Unsere Mentorin im Dezember: Digitalstrategin, Virtual-Reality-Expertin, Unternehmensgründerin und Theater-Produzentin. Martina Pickhardt entdeckt sich immer wieder neu. Die Konstante: ihr Sinn fürs Interdisziplinäre.
Martina Pickhardt, 50, hat Wirtschaftsinformatik studiert. Sie begann als eCommerce-Managerin bei Oracle, gründete 1999 die Cocus AG, wurde danach Regieassistentin am Theater und Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude. Seit 2004 ist sie selbstständige Unternehmensberaterin, mit Zwischenstation bei Microsoft.
Twitter: @pickihh
EMOTION: Frau Pickhardt, Sie beraten Unternehmen von Verlagen bis zu Automobilkonzernen. Was ist Ihr Schwerpunkt?
Martina Pickhardt: Ich berate zum Thema Digital- und Innovationsstrategien. Dabei gehe ich möglichst interdisziplinär vor, weil es alle Bereiche betrifft, nicht nur die IT.
Sie haben Wirtschaftsinformatik studiert. Wollten Sie immer Beraterin sein?
Überhaupt nicht. Mein Ziel war es, für ein großes, internationales Unternehmen zu arbeiten. Als ich bei Oracle anfing, gab es kein Projekt für mich als Junior Consultant. Deshalb bin ich für drei Monate im Technischen Marketing gelandet. In der Zeit ist der Oracle-Webserver rausgekommen, über den ich mir alles angeeignet habe. Als der erste Kunde kam, war ich die Einzige, die Ahnung hatte. So bin ich zu den Internetthemen gekommen – und dabei geblieben.
Sie haben dann 1999 gegründet.
Ja, ich hatte bei Oracle mit Start-ups zu tun und selbst viele Ideen. Ich habe die Cocus AG gegründet, da ging es um Personalisierung und Vermarktung von Internetnutzerdaten, aber transparent, mit Einwilligung und Umsatzbeteiligung der Kunden. Damit waren wir weltweit die ersten. Bis heute.
Sie sind trotzdem wieder ausgestiegen.
Das war nicht komplett freiwillig. Ich hatte ein paar Millionen Venture Capital eingeworben. Als einer der Investoren in die Insolvenz ging, gab es Druck vom Aufsichtsrat. Ich hatte unternehmerisch die Wahl, mich völlig zu zerstreiten und womöglich die Arbeitsplätze meiner 30 Mitarbeiter zu gefährden oder zu gehen.
Dann ein Bruch: Sie sind als Regieassistentin ans Theater gegangen. Wieso?
Ich wollte wissen, was einen Regisseur von einem Unternehmer unterscheidet. Gute Regisseure geben dem Schauspieler bei der Erarbeitung einer Rolle größtmöglichen Freiraum. Er gibt ihnen einen Zielkorridor, lässt sie aber selbst gehen. In der Arbeit entsteht das Stück. Der Prozess agiler Softwareentwicklung und moderner Unternehmensstrukturen ist ganz ähnlich. Die Wirtschaft könnte viel vom Theater lernen.
Sie sind zur IT zurückgekehrt. Arbeiten Sie lieber angestellt oder freiberuflich?
Das lasse ich mir offen. Allerdings hat man als Freie seltener Gelegenheit, an den ganz großen Themen mitzuarbeiten. Bei Microsoft etwa konnte ich die Anwendungsmöglichkeiten ihrer Mixed-Reality-Brille in verschiedenen Unternehmensbereichen eines großen deutschen Automobilkonzerns testen.
Was hilft Frauen, sich in der IT-Branche zu behaupten?
Mehr Selbstbewusstsein. Auch bei den Tagessätzen. Da schätzen Frauen ihren Wert niedriger ein als Männer. Ein Trick: gut informieren, "normal" einschätzen, 50 Prozent draufschlagen.
Für wen möchten Sie Mentorin sein?
Für eine Frau, die sich fragt: Möchte ich lieber angestellt oder frei arbeiten? Ich berate auch gern Start-ups in der Frühphase.
So wirst du Mentee von Martina Pickhardt:
Du bist eine selbstbewusste Frau, die sich beruflich weiterentwickeln will. du bist selbstständig oder arbeitest in einem Unternehmen. Deine Pläne für die berufliche Zukunft sind zwar schon ausgereift, aber du wünscht dir noch zu entscheidenden Details einen kritischen Blick von außen.
Schreibe uns an mentorin@emotion.de auf maximal einer DIN-A-4-Seite, warum und wofür du das Gespräch mit unserer Mentorin gewinnen möchtest. Außerdem brauchen wir deinen beruflichen Lebenslauf, ein aussagekräftiges Bewerbungsfoto und deine Zusage, dass wir dich im Falle des Gewinns im Heft und auf EMOTION.DE abbilden dürfen. EMOTION stellt den Kontakt zwischen Mentorin und Gewinnerin her, übernimmt die Spesen für bis zu drei Treffen (je nach Bedarf) und begleitet den Prozess (ohne bei den Treffen dabei zu sein). So wirst du Teil unseres großen Mentorinnen- und Mentee-Netzwerks.
Einsendeschluss ist der 02.01.2019.
Das Ziel
EMOTION möchte dich beruflich voranbringen und vernetzen. Deswegen erhältst du als Leserin beim Mentoring-Programm die Chance, erfolgreiche Frauen kennenzulernen, die sich durch ungewöhnliche und interessante berufliche Lebensläufe auszeichnen.