Finanz-Experte Holger Jungclaus hat uns sechs Tipps fürs neue Jahr verraten, die jeder von uns umsetzen kann.
Gute Vorsätze zum neuen Jahr sind ein Klassiker. Statt aber die üblichen Themen rund um Diät, Sport und weniger Stress in den Fokus zu nehmen, rät Finanzexperte und Autor Holger Jungclaus zu einem etwas anderen Vorsatz: dem bewussten und richtigen Umgang mit Geld. Warum? Der Effekt ist enorm, denn bekommen Sie erst einmal das nötige Wissen und wertvolle Tipps, bleibt am Ende des Monats endlich etwas übrig. Größere Ausgaben, das Alter und den Aufbau eines (kleinen) Vermögens sind dann kein Problem. Ein ganz besonders wichtiges Thema für Frauen, die trotz Emanzipation und eigenem Job das Thema oft vernachlässigen oder dem Partner überlassen - mit allen Risiken und Nebenwirkungen.
- Verschaffen Sie sich einen Überblick:
Haben Sie Ihre Einnahmen im Blick und wissen Sie eigentlich ganz genau, wie viel Sie im Monat wofür ausgeben? Ein altmodisches Haushaltsbuch ist ein guter Anfang, Sie müssen aber noch ein wenig tiefer in das Thema einsteigen. Haben Sie die jährlich wiederkehrenden Ausgaben parat? Und gibt es eventuell in der Absicherung Doppler oder – im Gegenteil – gefährliche Lücken? Die Deutschen versichern nämlich in der Regel ihr Auto oder den Hausstand besser als ihr wichtigstes Gut: Die eigene Arbeits- und Schaffenskraft. Einen guten Überblick können Sie sich mit tabellarischen Listen für die Bestandsaufnahme und Etatplänen verschaffen. Diese gibt es beispielsweise online bei den Verbraucherzentralen oder als Anlage zu meinem Buch.
- Rücklagen bilden:
Mit dem richtigen Überblick wissen Sie, bei welchen Ausgaben Sie sparen können. Erfahrungsgemäß ist das mit der richtigen Motivation gar nicht so schwierig. Und bei genauerem Blick ist der Kleiderschrank doch eigentlich schon voll oder der x-te Restaurantbesuch in diesem Monat sowieso eher ein Angriff auf die Figur als Vergnügen. Legen Sie jeden Monat fünf bis zehn Prozent Ihrer Einkünfte beiseite, am besten per Dauerauftrag auf ein separates Konto bei einer anderen Bank. So sparen Sie nach und nach eine eiserne Reserve an, die das Dreifache der monatlichen Ausgaben betragen sollte. Falls Sie bisher den Dispo in Anspruch genommen haben, ist das auch eine gute Möglichkeit, diesen auszugleichen.
- Ihre Bank unter die Lupe nehmen:
In Zeiten von Strafzinsen lohnt ein Vergleich: Wie hoch sind die tatsächlichen Kosten für das Konto? Gibt es unter bestimmten Voraussetzungen doch einen kleinen Zinsertrag? Erfahrungsgemäß empfiehlt sich ein Gehaltskonto bei der Bank um die Ecke für die laufenden Ausgaben in Kombination mit einem Konto zum Ansparen bei einer Onlinebank.
- Investieren Sie richtig:
Ihre eiserne Reserve steht. Bevor Sie nun an Aktien, Fonds oder Immobilien denken, investieren Sie in das Wichtigste – sich selbst. Ja ganz recht, Sie sind mit Ihrer Schaffenskraft Ihr wichtigstes Kapital. Dabei sollten Sie gleichermaßen in neues Wissen zum Steigern des eigenen Marktwertes investieren wie in Aktivitäten, die Gesundheit und Lebensfreude erhalten.
- Werden Sie zum Geldsouverän:
Bevor Sie investieren, sollten Sie verstehen, wie unser Geldsystem funktioniert. Erst dann können Sie eine verantwortungsvolle Entscheidung für Ihr Investment treffen. Leider sind Banken hier kein verlässlicher Berater. Als Wirtschaftsunternehmen steht schließlich der Verkauf der eigenen oder für die Bank besonders lukrativer Produkte im Vordergrund. Keine Sorge, Sie müssen kein BWL-Studium absolvieren. Die Grundlagen können Sie sich recht leicht aneignen.
- Gold prüfen:
In Zeiten der Nullzinspolitik und globaler Unsicherheit weichen viele Anleger in Gold aus. Ich rate Ihnen aber eher, auf lebendiges Gold zu setzen. Mit diesem Begriff meine ich Aktien. Als Geldsouverän setzen Sie Ihr erworbenes Fachwissen ein und prüfen zudem mit gesundem Menschenverstand und Empathie, ob folgende drei Kriterien erfüllt sind.
- Eine Aktiengesellschaft muss nachgefragte und erfolgreiche Produkte herstellen oder Leistungen erbringen
- Sie muss ihre Mitarbeiter gut bezahlen und ebenso behandeln
- Außerdem muss sie für ihre Anteilseigner eine Dividende erwirtschaften, die nicht aus der Firmensubstanz gezahlt und nur teilweise ausgeschüttet wird, um weiter investieren zu können.Natürlich können Sie auch überlegen, eine Immobilie zu erwerben – hier besteht jedoch ein hohes Klumpenrisiko, weil Sie damit all Ihr Kapital an einem Ort bündeln. Zudem lassen sich Aktien ohne bürokratischen Aufwand in Liquidität verwandeln. Ein weiterer Aspekt, den Anlegerinnen in vielen Gesprächen betont haben: Sie können sie einfach online kaufen und handeln, ohne dass ein Mann hineinredet.
Holger Jungclaus, Jahrgang 1939, ist Finanzexperte und Autor des Ratgebers "Über den Umgang mit Geld". Der Hamburger war 36 Jahre das Rückgrat in Sachen Finanzen bei Hagenbecks Tierpark. Bis heute berät der 77-Jährige in Finanzfragen und gibt mit großer Freude sein Wissen weiter. Mit seinem Ratgeber bietet er einen guten Leitfaden zum Einstieg in einen bewussten und erfolgreichen Umgang mit Geld für alle, die sich bisher nicht an dieses Thema herangetraut haben.