Wenn wir alle nicht mehr arbeiten müssten und unbegrenzt Freizeit hätten, wären wir viel glücklicher – oder? Nein, widerspricht eine aktuelle US-Studie.
Die Sehnsucht nach einer besseren Work-Life-Balance, nach 4-Tage-Wochen und mehr Freizeit wird in den Köpfen vieler Menschen immer präsenter. Verständlich – Analysen haben längst gezeigt, dass wir zu viel arbeiten. Die Weltgesundheitsorganisation stellt klar, dass uns zu lange Arbeitszeiten krank machen. Ein bisschen mehr freie Zeit täte uns also allen ganz gut, das steht außer Frage. Doch Autor:innen einer US-amerikanischen Studie haben jetzt überraschenderweise herausgefunden, dass es einen Punkt gibt, ab dem uns zu viel Freizeit gar nicht mehr gut tut.
Wieviel Freizeit brauchen wir wirklich?
Für die Studie wurden zwei ältere Studien untersucht, in denen der Zusammenhang von Freizeit und Glücklichsein schon einmal erforscht wurde. Diese Beobachtungen wurden nun durch zwei Online-Befragungen ergänzt, bei denen die mehr als 35.000 Proband:innen in drei Gruppen unterteilt wurden: Wenig Freizeit, mittelmäßig viel Freizeit und viel Freizeit. Am zufriedensten waren nicht etwa die Menschen, die am meisten Freizeit hatten, sondern die, die sich im Mittelfeld bewegten. Wer bis zu zwei Stunden Freizeit am Tag hatte, fühlte sich subjektiv besser als jemand, der weniger Zeit hatte. Bei Menschen, denen allerdings fünf oder mehr Stunden Freizeit am Tag zur Verfügung standen, sank das Wohlbefinden wieder. Unter dem Strich legen die Ergebnisse also nahe, dass zwei bis drei Stunden Freizeit pro Tag optimal sind, damit unsere Psyche am meisten davon profitiert.
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Gibt es "gute" und "schlechte" Freizeit?
Der Duden definiert Freizeit als "Zeit, in der jemand nicht zu arbeiten braucht, keine besonderen Verpflichtungen hat; für Hobbys oder Erholung frei verfügbare Zeit". Das heißt also, dass alltägliche Routinen wie Duschen oder Einkaufen nicht unter "Freizeit" fallen. Wenn wir uns aber mit Freund:innen treffen, unserer Lieblingssportart nachgehen oder es uns mit einem Buch gemütlich machen, dann nutzen wir die Zeit als "Freizeit". Die erwähnte Studie fand auch heraus, dass Menschen ihre Freizeit als besonders positiv wahrnehmen, wenn sie diese "sinnvoll" nutzen. "Produktive" Aktivitäten wie zum Beispiel Sport wurden von den Proband:innen positiver bewertet als "unproduktive" Aktivitäten wie etwa Fernsehen.
Natürlich gilt: Was sich "produktiv" anfühlt, kann vollkommen subjektiv sein. Wer sich in seiner Freizeit gerne zwei Stunden lang seine liebste Serie anschaut und sich danach deutlich besser fühlt, sollte dem Bedürfnis auch nachgehen. Im Endeffekt sollte Freizeit doch eine Form der Selbstfürsorge sein und nicht noch Schamgefühle oder Leistungdruck in uns hervorrufen, den wir vielleicht sogar durch externe Faktoren wie die Arbeitswelt verinnerlicht haben. Wenn selbst der Wert von Freizeit nach Produktivität gemessen wird, dann kann auch der eigentliche Erholungs- oder Spaßfaktor, der damit eigentlich einhergehen soll, verloren gehen.
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