Beziehungen sind ein stetiges Geben und Nehmen. Regeln und Absprachen helfen dabei, hier das Gleichgewicht zu halten.
Sibylle, 49: Seit zwei Jahren bin ich mit meinem Freund, 28, zusammen. Wir lieben uns. Aber mich stört, wie unreflektiert er oft ist und dass ich ihm ständig hinterherräumen muss. Hat unsere Beziehung eine Zukunft?
Berit Brockhausen: Reden wir über "Beziehungssteuern". Wer sich in einen sensiblen Feingeist verliebt, bekommt seine depressiven Episoden als Dreingabe. Der charmante Womanizer beglückt auch andere mit seiner Aufmerksamkeit. Und die gut gelaunte Stimmungskanone geht einem manchmal mit ihrer Oberflächlichkeit ziemlich auf die Nerven. So ist das. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Alles hat einen Preis.
So erfrischend, mitreißend und inspirierend ein 28-jähriger Partner sein kann, weil er sich ohne Nachdenken leidenschaftlich in Aktivitäten stürzen kann, so gedankenlos ist er in diesen Momenten, was Wäsche waschen oder Schuhe wegräumen betrifft. Dann bleibt eben was liegen. Leider mutiert dann die tolle, ältere, umsichtige, fürsorgliche Frau, in die sich der junge Mann verliebt hat, zu einer meckernden Mutti. Tja. Beziehungssteuern zahlt jeder.
Ob das eine Zukunft hat? Nur wenn Sie bereit sind, diesen Preis zu zahlen. Vielleicht können Sie sich zukünftig nur noch bei ihm treffen. Dort leben Sie mit ihm das Unkonventionelle nach seinen Regeln – und Ihr Zuhause bleibt Ihr geordneter Rückzugsraum.
Berit Brockhausen ist eine der führenden Psychologinnen Deutschlands, Expertin für Beziehungen und Buchautorin. Egal ob Sie Fragen zu Liebe, Familie, Freunden oder Nachbarn haben – hier bekommen Sie eine Antwort.
Lesen Sie hier das Interview zu ihrem Buch "Hoheitsgebiete".