Meditation kann bei Hochsensibilität das ideale Tool sein, zurück ins Gleichgewicht zu finden, wenn man von äußeren Reizen überfordert ist. Worauf Hochsensible beim Meditieren achten sollten.
Mehr Wohlbefinden durch Meditation bei Hochsensibilität
Die Herausforderungen des Alltags machen Menschen, die hochsensibel sind, meist mehr zu schaffen als ihren Mitmenschen. Kaum verwunderlich: denn sie nehmen Reize aus ihrer Umgebung meist intensiver und genauer wahr. Das kann schnell zu einer Überbeanspruchung führen, da Hochsensible zu wenig Distanz zwischen ihre Außen- und Innenwelt bringen können und zu wenig Zeit haben, sich von den Beanspruchungen des Alltags zu erholen. Meditation kann hier eine Schlüsselrolle spielen. Aber werfen wir zunächst nochmal einen kurzen Blick darauf, was Hochsensibilität konkret auszeichnet.
Die drei Dimensionen von Hochsensiblen
Hochsensibilität kann sich durch drei Dimensionen erklären lassen:
- Eine niedrige sensorische Reizschwelle
- leichte Erregbarkeit und
- ästhetische Sensitivität.
Die niedrige sensorische Reizschwelle sagt aus, dass hochsensible Menschen Reize aus ihrer Umgebung häufiger wahrnehmen und diese auch meistens tiefer verarbeitet werden. Schon der Weg zur Arbeit kann für hochsensible Menschen eine wahre Herausforderung sein, weil sie die verschiedenen, meist sehr intensiven Gerüche und vielen laute Stimmen in der U-Bahn verarbeiten müssen – und die können sie meist auch schwer ignorieren. Gleichzeitig nehmen hochsensible Menschen durch ihre leichte Erregbarkeit nicht nur Außenreize wahr, sondern auch verschiedenste Gefühle von Menschen um sie herum – sie spüren es zum Beispiel direkt, wenn jemand neben ihnen gestresst ist. Hier kann es eine Herausforderung sein, diese Gefühle möglichst nicht zu nahe an sich selbst heranzulassen. Zudem besitzen die meisten Hochsensiblen eine größere ästhetische Sensitivität. Ästhetik beschreibt das Empfinden und die Lehre das Schönen. Hiermit ist gemeint, dass hochsensible Menschen, neben vielleicht einer eher störenden Sensibilität in Bezug auf "normale" Alltagssituationen die Fähigkeit besitzen, schöne Dinge intensiver wahrzunehmen und mit starken Gefühlen darauf zu reagieren. So werden sie beispielsweise beim Anblick eines Kunstwerkes oder auch beim Hören von Musik tiefer und stärker erregt, was eine Vielzahl an positiven sowie negativen Emotionen auslösen kann.
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Meditation als wichtiges Tool für Hochsensible
Für hochsensible Menschen kann die ständige Reizüberflutung im Alltag eine wirkliche Belastung sein. Gerade durch viele Emotionen und viele ausgelöste Gedanken kann es ihnen schwer fallen, bewusst im Hier und Jetzt zu sein. Hochsensible Menschen sind in höchstem Maße empathisch und erleben nicht nur ihre eigenen Emotionen sondern auch die Gefühle ihrer Mitmenschen intensiv mit. Die Überstimulation kann auch noch lange über den Moment hinaus nachhallen, weshalb es Hochsensiblen schwerfällt, Gedanken wieder gehen zu lassen oder ihren Fokus auf etwas anderes zu lenken.
Was dies noch unterstützt ist, dass Menschen, egal ob hochsensibel oder nicht hochsensibel, meist ihre Gedanken und Gefühle bewerten. Es gibt Gefühle, die man gerne hat und Gefühle, die man schnellstmöglich wieder gehen lassen möchte. Aber gerade, wenn wir Gefühle und Gedanken bewerten, geben wir ihnen damit Aufmerksamkeit. So kann Meditation dabei helfen, Gedanken und Gefühle nicht zu bewerten und ihnen dadurch weniger Raum zu geben.
Um auf das Bahn-Beispiel zurückzukommen: Eine hochsensible Person könnte in diesem Fall versuchen, die Gerüche als neutral betrachten und jeden Geruch so wahrnehmen, als würde dieser nicht schlecht oder gut sein, sondern einfach nur ein Geruch. Dies kann dabei helfen, mehr Ruhe in die eigene Gefühls- und Gedankenwelt zu bringen und bewusster im Moment zu leben.
Worauf sollten Hochsensible bei der Meditation achten?
Ob hochsensibel oder nicht, jeder Mensch hat andere Präferenzen bezüglich der eigenen Meditationspraxis. Es lässt nicht allgemein sagen, welche Art und Weise besonders gut bei Hochsensiblen funktioniert oder welche gar nicht. Das kommt immer auf die Person an, die gerade meditiert. Daher sollte man einfach versuchen, so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln, um das Richtige für sich selbst zu finden.
1. Angeleitete Meditationen können hilfreich sein
Für den Einstieg kann es jedoch besonders wichtig sein, angeleitet zu meditieren. Dies hat viele Gründe. Vor allem kann der Meditationstrainer oder die Meditationstrainerin während der Meditation auf die individuellen Bedürfnisse eingehen. Auch kann er/sie Rückmeldung geben und der meditierenden Person helfen zu entdecken, welche Meditation besonders gut für sie funktioniert. Es kann außerdem sein, dass am Anfang der eigenen Meditationspraxis Probleme auftreten, da man vielleicht das Gefühl hat, dass die eigene Haltung nicht richtig ist oder die eigenen Gedanken sich nicht beruhigen – und auch hier kann ein Meditationstrainer:in helfen.
2. Meditation mit Visualisierungen
Da hochsensible Menschen in ihrer Umgebung besonders viel wahrnehmen, kann es auch hilfreich sein, wenn die Meditation eher im Innen stattfindet – denn so wird man weniger durch Außenreize gestört. Mithilfe von Visualisierungen, also der Meditation mit Bildern, lässt sich der Fokus zum Beispiel mehr in die eigene Innenwelt kehren. Auch können diese Bilder, wenn sie von dem oder der Meditierenden gelenkt werden, etwas besonders Schönes oder Positives sein. Das aktiviert auch den Parasympathikus stärker, welcher für die Ruhe- und Erholungsphasen im Körper verantwortlich ist. Somit können hierdurch Geist und Gehirn eine höhere Regenerationszeit von den alltäglichen Belastungen erhalten.
3. Auf die eigenen Bedürfnisse achten
Jedoch ist nicht jeder hochsensible Mensch gleich. Es kann auch sein, dass Visualisierungen oder Meditationen, die sich auf das Innen richten, für Hochsensible problematisch sind, da viele Gedanken aufkommen können und eine negative Gedankenspirale entstehen kann. Hierbei ist vor allem wichtig, dass der/die Meditierende während der Meditation auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse achtet. Auch in diesem Fall ist wieder das Meditieren in einer Gruppe oder mit einer lehrenden Person hilfreich: So lassen sich Schwierigkeiten und offene Fragen klären, mögliche Ängste oder schlechte Erfahrungen mit Mediation aufarbeiten und man lernt, sich selbst besser zu verstehen. Durch Anleitungen weiß man genau, was man als Meditierende:r in dem Moment tun muss. Dies kann auch dabei helfen mehr Leichtigkeit in der Mediation zu verspüren.
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Meditation kann hochsensible Menschen darin unterstützen, ihren Geist zu trainieren und bewusster zu werden. Eine eigene regelmäßige Meditationspraxis kann ihnen helfen, ihren Alltag zu gestalten, da Reize nicht mehr so stark wahrgenommen und bewertet werden. So lassen sich die eigene Innenwelt und die Vorgänge, die jeden Tag im Innen passieren, besser verstehen. Auch vor ungewollten Erregungen aus der Außenwelt können sich Hochsensible damit schützen. Meditation kann Hochsensiblen insgesamt dabei helfen, mit (belastenden) Außen- und Innenreizen besser umzugehen.
Über Mindfulife:
Mindfulife ist ein von Psycholog:innen geführtes Unternehmen, das wissenschaftlich fundierte Meditation anbietet. Sie forschen auch in Kooperation mit verschiedenen Universitäten und Instituten in Europa im Bereich Achtsamkeit. Im Online-Meditationsstudio besteht die Möglichkeit, regelmäßig live gemeinsam mit Meditationslehrer:innen zu meditieren.
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