Für Singles hat die "Cuffing Season" begonnen: Wenn die Temperaturen sinken und die Tage kürzer werden, sehnen sich plötzlich viele nach Zweisamkeit. Woher kommt das erhöhte Kuschelbedürfnis im Herbst?
Wenn man in diesen Tagen vor die Tür geht, haucht einem der Herbst entgegen. Die klare und kalte Luft strömt einem ins Gesicht, es wird früher dunkel und überall riecht es nach Laub. Gemütlichkeit pur! Da wollen es sich viele drinnen heimelig machen, auf der Couch. So weit, so schön – für Pärchen zumindest. Und Singles? Bei denen kommen eher fröstelnde Gefühle auf, wenn sie an einsame Serien-Abende daheim denken. Wussten sie im Sommer noch ihre Freiheit und Ungebundenheit zu schätzen, sehnen sie sich in den Herbst- und Wintermonaten plötzlich nach wärmender Zweisamkeit. Ein Phänomen, das jedes Jahr wieder neu zu beobachten ist: Die "Cuffing Season" ist da.
Cuffing Season: Im Herbst und Winter sind wir im Kuschelmodus
Die große Partner:innensuche hat also begonnen – schnell muss jemand her, der oder die kuschligen Trost spendet, wenn die Welt da draußen kalt und ungemütlich ist. Zur Not senkt man da auch schon mal seine Ansprüche, heißt es im Urban Dictionary. Darin wird die "Cuffing Season" beschrieben als "die kalte Jahreszeit, in der sich alle zusammentun und mit einem Partner oder einer Partnerin zufrieden geben, die auch unter den eigenen Standards liegt". Ein Kuschelbuddy als Mittel zum Zweck – wahnsinnig romantisch klingt das nicht unbedingt. Immerhin: Das Phänomen ist biologisch erklärbar und es sind vielmehr die Hormone, die uns fremdsteuern. Verantwortlich für unser erhöhtes Schmusebedürfnis ist zum einen die gesteigerte Testosteron-Produktion im Winter (bedeutet: wir haben mehr Lust auf Sex) und zum anderen die gleichzeitig sinkenden Serotonin-Werte (heißt: wir sind auf der Suche nach Stimmungsaufhellern).
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Wonach sich Singles gerade besonders sehnen
Die "Cuffing Season" an sich ist ein alljährliches Phänomen. Doch in diesen Jahren ist die Kuschelsaison anders, sagen Expert:innen und Umfragen: Gerade nach der Pandemie und Monaten der Einsamkeit sehnen sich nämlich besonders viele nach echter Intimität, tiefer Verbindung und fester Beziehung – und nicht mehr nur nach lockeren Affären, One Nights Stands oder einem Schmusebuddy auf Zeit. Bei einer Umfrage des Sexspielzeugherstellers Lovehoney und dem Kinsey Intitute aus dem Herbst 2021, in der 2.000 Amerikaner:innen befragt wurden, kam heraus, dass 71 Prozent eher an langfristigen Beziehungen interessiert seien als vor der Pandemie. Hinzu kommt, dass viele es dabei auch langsamer angehen wollen: Sex beim ersten Date sind für 36 Prozent ein K.o.-Kriterium. Und 52 Prozent sind weniger an Casual Sex interessiert als zuvor.
Sexuelle Neugierde macht sich breit
Gleichzeitig ist in dieser Cuffing Season aber noch ein weiterer Trend zu beobachten: Sexuelle Neugierde macht sich breit – der Beziehungswissenschaftler Logan Ury von der Dating-App "Hinge" bezeichnet die diesjährige Cuffing Season im Online-Magazin "Mashable" daher auch als einen Zeitraum der "Sexploration". Singles hätten die letzten 18 Monate alleine drinnen verbracht und ihrer Fantasie dabei freien Lauf gelassen. "Die neu freigeschalteten sexuellen Fantasien sind nun bereit dafür, entfesselt zu werden – mit dem richtigen Partner oder der richtigen Partnerin". Das zeigen auch die Zahlen: In einer Umfrage der Dating-Plattform von August 2021 gaben 45 Prozent von mehr als 3.000 Befragten an, dass sie im Schlafzimmer mit ihrem Partner/ihrer Partnerin diesen Herbst neue Dinge ausprobieren wollen.
"Intimität" nimmt für viele eine andere Bedeutung an. Es geht wieder mehr darum, mit der "richtigen" Person echte Intimität zu erfahren, als sich nur um der Beziehung willen in eine Beziehung zu stürzen. Bei vielen mag die Pandemie also das Bedürfnis geweckt haben, sich intensiver und tiefer auf Dinge einzulassen. Andere wünschen sich vielleicht trotzdem nur einen Kuschelbuddy. Und für alle, die als Single durch diese Cuffing Season gehen: Die Herbst- und Wintermonate verlieren ganz sicher nicht an Charme, wenn man sie alleine erlebt. Dann bleibt nämlich mehr Zeit für gemütliche Stunden mit Freund:innen, Familie oder mit sich selbst – und die kann ganz genauso wertvoll sein.
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