Zum Opfer von Mobbing kann jeder von uns werden: der Teenager an der Uni, der Neuzugang in der Firma, sogar die ambitionierte Mitarbeiterin, die schon lange dabei ist. Mit verbaler Kraft können Sie sich dagegen zur Wehr setzen.
Wenn ein Kind auf dem Schulhof gemobbt wird, läuft das sehr offensichtlich ab: mit deutlichen Schmähungen, lauten Beleidigungen, öffentlichen Bloßstellungen. Das schmerzt - aber immerhin ist hier eindeutig klar, dass jemand als Opfer herausgepickt und angegriffen wird. Im Berufsleben wird dagegen in der Regel subtiler gemobbt: Da gibt es kleine Herabwürdigungen, die von Außenstehenden kaum bemerkt, Anfeindungen, die (mehr oder weniger geschickt) in Zwischentöne eingebettet werden. Und immer wieder spitze Sprüche, die allein zum Ziel haben, das Opfer lächerlich zu machen.
Machen Sie sich klar, dass es nichts hilft, dieses Verhalten der Kollegen einfach auszusitzen. Wenn Sie sich nicht wehren, akzeptieren Sie den Ihnen auferlegten Status als Opfer. Sowohl in der Schule wie im Job helfen dieselben Methoden, sich gegen Mobbing zur Wehr zu setzen.
Sprechen Sie Mobbing offen an
Benennen Sie das Verhalten, das Sie verletzt, und zwar so, wie Sie es wahrnehmen. Wenn Sie es aus Ihrer Sicht darstellen und von sich und Ihren Gefühlen sprechen, ist dies kein Affront, der der Angreifer zu einem Gegenangriff herausfordern könnte. Wenn Sie dagegen beispielsweise sagen: "Dieses Verhalten ist richtig mies", bewerten Sie damit das Verhalten des anderen, worauf er empfindlich reagieren könnte - besonders, wenn es ein Vorgesetzter ist.
Sagen Sie also stattdessen: "Ich fühle mich durch diesen Spruch herabgesetzt. Ich bitte Sie, das bleiben zu lassen." Diese Bemerkung können Sie immer einsetzen, wenn eine entsprechende Situation auftaucht. Sagen Sie das solange, bis es Wirkung zeigt.
Raus aus der angespannten Situation
Eine weitere Möglichkeit der Reaktion, wenn eine Rüge in Wahrheit ein persönlicher Angriff ist, ist folgende: Stehen Sie auf, schauen Sie dem Chef oder Kollegen in die Augen, machen Sie vielleicht sogar einen Schritt in seine Richtung. Und dann sagen Sie in ruhigem Ton: "So lasse ich nicht mit mir reden. Wir können das Gespräch fortsetzen, sowie Sie einen adäquaten Tonfall gefunden haben. Danke."
Daraufhin setzen Sie sich wieder. Sie können auch aufstehen und aus dem Raum gehen, wenn Sie wollen. Durch dieses unerwartete Verhalten haben Sie Ihren Angreifer erstmal aus dem Konzept gebracht. Und wenn Sie körperlich eine aufrechte Haltung einnehmen, richten Sie sich auch innerlich auf und nutzen so die Körpersprache für sich: Hier stehe ich, und hier ziehe ich eine Grenze. Das wirkt sich tatsächlich auch auf Ihr Selbstbewusstsein aus. Jetzt sind Sie auf Augenhöhe. Es gibt keine deutlichere Art, Ihren Standpunkt im wahrsten Sinne des Wortes einzunehmen.
Kritisieren Sie die Form, nicht den Inhalt
Unter gleichgestellten Kollegen können Sie auch die Art der Äußerung, ohne Rücksicht auf deren möglicherweise sehr persönlichen Inhalt, kommentieren und sagen: "Bringt uns diese unsachliche Bemerkung jetzt wirklich weiter?" Oder auch: "Für mich klingt diese Art von Äußerung ziemlich feindselig."
Wenn Sie damit die Form des Angriffs bewerten, nicht dessen Inhalt, und die Unsachlichkeit dahinter zum Thema machen, entfernen Sie sich vom persönlichen Terrain, das in der Arbeit nichts zu suchen hat. Und damit haben Sie schon gewonnen.
Lassen Sie den Angreifer auflaufen
Wer Sie mobbt, drückt damit seine eigene Unsicherheit und Schwäche aus. Wenn Sie ihm zu verstehen geben, dass Sie kein williges Opfer sind, sondern zurückgeben können, können Sie ihn damit auf Abstand halten.
Hier können Sie alle Möglichkeiten bemühen, die die Schlagfertigkeit bietet: unerwartete Zustimmung, Übertreibung, Ironisierung, Witz... Sie können selbst austeilen oder den Angreifer durch Ihre Bemerkung ins Leere laufen lassen.
Über den Autor:
Matthias Pöhm ist seit 18 Jahre Rhetorik-Trainer und Schlagfertigkeits-Lehrer. Er ist Gründer der Schweizer Anti-PowerPoint-Partei und veranstaltet regelmäßig das "Rhetorik-Event der Superlative." Als Business-Coach macht er Spitzenleute aus der Wirtschaft für öffentliche Reden fit. In seinem Buch "Frauen kontern besser" zeigt der Autor, wie sich Frauen auch verbal behaupten können.
Sie wünschen sich ein sichereres Auftreten? Mit diesen kleinen Schritten trainieren Sie Ihr Selbstbewusstsein.