Sex: Überall hört man, wie viel Spaß er macht und wie gesund er ist. Was ist aber, wenn einem allein beim bloßen Gedanken daran schon schlecht wird?
Sexsorgen – wovor denn genau?
Es gibt eine riesige Bandbreite an Phobien: vor Spritzen, Schlangen, Blut … aber auch vor dem Sex. Wer an der sogenannten Coitophobie leidet, entwickelt eine enorme Angst vor dem Geschlechtsverkehr. Vor allem Frauen befürchten, dabei im Intimbereich verletzt zu werden oder sich mit Geschlechtskrankheiten zu infizieren. Deshalb meiden sie körperliche Nähe und sowohl sexuelle als auch romantische Beziehungen. Oft isolieren sie sich, um sich selbst zu schützen oder die Angst gar nicht erst teilen zu müssen. Das ist häufig nicht der gesündeste Weg.
Meistens äußert sich die Angst ziemlich schnell: Schon erotische Filmszenen oder eine Konversation über Sex können die Coitophobie triggern. Diese verläuft ähnlich wie eine Angststörung. Zu den Symptomen gehören vor allem:
- Panikattacken
- Zitteranfälle
- Übelkeit
- Schweißausbrüche
- Starke Kopfschmerzen
- Körperliche Anspannung, bis hin zu Verkrampfungen
- Depressive Phasen, Depressionen
Laut des "IOSR Journal of Medical and Dental Science" kann sogar in manchen Fällen Fieber in Verbindung mit der Coitophobie auftreten.
Woher kommt die Angst?
Die Sexangst kann viele unterschiedliche Hintergründe haben und der Ursprung in den Tiefen deiner Psyche liegen. Da es nämlich eine ganze Reihe an Faktoren gibt, die deinen Sexualtrieb beeinflussen, ist ein damit verbundener Druck bis hin zur Angst davor völlig naheliegend. Solche Faktoren sind beispielsweise Kommunikation, Erwartungen, Zeit, Selbstsicherheit, Stimmung und Erfahrungen, wie auch auf der Therapieseite Selfapy heißt. Sozial-gesellschaftliche sowie psychologische als auch körperliche Faktoren können die Angst auslösen. Auch Traumata können Trigger sein. Denn es handelt sich bei Coitophobie um ein psychosomatisches Krankheitsbild, bei dem Körper und Geist ganz eng miteinander verbunden sind.
Das Thema geht ganz schön tief
Angst kann man eigentlich vor allem entwickeln. Sie ist laut Wissenschaft von zwei Faktoren abhängig, nämlich der Kindheit und der Genetik. Man geht davon aus, dass etwa ein Drittel des Risikos, an einer psychischen Störung zu erkranken, erblich veranlagt ist.
Schon Sigmund beschäftigte sich bekannterweise intensiv mit der menschlichen Sexualität und ihrer Komplexität. Nach seiner Theorie der Psychoanalyse stammen sexuelle Probleme auch aus der Kindheit. Vor allem wird man diesen ausgesetzt, wenn die Eltern ihrem Kind ein falsches und ungesundes Bild von Sex vermitteln, sei es überpositiv oder übernegativ. In gewisser Hinsicht wird das Kind speziell für das Thema Sex sensibilisiert sein.
Teilweise verwehren Eltern ihren Kindern, sexuell aktiv zu sein, oder reden ihnen ein, dass es etwas Schlimmes und Ekliges sei. Somit verbinden viele Sex mit schlechtem Gewissen, was zur Phobie führen kann. Traumata wie sexueller Missbrauch können auch eine große Rolle spielen, eine Coitophobie zu entwickeln.
Kann man etwas dagegen tun?
Generell muss eine Phobie diagnostiziert werden, da es sich um eine psychische Angststörung handelt. Daher kann eine Therapie in vielen Fällen eine große Hilfe sein – allein schon, um sich austauschen zu können ohne Angst zu haben, verurteilt oder missverstanden zu werden. Je nachdem, wie schlimm sich die Symptome wie Panikattacken oder Krämpfe im Körper äußern, muss die Therapie angepasst werden. Wenn die Angst mit Trauma- und Missbrauchserfahrungen verbunden ist, könnte hinter der Angst vor Sex eine posttraumatische Belastungsstörung stecken. Hier müssen andere therapeutische Maßnahmen angewandt werden als bei der bloßen Coitophobie.
Trotzdem muss Angst vor Sex nicht gleich Sex-Phobie bedeuten. Gerade Teenager haben zum Beispiel Angst vor ihrem ersten Mal Sex oder davor, sich jemand anderem nackt zu zeigen. Die Nervosität ist da aber ganz gewöhnlich und gehört vermutlich auch dazu. Hier gilt: Du musst dich zu nichts drängen lassen, was du nicht willst, und wenn du Angst hast, ist das völlig verständlich und muss akzeptiert werden. Du hast das gute Recht, Nein zu sagen und auf deine Gefühle zu hören. Helfen kann es, offen mit deinem Partner oder deiner Partnerin zu sprechen und deine Sorgen zu teilen: denn communication is key! Am besten setzt du dich auch selbst viel mit dem Thema auseinander: zum Beispiel mit Büchern, Recherchen und Gesprächen, was auch arztphobie.com empfiehlt. So konfrontierst du deine Ängste, integrierst das Thema immer mehr in dein Leben und machst es zu etwas "Normalem". Auf die Weise können Triggerpunkte etwas verkleinert werden.
Generell solltest du dir aber keinen Stress deswegen machen, denn es ist vollkommen okay, wie du dich fühlst. Wenn die Angst deinen Alltag einschränkt, kann es eine wunderbare Option sein, sich Hilfe zu suchen, sei es bei Freund:innen oder Therapeut:innen. Denn du musst damit nicht alleine sein!
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