Plastikfrei leben: Bloggerin Charlotte Schüler spricht im Interview darüber, wie sie ihren Alltag möglichst plastikfrei hält und verrät Tipps, wie jeder den Einstieg schaffen kann.
Plastikfrei leben – so kann es funktionieren!
Im Durchschnitt produziert jeder Mensch in Deutschland 220,5 Kilo Verpackungsmüll im Jahr. Der Durchschnittswert für Europa liegt bei "nur" 167,3 Kilogramm. Für alle zusammen ergibt das eine unglaubliche Menge von mehr als 18 Tonnen! Höchste Zeit, umzudenken und wo es geht, auf überflüssiges Verpackungsmaterial vor allem aus Plastik zu verzichten.
Dieser Meinung ist auch Charlotte Schüler. Die Bloggerin hat jetzt sogar ein Buch geschrieben, um zu zeigen, wie leicht es eigentlich ist, ein plastikfreies Leben zu führen. Wir haben mit ihr gesprochen, wie alles begann und uns Tipps von der Expertin geholt.
Ein Leben ohne Plastik, das geht doch gar nicht! Was sagst du, wenn du solche Sätze hörst?
Zuerst erkläre ich dann, was für mich ein plastikfreies Leben eigentlich bedeutet. Denn dabei geht es mir um ein Ideal, dem ich mich Stück für Stück annähere. 100 Prozent ohne Plastik zu leben ist vielleicht nicht unbedingt möglich. Aber ich glaube zumindest fest daran, dass jeder von uns 80 Prozent seines Plastikkonsums reduzieren kann. Und das wäre ja schon ein riesiger Fortschritt.
Ich glaube fest daran, dass jeder von uns 80 Prozent seines Plastikkonsums reduzieren kann.
Charlotte Schüler, BloggerinTweet
Wann und wie hat es bei dir so richtig Klick gemacht? Bei mir hat alles mit der Eröffnung des plastikfrei Ladens meiner Mama angefangen. Damals hatte ich nur noch kein festes Ziel vor Augen. Es waren Dinge im Kleinen, die ich verändert habe wie zum Beispiel eine Zahnbürste aus Holz, Zahnputz-Tabletten statt Zahnpasta aus der Tube, immer einen Stoffbeutel dabei haben und ähnliches. Als ich später von meiner WG in eine eigene Wohnung gezogen bin, wollte ich so wenig Plastik wie möglich einziehen lassen.
Müll vermeiden: Im Badezimmer gelingt der Anfang am besten
Eine Frage, die du schon oft gehört hast: Wo fange ich am besten an?
Auf jeden Fall erst einmal To-Go-Kaffee und Essen unterwegs vermeiden. Am besten vor Ort gemütlich einen Kaffee trinken oder von Zuhause fürs Mittagessen eine Box mitnehmen. Und natürlich immer eine Trinkflasche einpacken – es gibt für mich nichts überflüssigeres, als eine Plastikflasche zu kaufen.
Zuhause beginnt man am besten mit dem Badezimmer. Hier gibt es zum einen viele alternative Produkte ohne Plastik und zum anderen hat dort niemand Einfluss außer ich selbst, so dass ich mir immer wieder plastikfreie Waren kaufen kann.
Wo war es für dich am schwersten, Alternativen zu finden?
Bei technischen Dingen und bei Medizin. Aber auch beim Make-up, gerade bei dekorativer Kosmetik, ist es mir anfangs schwer gefallen. Zum Glück hat sich das in den letzten eineinhalb Jahren stark geändert und es gibt immer mehr gute und plastiklose Sachen.
Versuchst du andere Menschen davon zu überzeugen, ebenfalls nachhaltiger zu leben?
Ja, auf jeden Fall. Aber das passiert hauptsächlich über meine Social Media Kanäle und meinen Blog und nicht, wenn ich mit meinen Freunden am Tisch sitze. Ich versuche vielmehr, mit gutem Beispiel voranzugehen und dadurch Interesse zu wecken.
Hand aufs Herz: Bedeutet ein Leben ohne Plastik auch viel Verzicht?
Genau das möchte ich gerade vermeiden, dass andere denken, ein plastikfreies Leben hätte mit Verzicht zu tun. Deswegen war es mir auch so wichtig, Ersatz für mein bisheriges Make-up zu finden, um einen negativen Beigeschmack zu verhindern. Ich habe mein Leben Stück für Stück geändert und mache mir jetzt im Vorfeld Gedanken, was ich tagsüber oder am Abend brauche. Für mich ist das vielmehr eine Umstellung als ein Verzicht.
Für mich ist plastikfrei zu leben eine Umstellung, kein Verzicht.
Charlotte SchülerTweet
Dein größter Rückschlag auf dem Weg ins plastikfreie Leben?
Es gibt immer mal stressige Situationen wie zum Beispiel meine Abschlussprüfung vor einem Jahr. In solchen Momenten empfinde ich es schon als Belastung, weil ich ohnehin so viel im Kopf hatte und auch noch daran denken musste. Aber dann kaufe ich eben mal in Plastik verpackte Nudeln und versuche es am nächsten Tag wieder besser zu machen. Aber es wird definitiv einfacher je länger man so lebt.
Wo machst du Ausnahmen?
Bei meinen Kontaktlinsen. Hier wäre es zwar sehr leicht, Plastik zu meiden, aber ich möchte nicht mit Brille zum Sport oder vorm Computer sitzen.
Und zum Schluss deine leichtesten Tipps, wie absolut jeder Plastik reduzieren kann?
Wie vorhin schon erwähnt: Trinkflasche und Stoffbeutel immer mitnehmen und auf To-Go-Produkte möglichst verzichten. Getränke prinzipiell ohne Strohhalm bestellen und kreativ sein. Der To-go-Becher kann zum Beispiel auch für die Nudeln am Nachmittag verwendet werden und nicht nur für den Kaffee oder Tee.
Der Anfang für ein plastikfreies Leben
Wenn du jetzt motiviert bist, auch etwas zu verändern und deinen Plastikabfall zu reduzuieren, sind selbstgemachte Bienenwachstücher ein perfekter Anfang. Sie sind nämlich ein toller Ersatz für Frischhaltefolie und im Handumdrehen hergestellt. Je nach Größe kannst Töpfe oder Gläser damit abdecken oder auch Lebensmittel einwickeln und damit für mehr Haltbarkeit sorgen. Charlotte zeigt uns, was du dazu brauchst und wie du sie herstellen kannst: