Eltern sitzen im Home Office – und jonglieren zwischen Videomeetings, Geschwisterzoff, E-Mails und Bespaßungsprogramm. Hier kommen Ideen, wie wir das jetzt schaffen!
Home Office und Kinder – geht das denn überhaupt?
Es ruckelt an meinem Schreib- ähem Esstisch. Meine Kinder (6 und 9) sitzen nämlich ebenfalls hier und arbeiten. Die eine an ihrem Vorschul-Sudoku, die andere am Mathe-Lupenheft. Was natürlich nicht ganz reibungslos läuft, denn man möchte gleichzeitig das (natürlich einzige) Radiergummi am Tisch benutzen. Wie schaffen wir es zu Zeiten von häuslicher Isolation, trotzdem produktiv zu bleiben und Home Office und Kinderbetreuung gleichzeitig zu wuppen? Hier ein paar Ideen für Grundschulkinder:
Tipp 1: Der DIY Stundenplan
Gestern erprobt: Ein selbst konzipierter Stundenplan, der sowohl freie Spielzeiten als auch kleine Beschallungseinheiten erlaubt (zum Beispiel Apps wie Malen nach Zahlen, die "Honigbiene" vom SWR, mit der man direkt in einen Bienenstock hineinschauen kann oder die App "Außergewöhnliche Frauen", die Werk und Leben sensationeller Frauen wie Marie Curie, Rosa Parks, Frida Kahlo und Jane Goodall vorstellt).
Danach: Frische Luft tanken im Garten, vertrocknete Äste abschneiden, mit den Freundinnen via Facetime telefonieren, Verkleiden als Mama, Osterdeko basteln. Auf dem Stundenplan stehen auch Aufgaben, die Kindern und Eltern zugute kommen (Pudding kochen, wer noch nicht am Herd hantieren darf, macht eine kalte Nachspeise wie Kinder-Tiramisu). Kennt ihr das Spiel "Pizza backen"? Das finden alle Altersstufen toll. Eine*r legt sich auf den Boden und spielt Pizza, die anderen kneten den Teig (massieren den ganzen Körper), streichen imaginäre Tomatensauce darauf und belegen mit unterschiedlichen Zutaten (jede Zutat eine andere Bewegung). Dann ab in den Ofen und danach futtern. Eine Art Mini-Massage, bei der Jede*r mal drankommt.
Tipp 2: Digitale Bildungsangebote nutzen
- Nicht nur die Maus besucht uns nun täglich (WDR, ab 11:30 Uhr), es gibt diverse Programme der öffentlich-rechtlichen Sender, die uns helfen wollen, lange Vormittage sinnvoll zu nutzen.
- Der NDR hat eine Extraausgabe von Mikado montags bis freitags von 9–11 Uhr geplant, das Kinderradio-Programm können wir in der NDR Radio-App oder als Stream auf der NDR-Seite anhören.
- Außerdem im Angebot: Hörspiele wie Cornelia Funkes "Gespensterjäger", Kirsten Boies "Detektiv und Gentleman" und Paul Maars "Herr Bello und das blaue Wunder").
- Auch der MDR überträgt nun jeden Tag um 11 Uhr eine Schulstunde im Livestream mit Professor Martin Lindner (Themen zum Beispiel "Seuchen und ihre Geschichte", "Unser Schatz, der Boden").
- "Planet Schule" aus der ARD Mediathek widmet sich den Themen Geschichte, Kultur, Natur & Umwelt und Wissen & Technik – ist allerdings für etwas ältere Kinder geeignet (ab 9 Jahre).
- Hörspielfreunde finden bei Spotify immer was. Die Lieblingshörspiele meiner Kinder:
die Fuchsbande, die Pfotenbande, der zauberhafte Wunschbuchladen, die Schule der magischen Tiere, das kleine Waldhotel…
Tipp 3: Ab an die frische Luft!
Ein Location-Wechsel ist für aufkommende schlechte Laune der ultimative Tipp. Auch wenn wir uns natürlich an Regeln der sozialen Distanz halten müssen – wir haben zusammengefasst, worauf ihr achten solltet, wenn ihr euch draußen treffen wollt. Da Spielverabredungen ausfallen, konzentrieren wir uns auf Outdoor-Challenges. Eine kleine Fotosafari mit Motivsuchaufgaben, Spiele zur Pflanzen- oder Vogelerkennung (wir haben zum Beispiel die "Natur-Entdecker-Karten" vom Usborne Verlag zu Hause) und natürlich die kleine oder mittelgroße Kekspause.
Tipp 4: Gemach, gemach!
Pausen sind ohnehin sehr wichtig. Zwar ziehen sie den Arbeitstag in die Länge, schenken uns aber zwischendurch immer wieder Raum für gute Stimmung. Kleine Yogaeinheiten mit den Kids, Fotos aus dem letzten Urlaub angucken, Ideenrunde fürs Nachmittagsprogramm – der Schreibtisch darf kurz warten.
Tipp 5: Alles anders – jetzt gelten wilde Regeln!
Nicht alles klappt jetzt wie am Schnürchen. Wutanfälle finden auch mal zeitgleich mit Telkos statt, da hilft nur Mikro stumm schalten. Durchatmen und (später) drüber lachen! Schließlich muss es sich für unsere Kinder wirklich komisch anfühlen, was jetzt gerade passiert. Im Ideen-Podcast "Smarter leben" rät Pädagogin und Autorin Susanne Mierau (die gerade mit drei Kindern einen Ausnahme-Alltag organisiert): Wir sind in einer Ausnahmesituation. Regeln, die sonst gelten, dürfen im Moment mal ausgesetzt werden.
Also: Alle Bett- und Wolldecken dürfen zum Höhle bauen genutzt werden, wir picknicken auf dem Fußboden und planen eine Nachtwanderung mit Bollerwagen und Taschenlampen, Kino-Abend mit Chips bis mindestens 21 Uhr – das was den Kindern später in Erinnerung bleiben wird, sollen doch zumindest die positiven Erlebnisse mit den Eltern und Geschwistern sein, oder?
P. S. Zum Mittagessen machen wir gleich eine Steh-Party mit Hot Dogs in der Küche. Ich bin gespannt, wie das wird…