Viele Menschen möchten mehr für sich selbst tun. Dazu folgen sie diversen Ratschlägen, die im Internet gepredigt werden: Journaling, Yoga machen, ab und an ein Vollbad. Das allein ist aber keine Selbstfürsorge, findet Selfcare-Coachin Friederike Nölle. Was Selbstfürsorge wirklich bedeutet, verrät sie hier.
Eine typische Situation: Eine Frau liegt abends in einem warmen Schaumbad und ist stolz auf sich. Denn nach einem langen Arbeitstag tut sie sich nun etwas Gutes. Selbstfürsorge – abgehakt für heute. Ein exemplarisches Beispiel dafür, wie viele Irrtümer es immer noch über die Umsetzung von Selbstfürsorge gibt.
Die größten und verbreitetsten Mythen lauten:
- "Selbstfürsorge ist etwas, das ich mir vornehmen und auch abhaken kann"
- "Selbstfürsorge ist gleichzusetzen einem Bad, Journaling oder Yoga"
- "Wenn ich etwas für mich tue, ist das bemerkenswert – und ich kann stolz auf mich sein"
Ich kann keinem dieser Punkte zustimmen. Denn Selbstfürsorge ist so viel mehr als diese Punkte, die zwar auf alle Fälle sehr entspannend wirken können, aber im Endeffekt eher Selbstoptimierung als wirkliche Selfcare sind.
Über die Autorin:
Friederike Nölle ist Selfcare-Expertin, Veranstalterin der Selfcare Summit und Gründerin des Selfcare Café. Sie begleitet Menschen dabei, sich von den Erwartungen anderer zu lösen und ihren eigenen Weg zu gehen.
Aber was ist Selfcare denn nun genau?
Selbstfürsorge ist deine Haltung zu dir selbst und zu deinem Handeln, dein gelebter Selbstwert. Selbstfürsorge zeigt sich in deinem gesamten Alltag. Um das Konzept besser zu verstehen, kann es helfen, sich dabei jemand anderen vorzustellen. Was bedeutet es für dich zum Beispiel, für ein Kind zu sorgen?Wahrscheinlich wäre es dir wichtig, diesem Kind das Gefühl zu geben, dass es bedingungslos geliebt wird. Und dass du, wenn du ein Bedürfnis erkennst, alles dafür tust, um es darin zu unterstützen, dieses Bedürfnis auch zu erfüllen. Du würdest dem Kind vermutlich helfen, sich selbstwirksam und lernfähig zu fühlen und ihm Möglichkeiten bieten wollen, damit es über sich hinauswachsen kann. Und es auch ermutigen, genau das zu tun.
Aber wir sind nun mal keine Kinder mehr. Die Verantwortung, für uns zu sorgen, liegt nicht mehr bei einem Elternteil, bei Freund:innen oder Partner:innen, sondern bei uns selbst. Das kann natürlich eine Herausforderung sein. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Niemand ist besser dafür geeignet, für dich zu sorgen, als du selbst.
So kannst du dich tiefergreifend um dich selbst kümmern
Triff die Entscheidung, die Verantwortung für dich zu tragen
Ja, einfach genau jetzt. Entscheide bewusst, dass du ab jetzt die Verantwortung für dich tragen möchtest.
Gehe in die Selbstbeobachtung!
Nimm wahr, wer du bist und was du brauchst. Beobachte, welche Situationen dir Energie geben und welche dir Energie nehmen. Wann fühlst du dich gut, wann nicht? Was macht diese Situationen aus? Fühle, was dir Freude macht. Das können ganz unterschiedliche Dinge sein – natürlich auch ein Vollbad, Yoga, Journaling und Co.
Lerne, ehrlich mit dir selbst zu sein
Und damit sind wir beim schwierigsten Part. Denn nicht alles, was wir an uns beobachten und erkennen, möchten wir gerne sehen und akzeptieren. Aber genau hier liegt die Magie: anzunehmen, wer du bist und von da aus weiterzumachen.
Hole dir mehr und mehr von dem, was du brauchst und lasse los, was dir nicht guttut
Das ist weniger ein to do als ein Prozess, der schrittweise vorangeht. Ein kleiner Schritt jeden Tag bringt dir hier die größte Wirkung, denn so gerätst du mental nicht aus der Puste.
Nimm bewusst wahr, wie häufig du etwas tust, um die Erwartungen anderer zu erfüllen und dich dafür hinten anstellst
Wenn du erkennst, in welchen Momenten du nicht auf deiner Seite, sondern auf der Seite der anderen stehst, kannst du anfangen hier ein Gleichgewichst herzustellen. Erlaube dir, dich und die Erwartungen der anderen in Balance zu bringen.
Sei liebevoll und geduldig mit dir auf diesem Weg
Bei vielen Menschen überwiegt nicht der innere Cheerleader, sondern der innere Kritiker bzw die innere Kritikerin. Höre bewusst auf die liebevolle Stimme in dir.
Genieße den Weg ganz bewusst
Finde Freude in deinem Alltag und auf deinem Weg – es ist dein Leben, genieße es!
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