Als Project Lead Diversity & Inclusion setzt sich die Magdalena Rogl für digitale Kommunikation bei Microsoft für mehr Chancengleichheit ein. Auf dem EMOTION Women’s Day am 19. Mai spricht sie in einem Panel darüber, warum wir eine Wirtschaft brauchen, die sich kümmert.
Frau Rogl, Sie bezeichnen sich selbst als Botschafterin für Emotionen am Arbeitsplatz. Was können Arbeitnehmer*innen tun, um die Empathie am Arbeitsplatz zu fördern?
Das Wichtigste ist, dass man bei sich selbst anfängt. Ich setze mich dafür ein, dass wir das Wort Selbstbewusstsein wieder so verstehen, wie eigentlich die Wortbedeutung ist: also, dass wir uns bewusst werden über uns selbst. Dann können wir nämlich auch besser verstehen, warum wir in unterschiedlichen sozialen Konstellationen unterschiedlich reagieren oder andere Menschen auf uns. Ich zum Beispiel weiß, dass meine Emotionalität für Menschen auch überfordernd sein kann und habe deshalb gelernt, in welchen Gesprächen ich offener damit umgehe und in welchen ich mich ein wenig zurücknehme, aus Empathie für mein Gegenüber.
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Welche Techniken helfen Ihnen dabei, mit Ihren Emotionen umzugehen?
Ich versuche, jeden Tag in mein Journal zu schreiben und zumindest eine kleine Meditation zu machen. Ich habe auch gemerkt, dass mir Yoga guttut, also aktiv etwas mit meinem Körper zu machen. Auch bewusstes Atmen finde ich von der Wirkung her enorm. Wirklich mal fünf ganz tiefe Atemzüge zu nehmen – was das schon ausmacht! Und auch wichtig: Mir hilft es, zu weinen, wenn’s sein muss. Ich bin eben jemand, der viel weint, aber natürlich mache ich das nicht ständig im Büro. Es ist nicht so, dass ich dann zwei Stunden schluchzend auf dem Sofa sitze, sondern es ist eher wie zwei Minuten „Uff!“. Aber ich merke, bei mir wäscht sich dann wirklich etwas ab, wie unter der Dusche und dann ist auch wieder gut.
Sollte ich über einen Wechsel in eine andere Firma nachdenken, wenn an meinem Arbeitsplatz wenig Empathie für die oder den Einzelnen herrscht?
Ich selbst bin davon überzeugt: Empathische Unternehmensführung ist die Zukunft. Und es gibt mittlerweile genügend Studien, die das belegen. Das beinhaltet auch Inklusion und Diversity. Beides wirklich so gedacht, wie auch die Bedeutung der Worte ist: Wir schaffen eine Atmosphäre, die niemanden ausschließt. Egal, wie die Menschen sich fühlen oder wie die persönliche Situation ist. Es zeigt sich, dass solche Unternehmen und diese Teams viel erfolgreicher sind, was ihre Ergebnisse angeht.
Wie erkenne ich einen Arbeitgeber*in, der Empathie fördert und Anzeichen für eine gute Arbeitskultur?
Eine Arbeitskultur ist ja nichts, was man aufschreibt, sondern man lebt sie. Einfach ist immer zu gucken: Kenne ich Menschen, die dort arbeiten oder gearbeitet haben?
Magdalena RoglTweet
Wichtig ist auch, die richtigen Fragen zu stellen. Hier ist die Frage nach Werten etwas ganz Schönes. Und das meint nicht: Was sind denn die Unternehmenswerte? In Bewerbungsgesprächen kann man immer gut die Frage stellen: Warum arbeiten Sie denn in diesem Unternehmen? Oder auch: Warum arbeiten Sie immer noch in diesem Unternehmen? Bei Arbeitnehmer*innen, die bereits für eine längere Zeit dort sind, kann man davon ausgehen, dass sie auch andere Jobangebote hatten. Warum haben sie sich dann dafür entschieden, zu bleiben? Besonders die Reaktionen sind spannend. Oft sind es nicht nur die Antworten selbst, die einem eine Antwort geben können, sondern auch die Art und Weise, wie geantwortet wird.
Sie sind der Auffassung, dass eine strikte Trennung von Privat- und Berufsleben nicht funktioniert. Wie viel sollte ich aus meinem Privatleben teilen?
Jede Person muss das für sich entscheiden. Manche sind mit ihrem Privatleben sehr offen, andere weniger. Es muss zur Persönlichkeit passen und sich gut anfühlen, das ist wirklich der wichtigste Punkt. Alle Mitarbeiter:innen sollen für sich das Gefühl haben: sie können es so machen, wie es sich für sie gut anfühlt. Ich habe gemerkt, dass ich manchmal Menschen überfordere, weil ich so schnell ins Du hüpfe. Ich muss dann für mich auch merken: Mit wem arbeite ich da gerade zusammen und wie passt das. Ich finde, die Aufgabe von Unternehmen und Führungskräften ist es, eine Kultur zu schaffen, in der man eben diese Tür aufmacht und sagt: Ihr könnt, wenn ihr wollt aber niemand muss.