Iris Brand hat keine Angst vor Gegenwind. In der kontroversen Tabakindustrie stellt sie sich nicht nur der Kritik von außen, sie ist auch eine der wenigen Frauen in einem männerdominierten Feld – auch deshalb setzt sie sich für einen Wandel ein.
Iris Brand, 35, hat sich auf stark regulierte Industrien spezialisiert. Bevor die PR-Expertin bei Philip Morris Head of Communication wurde, war sie in der Milch- und der Zuckerindustrie tätig. Sie hat Französisch und Englisch studiert und an der deutschen Presseakademie einen Abschluss in Public Relations gemacht.
Frau Brand, die Zigarettenindustrie bekommt viel Gegenwind. Warum haben Sie sich für diese Branche entschieden?
In der Kommunikationsbranche heißt es: „If you can do tobacco, you can do everything.“ Die größte Herausforderung ist es, Glaubwürdigkeit für ein Unternehmen zu schaffen, dessen Image angekratzt ist. Wir sind Marktführer im Bereich Zigaretten – und wollen keine Zigaretten mehr verkaufen, sondern Raucher von weniger schädlichen Alternativen überzeugen. Diese Transformation kommunikativ zu begleiten, ist sehr spannend.
Es ist nicht Ihr erster Job in einer kritisierten Branche. Suchen Sie Reibung?
Ja, das habe ich mir immer ausgesucht. Meine Karriere begann bei einem Käsehersteller. Unproblematisch, denkt man. Bei der Futterherstellung für die Milchtiere wird es aber kritisch, weil es plötzlich um Regenwaldabholzung geht. Bei Wrigley und Mars begleiteten mich krisenbehaftete Themen wie Zucker und Übergewicht. Ich finde kritischen Diskussionen spannend. Es ist wichtig ist, sachlich und fachlich zu bleiben. Gerade beim Thema Rauchen wird die Debatte sehr schnell emotional.
Wie oft müssen Sie sich für Ihren Job rechtfertigen?
Sehr oft. Ob in der Familie, im Freundeskreis und bei jedem Interview.
Wie gehen Sie damit um?
Ich erkläre, wie meine Arbeit aussieht und was die Vision unseres Unternehmens bedeutet. Teil meiner Aufgabe ist es, Fakten in die Medien zu bekommen und die Öffentlichkeit zu informieren.
Die Branche ist männerdominiert. Was haben Sie für Erfahrungen gemacht?
Der Klassiker ist bereits die erste Wahrnehmung: Gerade als junge Frau wird man oft für die Begleitung, maximal für die Assistentin gehalten. Das zeigt das Grundproblem auf. Als Frau bekommt man auch mehr Kommentare zum Outfit, auch von Kolleginnen. Ich glaube nicht, dass Männer sich so viele Gedanken darüber machen müssen, ob ihre Kleidung angemessen ist oder nicht.
Würden Sie anderen Frauen raten, sich Gedanken übers Outfit zu machen?
Mein Tipp ist: Bleiben Sie sich selbst treu! Wer sich hinter einer Kostümierung verschanzt, fühlt sich nicht wohl. Ich trage gern Kleider und Röcke, habe aber das Gefühl, dass von Frauen erwartet wird, betont männlich aufzutreten. Sei es in Gesprächsführung, Meeting- Attitüde oder eben auch beim Aussehen. Ich will hier lieber einen eigenen Akzent setzen, anstatt mich anzupassen.
Achten Sie selbst darauf, wie und worüber Sie mit Kolleginnen sprechen?
Mir geht es vor allem um die Sache. Ich käme nicht auf die Idee in einem Meeting ein Outfit zu erwähnen. Worüber man im Flur spricht, ist wieder etwas anderes. Am meisten ärgert mich aber, dass das selbe Verhalten bei Männern und Frauen unterschiedlich betitelt wird. Ein Frau, die weiß, was sie kann, gilt als arrogant. Ein Mann als selbstbewusst.
Was tun Sie in Ihrem Arbeitsalltag, um Frauen zu fördern?
In meinem Team arbeiten Väter und Mütter, für deren Lebenssituation ich volles Verständnis habe. Außerdem gebe ich mein Wissen gern an Trainees oder Werkstudentinnen weiter. Ich selbst sehe jünger aus, als ich bin und weiß, wie es ist, nicht als Chefin wahrgenommen zu werden. Ich rate junge Frauen, Sprüche über Alter oder Aussehen zu übergehen und mit dem eigenen Wissen zu punkten. Um Frauen zu vernetzen und zu stärken, habe ich mit Kolleginnen die Talk-Reihe #weshine ins Leben gerufen. Am 9. Mai findet diese übrigens in Hamburg statt.
Von welcher Ihrer Stärken profitieren Sie am meisten in Ihrem Job?
Von meinem Selbstbewusstsein. Es hilft im Umgang mit Journalisten und auch intern bei Meetings. Das habe ich als Kind schon beim Leistungssport gelernt. Ich glaube, es hilft jeder Person in etwas gut zu sein und das mit Herzblut zu tun, ganz egal, was es ist.
Welcher Schritt in Ihrer Karriere hat Sie besonders voran gebracht?
Das waren mehrere. Der erste Punkt war die Unterstützung meines Mentors, der mich bei Bel gefördert und gefordert hat. Dann bin ich in die Bel-Zentrale nach Frankreich gewechselt und habe mir als einzige Deutsche in meinem Bereich Gehört verschafft. Auch die folgenden Firmen-Wechsel waren wichtige Schritte. Aber vor allem wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin ohne meinen Ehrgeiz und meine Opferbereitschaft.
Was haben Sie geopfert?
Ich opfere Freizeit. Ich reise beruflich sehr viel und verbringe viele Abende im Hotel. Aber trotz allem habe ich eine gute Balance gefunden. Das liegt natürlich daran, dass mir mein Job Spaß macht.
Für wen möchten Sie Mentorin sein?
Frauen, die glauben, dass sie nicht selbstbewusst genug sind. Ich erkenne die Stärken von anderen und weiß, wie man sie strahlen lassen kann.
So wirst du Mentee von Iris Brand:
Du bist eine selbstbewusste Frau, die sich beruflich weiterentwickeln will. du bist selbstständig oder arbeitest in einem Unternehmen. Deine Pläne für die berufliche Zukunft sind zwar schon ausgereift, aber du wünscht dir noch zu entscheidenden Details einen kritischen Blick von außen.
Schreibe uns an mentorin@emotion.de auf maximal einer DIN-A-4-Seite, warum und wofür du das Gespräch mit unserer Mentorin gewinnen möchtest. Außerdem brauchen wir deinen beruflichen Lebenslauf, ein aussagekräftiges Bewerbungsfoto und deine Zusage, dass wir dich im Falle des Gewinns im Heft und auf EMOTION.DE abbilden dürfen. EMOTION stellt den Kontakt zwischen Mentorin und Gewinnerin her, übernimmt die Spesen für bis zu drei Treffen (je nach Bedarf) und begleitet den Prozess (ohne bei den Treffen dabei zu sein). So wirst du Teil unseres großen Mentorinnen- und Mentee-Netzwerks.
Einsendeschluss ist der 05.06.2019.
Das Ziel
EMOTION möchte dich beruflich voranbringen und vernetzen. Deswegen erhältst du als Leserin beim Mentoring-Programm die Chance, erfolgreiche Frauen kennenzulernen, die sich durch ungewöhnliche und interessante berufliche Lebensläufe auszeichnen.