ehrlich: Ich kann nicht glauben, dass seine sexuelle Orientierung der Grund für sein Unglück ist. In den Zeiten des Internets gibt es viele Möglichkeiten, damit umzugehen. Es ist seine Entscheidung, sich nicht zur Zielscheibe von dummen Sprüchen im Dorf zu machen. Und es muss ihn nicht hindern, seine Sexualität dennoch befriedigend zu leben.
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Was auch immer ihn unglücklich macht, interessiert es Sie wirklich? Bevor Sie ihn ansprechen, fragen Sie sich selbstkritisch, warum er Ihnen vertrauen sollte und ob Sie es wirklich gut mit ihm meinen. Wenn Sie ihm eine gute Freundin sein wollen, zeigen Sie Ihr Interesse, aber respektieren Sie seine Zurückhaltung. Doch äußern Sie ruhig nachdrücklich Ihre Sorge um ihn: Sie sehen, dass es ihm schlecht geht, und Sie wünschen sich, dass er etwas unternimmt, weil Sie ihm ein gutes zufriedenes Leben wünschen. Fragen Sie ihn, ob Sie ihn irgendwie unterstützen können. Ob er das Angebot annimmt? Wer weiß. Doch mehr können Sie nicht tun.
Berit Brockhausen ist eine der führenden Psychologinnen Deutschlands, Expertin für Beziehungen und Buchautorin. Egal ob Sie Fragen zu Liebe, Familie, Freunden oder Nachbarn haben – hier bekommen Sie eine Antwort.