Alleinerziehend zu sein ist eine Herausforderung, aber eine, mit der man glücklich werden kann! Coach Andrea Lange hat Tipps für Alleinerziehende.
Alleinerziehend – mit der richtigen Perspektive
Gerade als Alleinerziehende ist es manchmal leicht, sich selbst in die Opferrolle zu befördern, wir können darin baden und es fühlt sich vorübergehend gut an. Die Opferrolle ist so angenehm, wir werden getröstet, erhalten Aufmerksamkeit und bekommen Mitleid und Mitgefühl. Auch verbindet mich die Opferrolle mit anderen, die das gleiche Schicksal erlitten haben. Das ist am Anfang auch hilfreich und gut, aber dann muss eine andere Phase folgen.
Es ist allerdings deutlich schwieriger, diese Rolle wieder abzulegen, als sie anzunehmen. Wir können nicht beeinflussen, was uns passiert, aber wir können beeinflussen, wie wir darauf reagieren. Du kannst deine Freiheit, deine Kontrolle und Verantwortung zurückgewinnen.
Damit du dich nicht mehr hilflos fühlst und wieder Verantwortung für die Dinge übernimmst, habe ich dir einige Empfehlungen zusammengestellt:
1. Erkennen und akzeptieren
Du musst dir bewusst werden, dass du dich selbst bemitleidest. Das Gehirn ist erstaunlich gut darin, die Tatsachen zu verdrehen und so merken wir selbst gar nicht, wie sehr wir uns in die Rolle des Opfers begeben.
Erst wenn du dir dieses wirklich vor Augen führst, eingestehst und akzeptierst, kannst du etwas dagegen unternehmen und findest die nötige Motivation, um aus der selbst gewählten Rolle auszubrechen.
2. Sich entscheiden, die Opferrolle verlassen zu wollen
Vielleicht leidest du freiwillig. Das hört sich bestimmt sehr zynisch an, aber du denkst, du leidest, weil die Anderen und das Schicksal schuld sind. Wenn du aber anderen die Schuld gibst, dann gibst du ihnen die Macht über dich und dein Leben. Wir entmachten uns dadurch und machen uns so zum Opfer.
Wieso musst du deprimiert und verzweifelt sein, wenn etwas in deinem Leben nicht gelingt oder dein Partner geht oder dich betrogen hat? Du musst es nicht. Du musst nur leiden, wenn du den Menschen Macht über dich gibst, indem du dich in die Opferrolle begibst. Du gibst anderen die Verantwortung für dein Leben. Es zwingt dich niemand zu deinen Gefühlen, denn ohne deine Erlaubnis geht gar nichts. Du hast die Freiheit, so zu leben, wie du es möchtest.
Es ist hart, aber die Realität. Unglücklich und deprimiert ist derjenige, der sich als Opfer der Umstände sieht. (Natürlich nicht auf alle Umstände bezogen)
Zufrieden ist derjenige, der fest daran glaubt, dass er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen kann.
3. Verantwortung übernehmen
Übernimm du die Verantwortung, denn es wird dir dein Leben in allen Belangen einfacher und glücklicher machen. Somit stellt sich die Frage, wer am Steuerrad deines Lebens sitzt? Bist du der Pilot deines Lebens oder dein Ex-Partner, deine Freundin, Chef oder sogar das Schicksal? Vielleicht sagst du dir jetzt, aber ich habe manchmal keine Wahl, das stimmt aber nicht. Du hast immer eine Wahl. Du kannst jetzt in dieser Sekunde dir einen anderen Job suchen, dich von der Freundin abwenden, die dich nur runterzieht, deinem Ex-Mann die kalte Schulter zeigen, wenn er sich dir oder den Kindern gegenüber unschön verhält. Und wenn du dich als Opfer deiner Umstände siehst, hast du diese Umstände wahrscheinlich zu einem anderen Zeitpunkt gewählt.
Auch wenn du denkst, dass du dich gar nichts entschieden hast, dann hast du dich für das Festhalten und “Alles bleibt so wie es ist” entschieden. Du kannst weiterhin den Erwartungen deines Umfelds oder deiner Familie nachkommen, du musst es aber nicht. Übernimm die Verantwortung für deine Entscheidungen, das ist der einzige Weg hinaus aus der Opferrolle zu kommen.
4. Lerne, die Gefühle zu kontrollieren
Wie beherrsche ich meine Gefühle? Um an seinen Gefühlen arbeiten zu können, muss man die Zusammenhänge und die Entstehung der Gefühle verstehen. Diese entstehen durch Gedanken, Bewertungen und Meinungen, die wir zu einer bestimmten Situation oder zu einem bestimmten Ereignis haben.
Nehmen wir beispielsweise eine Absage für ein wichtiges Treffen. Hier hast du verschiedene Reaktionsmöglichkeiten. Du fühlst dich in dem Moment schlecht, abgelehnt, allein und klein. Oder du bist wütend, verspürst Aggressionen und regst dich auf. Oder du nimmst die Entscheidung so hin und verabredest einen neuen Termin. Vorgefertigte und bestimmte Meinungen sind die Auslöser für das Gefühl. Wenn man sich Meinungen gebildet hat, ist es sehr schwer, neue Erfahrungen zu machen und dadurch neue Gefühle entstehen zu lassen, aber nicht unmöglich Verhaltensmuster zu ändern.
Wir sind nicht das Gefühl – wir machen das Gefühl. Ich bin verantwortlich für meine Emotionen. Wenn wir genauer hinsehen, steckt oft hinter dem Gefühl unbewusst eine Absicht und ein Ziel. Frage dich doch einmal, was du denn damit willst, wohin es dich führt, was will eigentlich das Gefühl? Hinterfragen führt zur Lösungen. Dafür musst du aber sehr ehrlich zu dir sein - auch wenn man sein Gesicht verlieren könnte.
5. Arbeiten an deinem Selbstwertgefühl
Ein schwieriger, aber sehr vielversprechender Weg, um die Opferrolle langfristig abzulegen, ist ein gestärktes Selbstwertgefühl. Wenn wir an unserem Wert zweifeln und uns deshalb innerlich unsicher fühlen, dann verunsichern uns kleinste negative Bemerkungen anderer, wir sind überempfindlich, ungeheuer sensibel und reagieren schnell gekränkt. Wir neigen dann eher dazu, uns in der Opferrolle einzunisten, nicht nur weil es einfach ist, sondern weil man von sich selbst glaubt, es nicht anders verdient zu haben.
Für unser Selbstwertgefühl sind wir selbst zuständig. Niemand kann uns das Gefühl geben, minderwertig zu sein, wenn wir dies nicht zulassen. Wächst das Selbstwertgefühl, wird es zunehmend auch einfacher, die Verantwortung zu übernehmen und aus der Opferrolle auszubrechen.
5 Tipps, die dir als Alleinerziehende helfen
- Überprüfe deine Glaubenssätze und mache dir diese bewusst.
- Mache dir bewusst, dass es nicht deine Schuld ist, dass du diese in dir trägst.
- Mache dir klar, wer du bist. Lerne deine Stärken und Schwächen kennen. Am besten schreibst du diese auf, dann vergisst du deine Stärken nicht so schnell. Komme zu einem guten Bild von dir selbst.
- Lobe dich auch mal – du tust etwas Bedeutsames, denn du erziehst dein/e Kind/er, schenkst Ihnen Liebe und bist für sie da. Beende jedes angefangene Projekt, egal was für eines es ist.
- Verlasse ab und zu deine Komfortzone und mache spannende neue Erfahrungen – und sei anschließend stolz darauf, wenn du es getan hast.
- Sorge für dich durch Ruhe und Entspannung, gute Ernährung, ausreichende Bewegung und genügend Schlaf.
Mit diesen neuen Erkenntnissen brauchst du dich nicht mehr in die Opferrolle zu begeben, sondern kannst selbstbewusst handeln und reagieren.
Wenn du diese 5 Schritte beherzigst, kannst du diesen Veränderungsprozess auch auf andere Bereiche anwenden. Öffne deine Augen und beobachte andere Menschen in deinem Umkreis. Es gibt viele Menschen die diese Haltung einnehmen und dann kannst du dich freuen, aus dieser Schleife ausgebrochen zu sein.
Andrea Lange ist Juristin, ausgebildeter Business-Coach und zertifizierte Trainerin (dvct) und hat in den vergangenen 25 Jahren, Berufserfahrungen in unterschiedlichsten Bereichen gesammelt. Sie ist Expertin für Veränderungen im Beruf als auch im Privatleben. Sie coacht und trainiert Unternehmen sowie Privatpersonen die vor Herausforderungen und Neuerungen stehen. Hier findest du weitere Informationen.