Grün ist in - auch auf der Fashion Week Berlin. Wir haben mit Olaf Schmidt, Veranstalter des Greenshowrooms und der Ethical Fashion Show, über nachhaltige Mode gesprochen.
EMOTION: Auf der Fashion Week Berlin gibt es auch einen Greenshowroom und eine Ethical Fashion Show. Wie kam es dazu?
Beide Messen sind vor dem Hintergrund entstanden, Mode und Nachhaltigkeit auf einer Plattform zu vereinen. Und zwar so, dass der modische Aspekt im Vordergrund steht. Der Greenshowroom als Fachmesse für nachhaltige High-End-Fashion und Accessoires im gehobenen Preissegment wurde 2009 gegründet und startete mit 16 Labels. 2012 haben wir zudem die Ethical Fashion Show mit 36 Labels ins Leben gerufen. Hier stellen vor allem Labels für nachhaltig produzierte Casual- und Streetwear im mittleren Preissegment aus. Beide Messen wachsen seit ihrem Start kontinuierlich. Zusammen hatten wir bei der letzten Ausgabe rund 170 Labels aus 26 Ländern.
Was sind die Voraussetzungen, damit eine Marke ihre Kleidung im Greenshowroom zeigen darf?
An die Aussteller im Greenshowroom und auf der Ethical Fashion Show Berlin stellen wir neben dem Design-Anspruch hohe Anforderungen an Umweltschutz, Sozialverträglichkeit und Transparenz hinsichtlich ihrer Kollektionen. Bevor wir einen Aussteller zu einer der Messen zulassen, prüfen wir, ob er zertifizierte Biomaterialien verwendet, sozialverträglich produziert, recycelte Materialien einsetzt oder herausragende Projekte oder traditionelle textile Handwerkstechniken fördert.
Was erhoffen Sie, durch den Greenshowroom und die Ethical Fashion Show Berlin zu erreichen?
Der Greenshowroom und die Ethical Fashion Show Berlin sind die europaweit größten Plattformen für nachhaltige Mode und Lifestyle und sorgen für ein Alleinstellungsmerkmal der Berlin Fashion Week gegenüber anderen internationalen Modeevents. Wir verstehen uns als Plattform für progressive Modelabels, die sich neben dem modischen Aspekt der Nachhaltigkeit und Innovation verschrieben haben. Außerdem steht unsere Messe für nachhaltige, technische Innovationen und Materialentwicklungen, die ressourcenschonende Alternativen darstellen und damit den Weg in die Zukunft weisen.
Der Modeindustrie wird vorgeworfen, nach der Ölindustrie die "zweitdreckigste" zu sein. Macht es da Sinn, mit grüner Mode das gleiche Ziel zu verfolgen wie mit konventioneller Mode und für jede Saison neue Trends vorzustellen?
Natürlich unterliegt auch nachhaltig produzierte Mode Trends. Das muss sie auch, um neben konventioneller Mode bestehen zu können. Die Kollektionszyklen sind aber bei weitem nicht so kurz wie in der konventionellen Mode. Und die Kollektionen werden längst nicht in einer so hohen Stückzahl produziert. Viele Labels produzieren außerdem bewusst zeitlose Kollektionen, die den üblichen Kollektionszyklen nicht unterliegen. Die Kleidungsstücke sind viel hochwertiger produziert und damit langlebiger.
Zudem spielt das Thema Recycling und Kreislaufwirtschaft in der nachhaltigen Mode eine große Rolle. Einige Labels produzieren ihre Kollektionen fast ausschließlich aus recycelten Materialien, darunter gebrauchte oder nicht verkaufte Kleidung aus der konventionellen Industrie, Reste der Lederindustrie oder recycelte technische Textilien wie Airbags. Außerdem verwenden viele Labels ausschließlich biologisch abbaubare Materialien, ökologisch einwandfreie Farben und produzieren energie- und wassersparend.
Welche Trends für den kommenden Winter 2019 wurden im Greenshowroom und auf der Ethical Fashion Show gezeigt?
Auf der gerade vergangenen Ausgabe des Greenshowrooms und der Ethical Fashion Show Berlin ging der Trend hin zu Natürlichkeit, verbunden mit Hightech-Themen. Die Kollektionen können als Reaktion auf tägliche Reizüberflutung, den exzessiven Materialismus und allgegenwärtigen Überfluss verstanden werden und spiegeln die Sehnsucht nach einfachen Dingen, nach Ursprünglichem und Naturverbundenheit. Die zeitgenössische Mode interpretiert dieses Bedürfnis mit natürlichen Materialien wie Alpaka-Wolle und Olivenleder und neutralen, matten Farbtönen.
Gleichzeitig finden sich in vielen Kollektionen innovative Hightech-Materialien, sodass sich die Mode zwischen Moderne und Tradition und zwischen Space-Age und Naturidylle bewegt.
Was war für Sie die größte Innovation diese Saison im Greenshowroom?
In Hinblick auf ihre Innovationskraft begeistern mich die Labels im Greenshowroom und auf der Ethical Fashion Show Berlin. Fachbesucher konnten hochwertige Mode aus recycelten PET-Flaschen sehen, ebenso wie Schuhe aus Baumpilzen, Stein und Mais oder Outdoorkleidung aus biologisch abbaubaren Fasern und Taschen aus Ananasleder. T-Shirt-Prints durch Sonnenlicht, vegetabile Gerbverfahren für Leder und Kreislaufkonzepte sind nur einige der vorgestellten umweltverträglichen Herstellungsverfahren. Und auch in Sachen Transparenz schaffen viele Labels bereits den kompletten Einblick in Material und Lieferwege ihrer Kollektionen, etwa durch scanbare Etiketten.
Mehr über die Labels, die sich im Green Showroom präsentiert haben, erfahrt ihr auf greenshowroom.com.