Sie wollen kinderlos bleiben, haben aber Angst es später zu bereuen? Das muss nichts Schlimmes bedeuten, meint Berit Brockhausen
Daniela, 35: Ich bin Single und mit meinem Leben sehr zufrieden. Nur bekommen jetzt gerade alle meine Freundinnen Kinder, und ich habe Angst, dass ich es später bereuen könnte, wenn ich kinderlos bleibe.
Berit Brockhausen: Das wird ganz sicher nicht das Einzige sein, was Sie bereuen werden. Sie werden sich möglicherweise auch wünschen, dass Sie mit 17 im Taxi nach Paris gefahren wären (nur leider hätten Sie das nicht bezahlen können) oder mit 26 das Jobangebot im Start-up Ihres Schulfreundes angenommen hätten (nur leider hatten Sie sich die Aufgabe damals noch nicht zugetraut). Na und?
Was ich damit sagen will: Was wäre so schlimm daran, mit 50 zu denken, schade, dass ich kein Kind habe? Oder mit 70 die Freundin um die Enkel zu beneiden? Etwas zu bedauern, ist doch keine Katastrophe. Schmerz um verpasste Gelegenheiten gehört zum Leben dazu. Er ist leichter zu ertragen, wenn man weiß, aus welchen Gründen man sich so entschieden hatte. Und dass es Zeiten gab, in denen diese Entscheidung richtig war. Es gilt zu akzeptieren, dass man sich mit der Wahl des einen immer auch gegen anderes entscheidet. (Wenn Sie den Job damals genommen hätten, hätten Sie ganz wichtige Freunde nie kennengelernt.) Eine Entscheidung später zu bereuen bedeutet ja nicht, dass Sie dann ewig darunter leiden müssen. Wenn Sie den Schmerz zulassen, können Sie in der Zukunft immer wieder einen Weg finden, aus den Konsequenzen vergangener eigener Entscheidungen auch mit 50 oder 70 etwas Gutes zu machen.
Berit Brockhausen ist eine der führenden Psychologinnen Deutschlands, Expertin für Beziehungen und Buchautorin. Egal ob Sie Fragen zu Liebe, Familie, Freunden oder Nachbarn haben – hier bekommen Sie eine Antwort.