Für lesbische Paare, die ein Kind bekommen wollen, bleibt häufig nur die Samenspende. Doch über den "Vater" kann man da leicht in Streit geraten. Psychologin Berit Brockhausen glättet die Wogen.
Chrissie, 35: Meine Freundin und ich hätten gern ein Kind. Aber wir streiten uns nur noch, denn sie will ein schwules Paar als Väter suchen, mir wäre ein anonymer Spender lieber.
Berit Brockhausen: Es scheint, als serviere Ihnen das Leben bereits die erste Eltern-Lektion: Die müssen sich nämlich immer wieder einigen. Und zwar so, dass sich nicht eine von Ihnen gegen die andere durchsetzt, sondern beide hinter einer Entscheidung stehen.
Das Thema ist wichtig genug, um sich darum zu streiten. Aber Argumente helfen Ihnen nicht weiter. Sie haben beide irgendwie recht. Auf der einen Seite eine Elternschaft zu viert, die im Alltag entlastet und dem Kind eine große Familie bietet. Auf der anderen Seite bedeutet das aber auch extrem hohen Abstimmungsbedarf mit vier statt zwei Menschen. Eine große Familie voller Leben, in der Unterschiede ausdiskutiert und Konflikte gemeinsam gelöst werden: für Ihre Partnerin ein Traum – und für Sie ein Alptraum.
Doch wollen Sie wirklich dem Lebenstraum Ihrer Freundin im Weg stehen? Oder ihn gar bekämpfen? Andererseits: Wenn Sie überfordert aus der gemeinsamen Verantwortung aussteigen, ist ihr Traum auch geplatzt. Vielleicht sollten Sie aufhören zu argumentieren. Sondern einander etwas von Träumen und Ängsten erzählen. Vom Wunsch, eine gute Mutter zu sein. Dass Sie sich nicht trennen, aber einander auch nicht unglücklich machen wollen. Vielleicht können Sie so herausfinden, was Ihre Freundin von Ihnen braucht, um auch ohne Regenbogenfamilie glücklich zu sein. Überlegen Sie vorher genau, was Sie bereit sind, dafür zu tun, damit Sie sich eine Elternschaft zu viert zutrauen. So bringen Sie wieder Bewegung in die festgefahrene Diskussion.
Berit Brockhausen ist eine der führenden Psychologinnen Deutschlands, Expertin für Beziehungen und Buchautorin. Egal ob Sie Fragen zu Liebe, Familie, Freunden oder Nachbarn haben – hier bekommen Sie eine Antwort. Lesen Sie hier das Interview zu ihrem Buch "Hoheitsgebiete".