Michalis Pantelouris teilt mit uns seine Gedanken. Denn keiner (!) kommt wie er von kabbelnden Katzen zu einer fundamentalen Einsicht über die Liebe.
Die Katzen werden verrückt, ich weiß nicht, wie man das anders sagen soll. Ich kann mir ihr Verhalten nur mit Schikane erklären: dass sie offensichtlich immer nur Dinge essen wollen, die gerade nicht da sind, und jedes Mal, wenn ich denke, ich hätte das perfekte Futter gefunden, es danach nicht mehr anrühren. Dass sie nicht damit leben können, wenn eine Tür geschlossen ist, es aber nie einen Grund zu geben scheint, durch eine geöffnete Tür auch tatsächlich mal hindurchzu gehen.
In den Garten wollen sie weder bei Sonne noch bei Regen, sondern immer nur genau dann, wenn ich gerade ins Bett gehe, damit ich einen Grund habe, alle paar Minuten wieder aufzustehen, um zu gucken, ob sie nicht doch lieber wieder reinwollen, anstatt die ganze Nacht draußen zu verbringen. Wollen sie aber nicht, sondern mich morgens vorwurfsvoll angucken, wenn sie endlich wieder reindürfen. Das kenne ich alles.
Aber seit Neuestem wollen sie beide gleichzeitig auf mir liegen – während sie sich streiten. Das ist, vorsichtig ausgedrückt: unangenehm. Ich liebe sie trotzdem. Manchmal denke ich, das ist irgendwie dysfunktional, so als wären sie wie die Jungs, die in der Schule Mädchen ärgern, und den Mädchen sagt man: "Das macht er, weil er dich mag." Und wir wundern uns dann, dass so viele Frauen immer nur mit emotional behinderten Arschlöchern zusammen sind, aber wir bringen ihnen bei, dass Beinstellen und hämisches Lachen Zeichen von heimlicher Liebe sind.
Also, warum genau wundert uns das? Aber natürlich ist das alles ganz anders, die Katzen machen das mir gegen über ja nicht absichtlich. Und natürlich kennen Willy und Hummel auch nicht die kleinste Unsicherheit, ob sie es wert sind, dass ich alles für sie tue. Mir fällt überhaupt nur auf, wie verrückt sie sind, weil ich dasitze und sie anstarre und mir der Gedanke kommt, dass sie eine neue Katzenmami bekommen werden. Denn nach den letzten Jahren, die mir oft ziemlich düster vor kamen, ist da jetzt diese Frau, die sich ihre Verrücktheiten antut, weil sie mit mir sein will. Und ich sehe Willy und Hummel an, und ich beneide sie um diese lässige Selbstverständlichkeit, mit der sie annehmen können, was ich für sie tue, weil ich es schließlich tun will. Denn Geben ist nicht nur seliger als Nehmen, es ist auch wahnsinnig viel einfacher.
Ich liege also auf dem Sofa und widerstehe der Versuchung, meine Katzen zu hauen, obwohl sie ihre Krallen in meinen Bauch bohren, während sie sich kabbeln. Denn alles, was ich gerade denken kann, ist: Ihr solltet erst mal sehen, wie es in diesem Bauch aus sieht, da drin geht es nämlich gerade rund bei der Vorstellung, was jetzt noch alles kommt. Wenn ich es annehmen kann.
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