Erste Periode, Verhütung, Pubertät: Gespräche zwischen Mutter und Tochter sind wichtig, sollen aber maximal entspannt und null peinlich werden. Unsere Tipps, wie das gelingen kann…
Hormone explodieren, Wände wackeln? Jetzt heißt es, cool bleiben!
Eltern zittern vor ihr. Die Pubertät, das schreckliche Gespenst, vor dem alle vom Tag der Geburt an Angst haben, verändert alles. Vor allem die Beziehung zum Kind. Gerade war das Kleine noch in der Trotzphase, ereilen uns jetzt schon Stürme der heftigeren Art. Hormone lassen grüßen, wenn die Türen knallen.
Wir selbst können uns noch lebhaft an die wilde Achterbahnfahrt der Gefühle erinnern: Die erste Periode, zum ersten Mal Binden kaufen, Liebeskummer, Körperbehaarung – da ging ganz schön viel ab im eigenen Körper. Und wir wissen: Das ist eine Zeit, in der auch die Mutter-Tochter-Beziehung manchmal ganz schön ins Wanken geraten kann.
Mutter-Tochter-Gespräche: Wie wird's nicht "peinlich"?
Einigen Mädchen mag es in der Pubertät leichter fallen als anderen, mit der Mama über vermeintlich „peinliche“ Themen wie Menstruation oder Verhütung zu sprechen. Wenn man in einer Gesellschaft erzogen wird, in der solche Themen leider immer noch tabuisiert werden, macht es die Sache nicht unbedingt leichter. Deswegen geben wir euch Tipps an die Hand, wie ihr mit euren Töchtern ganz entkrampft über Periode, Sex und Aufklärung sprechen könnt. Ein paar Sätze für Gesprächsimpulse könnten sein:
- Gibt es Dinge, auf die du dich freust, wenn du ein Teenie bist? Oder etwas, was dir Angst macht?
- Magst du es, wie sich dein Körper verändert? Was magst du daran? Was nicht?
- Ihr habt ja in der Schule schon über Sexualkunde gesprochen. Möchtest du dazu eigentlich noch mehr wissen?
Tipp 1: Die Kunst des Schweigens
"Warum bist du denn schon wieder so launisch?" oder "Mach dich mal locker" sind Sätze, die einem entspannten Mutter-Tochter-Gespräch eher im Weg stehen. Stattdessen sorgen solche Aussagen dafür, dass sich die Tochter genervt zurückzieht und auf Distanz geht. Denn wer will sich in einer sowieso schon herausfordernden Zeit noch zusätzlich von der eigenen Mutter anhören, was man angeblich alles falsch macht? Eine gute Gesprächsatmosphäre basiert auf gegenseitigem Verständnis und Anerkennung. Auch wenn es manchmal schwer fallen mag und der nächste Spruch schon auf der Zunge liegt: Manchmal ist es besser, Sätze, die als provozierend aufgefasst werden könnten, nicht auszusprechen.
Tipp 2: Die Basis ist Vertrauen
Gerade wenn es um sensible Themen wie Menstruation oder Sex geht, und die eigene Tochter verunsichert ist, was in ihrem Körper passiert, braucht sie das Gefühl, sich ihrer Mutter vollkommen anvertrauen zu können. Sie möchte ernst genommen und verstanden werden. Als Mutter ist jetzt wichtig: Perspektive wechseln, aktiv zuhören und Verständnis für Probleme und Sorgen zeigen.
Tipp 3: Raus aus der Katastrophenstimmung
Das Phänomen ist bekannt: Im Freundeskreis klingen Pubertäts-Stories urkomisch, aber uns selbst bleibt das Lachen im Halse stecken, wenn die Tochter ein "absolutes No-Go" bringt. Den Humor nicht zu verlieren klingt dann wie unerfüllbare Küchenpsychologie. Und trotzdem ist es so wichtig für eine gute, vertrauensvolle Stimmung zu Hause, auch mal albern zu sein. Auch wenn gerade nicht alles perfekt ist, vielleicht hebt ein gemeinsamer Film-Abend die Stimmung? Oder eine positive Botschaft auf dem Kissen der Tochter? Macht Spaß und entkrampft: das Ausklärungsspiel für Mädchen "Oh Woman", das sowohl mit der besten Freundin, der Mutter oder dem alleinerziehenden Vater gespielt werden kann, und Aufklärung die Scham nehmen soll.
Tipp 4: Belehren bringt nichts
Sätze wie "Du musst mal was gegen deine Pickel machen" oder "Du bist noch viel zu jung für eine Beziehung" sind in einem Mutter-Tochter-Gespräch nicht konstruktiv. Auch wenn hinter solchen Aussagen meist Fürsorge steht, kann sich die Tochter schnell angegriffen fühlen. Nicht alles muss sofort kommentiert werden oder fordert nach einem Lösungsansatz. In Konfliktgesprächen sind "Du"-Ansagen tendenziell eher Vorwürfe, die "Ich"-Perspektive stößt auf größere Bereitschaft, offen zuzuhören. Oft hilft auch die Frage nach den eigenen Werten: Wie möchte ich von meinen Kindern wahrgenommen werden? Für welche Werte stehe ich?
Tipp 5: Grenzen akzeptieren
Natürlich kann es immer mal sein, dass die Tochter bei bestimmten Themen dicht macht und noch nicht bereit dazu ist, darüber offen zu sprechen. Vielleicht möchte sie ihren Liebeskummer erst einmal mit sich selbst ausmachen oder nicht ausführlich über Sex reden. Diese Grenzen gilt es zu akzeptieren. Wichtig ist, Gesprächsbereitschaft zu signalisieren, und die vor allem die tiefe Beziehung zwischen Mutter und Tochter in den Mittelpunkt zu stellen.
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Tipp 6: Den richtigen Moment wählen
Der Moment für ein Mutter-Tochter-Gespräch will passend gewählt sein. Stress oder schlechte Laune sind nie eine gute Basis für vertrauensvolle Unterhaltungen. Wenn die Stimmung zwischen euch gerade gut ist, kannst du die Gelegenheit nutzen, um ein bestimmtes Thema anzustoßen. Daraus muss auch nicht immer eine ellenlange Konversation entstehen – manchmal lassen sich Themen auch ganz locker und ohne Schwere in ein paar beiläufigen Sätzen besprechen, wie z.B. "Ach übrigens, habt ihr im Biologie-Unterricht eigentlich schon über xyz gesprochen? Hast du irgendwelche Fragen dazu?"
Tipp 7: Tabu-Themen enttabuisieren
Menstruation wird in unserer Gesellschaft leider immer noch stigmatisiert und mit viel Scham behandelt – darüber staunen wir immer wieder. Vermittle deiner Tochter, dass es kein Tabu-Thema ist, und sprich so früh wie möglich ganz offen darüber. So wird auch sie weniger Hemmungen haben, sich mit dir über Periodenprodukte und Blutungen zu unterhalten. Sie sollte wissen, dass du genau das gleiche erlebst, erzählst, wie es dir dabei geht und fragst, wie sie sich fühlt. Auch wichtig: Bei der ersten Periode Binden und Co. zur Verfügung stellen und kurz erklären, wie man sie richtig benutzt. Die Auswahl in der Drogerie kann einen sonst ziemlich erschlagen oder vielleicht ist es ihr auch erst mal unangenehm, selbst welche zu kaufen.
Podcast-Tipp: Die Gynäkologin Sheila de Liz ist in dieser Hinsicht ein richtiges Role Model und erklärt, wie sie mit ihrer Tochter und ihrem Sohn über den weiblichen Körper spricht.
Tipp 8: Ein gemeinsames Tagebuch führen
Ein gemeinsames Tagebuch ("Mommy and Me Journal") ist eine tolle Möglichkeit, die Bindung zur eigenen Tochter zu stärken. Darin könnt ihr euch kleine Briefe und Nachrichten schreiben und das Buch dann zum Beispiel unter das Kopfkissen der anderen schieben. Manchmal fällt es Teenagern leichter, Fragen oder Themen erst mal aufzuschreiben, statt direkt das persönliche Gespräch zu suchen. So können sie in Ruhe nachdenken und fühlen sich nicht unter Druck gesetzt. Wichtig dabei: Alle Fragen und Gedanken ernst nehmen und offen antworten. Das zeigt dem Nachwuchs, dass ihnen nichts davon unangenehm sein muss und vielleicht bieten diese Briefe dann auch eine tolle Grundlage für ein Mutter-Tochter-Gespräch. Tipp 9: Augenhöhe und Wertschätzung
Die Pubertät ist eine Zeit, die bei jungen Mädchen mit vielen Unsicherheiten verbunden ist. Pickel, Körperbehaarung und die erste Liebe können das eigene Selbstbewusstsein manchmal ins Schwanken bringen. Umso wichtiger, dass du deiner Tochter zeigst: Du bist genau richtig so wie du bist – egal wie schlecht du mal drauf bist. Wertschätzung ist eine wichtige Basis für eine gesunde Mutter-Tochter-Beziehung. Das Wissen, dass du deine Tochter so annimmst und liebst, wie sie ist, kann auch die Hürde für bestimmte Gespräche nehmen.
Tipp 10: Äußere auch deine eigenen Gefühle
Natürlich solltest du deine Tochter wertschätzen und ernst nehmen – aber jede Konfrontation zu vermeiden, hilft euch beiden nicht. Wenn du dich durch ein bestimmtes Verhalten deiner Tochter verletzt fühlst, dann sag ihr das auch so (ohne Vorwürfe und als "Ich-Botschaft"). Damit erreichst du sie vielleicht auf einer emotionalen und empathischen Ebene und sie wird vielleicht versuchen, sich dir wieder anzunähern. Ein Gedanke, der sofort entspannt, ist: 'Wie bewerte ich diese Situation in 10 Jahren?', 'War es die Aufregung wirklich wert?'.
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