Geschlechtskrankheiten: Auf dieses Thema hat niemand Lust. Was ihr trotzdem über Syphilis, HIV und Co. wissen solltet, wie ihr euch vor Geschlechtskrankheiten schützt und was zu tun ist, wenn Anzeichen einer Infektion auftreten...
Geschlechtskrankheiten können jede:n erwischen
Let's talk about Sex...uell übertragbare Infektionen, kurz STI. Zugegeben, wir alle würden das Thema wahrscheinlich lieber ignorieren und einfach hoffen, dass es uns nicht erwischt. Das ist aber leider keine gute Idee. Wer Sex hat, sollte sich definitiv auch mit Geschlechtskrankheiten, ihren Symptomen und Möglichkeiten der Übertragung beschäftigen. Denn insgesamt gilt: Die meisten Geschlechtskrankheiten lassen sich gut behandeln und sind nicht dramatisch – wenn man sie früh genug erkennt.
74 Prozent der heterosexuellen Personen haben noch nie einen STI Test gemacht
Wellster – Pride Month STI Survey x Appinio, 2021Tweet
Das sind die häufigsten Geschlechtskrankheiten
Prof.in Dr. Mandy Mangler, Gynäkologin und medizinische Expertin bei der Frauengesundheitsplattform MySummer, erklärt: "Es gibt viele sexuell übertragbare Krankheitserreger. Die häufigsten sind Chlamydien und Gonokokken. Allerdings sind vor allem HIV, Syphilis und einige der Humane Papilloma Viren (HPV) besonders gesundheitsschädlich und eine größere Gefahr für die Patient:innen." Zudem ist in der Schwangerschaft besondere Vorsicht geboten, denn einige Geschlechtskrankheiten können bei der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden.
1. Chlamydien
Eine Chlamydieninfektion gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Schätzungen zufolge infizieren sich jährlich etwa 300.000 Menschen. Das Tückische daran: Bei über der Hälfte von ihnen treten keine Symptome auf, somit bleiben Chlamydien häufig unbemerkt. In der Regel ist eine Chlamydieninfektion über die Einnahme eines Antibiotikums gut behandelbar. Unbehandelt können Chlaymdien bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen.
Podcast Tipp!
“Ich habe mich noch nie so auf Geschlechtskrankheiten gefreut wie heute”, sagt Gianna. Denn in dieser Folge brechen sie und Dr. Alice Martin, Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Gründerin der Telemedizin-App Dermanostic, mit einem Tabu und sprechen ganz offen über Geschlechtskrankheiten.
Chlamydien werden über den direkten Kontakt mit infektiösen Schleimhäuten oder Körperflüssigkeiten, etwa bei ungeschütztem Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr, oder über gemeinsam genutzte Gegenstände wie Sexspielzeug übertragen. Wer intimen Kontakt zu einer infizierten Person hatte, sollte sich unbedingt untersuchen lassen. Bei Frauen unter 25 Jahren zahlt die Krankenkasse einmal jährlich einen Chlamydientest.
2. Gonorrhoe (Tripper), ausgelöst durch Gonokokken
Gonorrhoe, auch bekannt als Tripper, ist ebenfalls eine bakterielle Infektionskrankheit, die die Schleimhäute von Harn- und Geschlechtsorganen befällt. Tripper ist höchstansteckend und bei ungeschütztem Sex und Oralverkehr, bei Fingerkontakt und Petting übertragbar. Symptome können Ausfluss, Juckreiz und Schmerzen beim Sex oder Wasserlassen sein. Tripper ist mit Antibiotika behandelbar.
3. Syphilis
Der Syphilis-Erreger wird vor allem durch intimen Körperkontakt übertragen. Auch eine Ansteckung über Blut oder verunreinigte Spritzen ist möglich. Syphilis verläuft in verschiedenen Stadien. Die Infektion beginnt mit Knötchen und Geschwüren auf der Haut, im Endstadium kann es zu schweren Organerkrankungen kommen. Die Behandlung erfolgt üblicherweise mit Penicillin. Wenn Syphilis früh genug erkannt und behandelt wird, ist die Erkrankung vollständig heilbar.
Lies auch:
- Edging – die Sex-Technik, die für multiple Orgasmen sorgt
- Mein Mann will keinen Sex mehr - was steckt dahinter?
- Sex während der Periode: Hot or not?
- Slow Sex: Was es ist und wie es funktioniert
4. Humane Papillomaviren (HPV)
Beinahe jeder Mensch steckt sich im Laufe seines Lebens mit Humanen Papillomaviren an, entweder beim Geschlechtsverkehr oder auch über loseren Körperkontakt oder in der Sauna. HPV ist eine Schmierinfektion, insgesamt gibt es über 100 verschiedene Varianten, von denen viele Erkrankungen im Genitalbereich verursachen können. Typische Symptome sind Feigwarzen, auch Genitalwarzen genannt. Bestimmte HPV-Typen können Zellveränderungen hervorrufen und im schlimmsten Fall zu Krebserkrankungen führen. Die STIKO empfiehlt daher eine HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche zwischen neun und 14 Jahren.
5. AIDS / HIV
AIDS leitet sich vom Englischen "Acquired Immune Deficiency Syndrome" ab, was soviel bedeutet wie "erworbene Immunschwäche". AIDS beschreibt die Erkrankung, die durch eine Infektion mit dem HI-Virus entstehen kann. Dieser schädigt das körpereigene Immunsystem. Übertragen wird HIV über den Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten wie Sperma und Scheidenflüssigkeit, beim Geschlechtsverkehr oder über Blut. Nach Schätzungen des RKI sind etwa 91.400 Deutsche mit HIV infiziert, von denen heutzutage aber die meisten mit Hilfe einer entsprechenden Therapie und der richtigen Medikamente ein weitestgehend normales Leben führen können. Neben Kondomen kann man sich auch mit einer sogenannten "Prä-Expositions-Prophylaxe" (PrEP) vor einer HIV-Infektion schützen.
6. Hepatitis B
Hepatitis B ist eine Leberinfektion und gehört weltweit zu den häufigsten Virusinfektionen. In Deutschland empfiehlt die STIKO daher eine Hepatitis-B-Impfung als Standardimpfung für alle Kinder. Es gibt verschiedene Formen von Hepatitis. Hepatitis B ist eine Geschlechtskrankheit, die vor allem über Samen- oder Scheidenflüssigkeit bei Vaginal-, Anal-, und Oralsex übertragen wird. Bei Erwachsenen heilt die Infektion meistens von selbst aus und bleibt ohne Folgen, viele bemerken sie nicht einmal. Bei einigen Menschen kann die Erkrankung aber auch chronisch werden und auf Dauer zu schweren gesundheitlichen Folgen führen.
Lies auch:
- Sextrends 2022: Diese Zahlen zeigen, wie wir uns lieben
- Test: Bist du zufrieden mit deinem Sexleben?
- Good to know: Spannendes Wissen über die Klitoris
- Masturbationsmonat: Wir entdecken jetzt unsere G-Fläche...
- Erotische Hörbücher: Wie sie dich zum Orgasmus bringen können
Schutz und Prävention
Kondome und regelmäßige STI-Tests aller beteiligten Partner:innen bieten natürlich keinen vollständigen, aber den bestmöglichen Schutz vor Geschlechtskrankheiten. Mangler weiß: "Prävention ist wichtig: Alle Menschen, die sexuell aktiv sind, können und sollten ein Bewusstsein für die Möglichkeit sich zu schützen entwickeln und das Thema offen kommunizieren." Letzteres ist außerdem unglaublich wichtig, um Geschlechtskrankheiten aus der Tabuzone zu holen. Natürlich müssen Chlamydien kein Smalltalk-Thema werden, aber mindestens mit unseren Ärztinnen oder Ärzten und Sexualpartner:innen sollten wir doch offen über Prävention und Behandlung von STI sprechen können, ohne dass es uns unangenehm ist.
Jede:r Zweite schützt sich mit Kondomen vor STI
Wellster – Pride Month STI Survey x Appinio, 2021Tweet
Wie häufig sollte ich mich testen lassen?
Mangler empfiehlt, immer dann einen Test durchführen zu lassen, wenn begründete Zweifel bestehen, also ein:e Sexualpartner:in auf eine Infektion hinweist oder man selbst Symptome entwickelt. Außerdem sei generell, je nach sexueller Aktivität, ein regelmäßiges Screenings sinnvoll: "Wer viel Sex mit unterschiedlichen Partner:innen hat, kann sich 2-3 Mal im Jahr testen."
Testmöglichkeiten und Ablauf
STI Tests können bei Gynäkolog:innen, Hausärzt:innen, bei Gesundheitsämtern, bei verschiedenen Institutionen, wie etwa der Deutschen Aidshilfe, oder aber auch von zu Hause aus gemacht werden. Hierfür gibt es verschiedene Anbieter, die Testkits für einzelne oder mehrere STI anbieten. Die deutsche Aidshilfe beispielsweise ist Teil des Projekts s.a.m health, das STI Heimtests in Verbindung mit einem persönlichen Beratungsgespräch anbietet.
Die Probe des STI Tests wird, egal, ob sie zu Hause oder mit Hilfe medizinischen Personals entnommen wird, ins Labor gesendet und dort analysiert. Das Ergebnis gibt es dann entweder direkt vom Labor, über eine Beratungsstelle oder die Ärztin bzw. den Arzt. Sollte das Testergebnis positiv sein, können diese auch direkt über Behandlungsmöglichkeiten aufklären und wenn nötig eine ärztliche Versorgung einleiten.
Mehr Themen: