Psychologin Berit Brockhausen gibt Tipps, wie Sie Ihren Kindern einen guten Start ins Sexualleben ermöglichen, auch wenn Sie selbst verunsichert sind.
Maren, 40: Ich habe bei meiner Tochter, 13, Kondome gefunden. Sie verweigert jedes Gespräch. Wie kann ich klarmachen, dass sie zu jung ist für Sex?
Berit Brockhausen: Erstaunlich. Ohne zu wissen, wo die Kondome herkommen und wofür sie gedacht sind, sind Sie hoch alarmiert. Es kann sich um ein Probepäckchen aus dem Aufklärungsunterricht handeln, durch das die Jugendlichen die Scheu vor dem Verhüterli verlieren sollen. Oder es ist ein Spaß, zusammen mit den Freundinnen in der Öffentlichkeit demonstrativ damit herumzuspielen. Funktioniert hervorragend, um Erwachsene zu schocken (wie man sieht), oder um Jungs zu beeindrucken. Die Dinger sind auch super als Wasserbomben geeignet.
Was genau löst Ihren inneren Alarm aus? Gibt es wirklich Grund zur Besorgnis, dass sie sich auf sexuelle Kontakte einlassen könnte, die ihr nicht guttun? Wenn die Kondome tatsächlich auf ein aktives Sexualleben mit einem Partner hinweisen, dann können Sie eigentlich beruhigt sein, weil Ihre Tochter offenbar sehr verantwortlich mit der Situation umgeht.
Oder geht es um das Mädchen, das Sie selbst waren, das zu früh Erfahrungen gemacht hat, mit denen es überfordert war? Wenn Sie Ihrer Tochter etwas Ähnliches ersparen wollen, ist Ihr beunruhigtes Nachfragen leider keine Hilfe. Es wäre besser, gemeinsam eine Beratungsstelle aufzusuchen (z. B. Pro Familia) und sich dort getrennt beraten zu lassen. Sie erfahren, wie Sie Ihrer Tochter einen guten Start in die erwachende Sexualität ermöglichen können. Und Ihre Tochter bekommt die Informationen und Stärkung, die sie braucht.
Berit Brockhausen ist eine der führenden Psychologinnen Deutschlands, Expertin für Beziehungen und Buchautorin. Egal ob Sie Fragen zu Liebe, Familie, Freunden oder Nachbarn haben – hier bekommen Sie eine Antwort. Lesen Sie hier das Interview zu ihrem Buch "Hoheitsgebiete".