Berlin beflügelt Gründerinnen, keine andere deutsche Stadt tut Unternehmerinnen so gut. Das zeigt eine globale Studie. Was macht Berlin richtig?
Wo finden Frauen das beste Umfeld für Ihre Gründungsidee? Diese Frage beantwortet regelmäßig der WE Städteindex von Dell Technologies und DWEN. In der aktuellen Ausgabe werden insgesamt 55 globale Metropolen untersucht. Indikatoren aus fünf Bereichen von der Marktsituation über das Fachkräftepotenzial bis hin zur Technologie wurden abgeklopft und bewertet.
In welchen Städten der Welt haben Gründerinnen die besten Chancen?
- Die Ergebnisse des globalen Städterankings
- Die ganze Studie im Überblick
Keine deutsche Stadt hat es im Cities Index so weit nach vorn geschafft: Berlin liegt auf Platz 15, München auf Platz 36 und Hamburg auf Platz 44. Von den europäischen Metropolen muss die deutsche Hauptstadt nur drei an sich vorbeiziehen lassen: Noch besser schlagen sich London, Paris und Stockholm, wobei London das weltweite Ranking für sich entscheidet. Deutschlands Top-Stadt Berlin schiebt sich vor Amsterdam und Kopenhagen.
Was macht Berlin so stark?
Stadt der Neuerfindung und des Fortschritts, das ist Berlin, fassen die Studienautor:innen zusammen. In den drei Jahrzehnten seit der Wiedervereinigung hat sich Berlin zum Magneten entwickelt: eine vibrierende Metropole, in der Menschen aus der ganzen Welt gern leben und arbeiten.
Berlin: 3 Gründe für Gründer:innen
Gerade das Umfeld ist es, das Berlin glänzen lässt. Im Bereich Kultur ist Berlin Weltklasse, auf Platz 1 im Ranking der 55 Städte.
1. Grund: Rückenwind von Politik und Verwaltung
Das (gesellschafts-)politische Klima ist günstig. Politik und Verwaltung haben die Gleichstellung der Geschlechter auf dem Schirm, staatliche Stellen kümmern sich um das Thema, bemühen sich um eine Politik für faire Entlohnung (gleiches Gehalt für gleiche Arbeit) und engagieren sich gegen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Untersucht wurden auch Indikatoren wie der Frauenanteil in Parlament und Stadträten.
2. Grund: Vorbilder und Netzwerke
Berlin bietet Role Models. Frauen mit großen Plänen finden Vorbilder und haben Zugang zu Mentor:innen und starken Unternehmensnetzwerken. Regelmäßig und vergleichsweise sehr häufig finden Business Events für Frauen statt. Dazu zählt etwa der Berliner Unternehmerinnentag.
Voneinander lernen ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Wer Gelegenheit hat, sich zu vernetzen, vergrößert die Chancen auf Erfolge mit der Neugründung.
3. Grund: Frauen und Kapital finden zusammen
Eine Stärke von Berlin liegt der Studie zufolge auch im Bereich Kapital, ohne das keine Gründung gelingen kann. Dabei wurden in der Studie eine Reihe von Indikatoren untersucht, die Rückschlüsse darauf zulassen, wie der Zugang zu Kapital für Frauen ist und ob es unter Umständen Hürden gibt. In Berlin sind sie eher gering: Die deutsche Hauptstadt belegt Rang 8 im globalen Ranking.
Wie gut es Frauen ermöglicht wird, an die für die Gründung notwendigen finanziellen Mittel zu kommen, hängt einerseits an der Verfügbarkeit von Investor:innen, aber auch an den Chancen von Frauen, selbst Kapital aufzubauen. Dazu zählen die Studienautor:innen auch die Rahmenbedingungen für Eltern: Können sie nach Geburt des Kindes bezahlt oder zum Teil bezahlt eine Auszeit nehmen? Wenn Frauen im Beruf eine Auszeit nehmen, um eine Familie zu gründen, führt das dazu, dass sie Einkommen verlieren, das als Grundlage für die Entwicklung des eigenen Wohlstands dienen könnte. Je weniger dieses Einkommen sinkt, desto besser sind Frauen in der Lage, ein Vermögen aufzubauen, um in ein eigenes oder ein fremdes Unternehmen zu investieren.
Bitte mehr davon: weibliches Wagniskapital
Ein weiterer wichtiger Fokus des Städterankings war die Verfügbarkeit von Wagniskapital (Venture Capital) für Frauen. Dafür wurde untersucht, wie viel Prozent der Investmentgesellschaften mindestens eine weibliche Führungskraft haben und wie hoch das Wagniskapital ausfällt, das in Unternehmen mit mindesten 25 Prozent weiblichen Führungskräften fließt. In beiden Feldern könnte Berlin noch besser werden, urteilen die Studienautor:innen.
Raum für Verbesserungen
In der Studie finden sich auch Tipps, wo Berlin durchaus noch Luft nach oben hat. So liegen Gewerbesteuern recht hoch, Unternehmensgründungen sind mit vergleichsweise hohen Kosten und vielen Formalitäten verbunden. Die Bürokratie könnte etwas zurückgefahren werden. Hinzu kommt, dass einige Indikatoren zeigen, dass Berlin vor allem bei der Integration und Rolle von Frauen am Arbeitsmarkt noch Nachholbedarf hat. Recht weit hinten im globalen Städteranking landet Berlin beim Blick auf den weiblichen Anteil an Führungspositionen, unter den Studierenden und unter den Beschäftigten am Arbeitsmarkt insgesamt.
Wo Frauen Kraft tanken
Allerdings könnte schon in naher Zukunft Abhilfe geschaffen werden: Im Technologie-Bereich punktet Berlin besonders bei Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Frauen. Kurse und Angebot wie die Women Techmakers oder das Digital Women Program der ReDi School of Digital Integration könnten dafür sorgen, dass in der Tech-Branche mehr Frauen in Führungspositionen gelangen, so die Studie.
In Berlin ist also weiter Bewegung. Auch das ein Pluspunkt für Frauen, die schneller mehr erreichen wollen. Mit der Studie hat Berlin es schwarz auf weiß: Die Stadt zählt zu den globalen Power Places.
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