Ein Glücksrezept zu haben, das immer aufgeht – wer wünscht sich das nicht? Die folgenden Schritte helfen dir dabei, eine gute Balance zwischen Familie und Job zu finden und mit deinem eigenen Glücksmodell nachhaltig glücklich zu werden!
Das eigene Glücksrezept finden: Die Back-Metapher
Eigentlich backe ich selten und nicht besonders gerne. Aber nachdem ich eine Familie gegründet habe, kam der Wunsch nach mehr Heimeligkeit und so backe ich ab und zu mit meinem Sohn etwas Köstliches. Anfangs wollte ich ständig etwas Neues ausprobieren und meist ist es nicht gelungen. Ich habe zu schnell aufgegeben und bin zum nächsten Rezept gewechselt. Bei manchen Rezepten bin ich dann doch geblieben und habe angefangen, mir eine nicht zu hohe Messlatte zu legen – einfach nach Grundrezept backen. Einfach zufrieden sein.
Momentan sind bei uns die Skyr-Waffeln hoch im Rennen. Ich weiß mittlerweile was ich dazu brauche und in welcher Menge, ich kenne mich mit dem Waffeleisen und seiner Hitzestärke aus. Ich habe mit einem Grundrezept begonnen, meine Praxis perfektioniert und später auch etwas Eigenes dazugefügt. In meinem Fall ist das Heidelbeersirup nach einem speziellen Geheimrezept.
Genauso verhält es sich mit dem Glücklichsein: Mit einem Grundrezept beginnen, das Glück ritualisieren und erst nachher das eigene Glücksrezept verfeinern.
In diesem Artikel zeige ich dir:
- Basisrezept: Was zum Basisrezept eines Glücksmodells sowohl für die Familie als auch für die Karriere dazugehört.
- Üben und perfektionieren: Was ist wichtig, wenn du die Balance in Sachen Karriere und Familie aufrechterhalten möchtest.
- Mit eigenen Kreationen verfeinern: Ich erzähle dir meine fünf Favoriten, die sich für die tägliche Glückspraxis gut bewährt haben.
Basisrezept: ein Glücksmodell für Familie und Karriere muss her
Die im Folgenden beschriebenen fünf Zutaten bilden eine gute Basis fürs Glücklichsein und um genügend Energie sowohl für Karriere, als auch für die Familie aufzubringen. Die Reihenfolge ist übrigens überhaupt nicht relevant.
1. Dankbarkeit zelebrieren und andere stärken
Die meisten von uns haben in der Kindheit nicht gelernt, sich auf eigene Stärken zu verlassen. Durch die rote Farbe von ausgebesserten Hausaufgaben lernten wir, auf die Fehler zu achten. Auch als Erwachsene tappen wir öfters in diese Falle. Bittet uns jemand um ein Feedback, fangen die meisten von uns mit Kritik an. Wie schade. Ein scharfer Blick für die Schwächen und sehr schwacher Blick für die Stärken der anderen.
Dankbarkeit zelebrieren kann eine gute Lösung sein. Es gibt so viele Menschen, die mit uns zusammen leben, arbeiten, uns unterstützen und sich mit uns weiterentwickeln. Diesen Menschen zu danken bringt Glück und Dankbarkeit zurück. Am besten machen wir das persönlich und überlegen ganz gezielt, wie wir ihre Stärken und Taten loben können. Oder schriftlich: Jeden Tag 5 Dinge aufschreiben, für die ich dankbar bin oder Menschen, denen ich für etwas dankbar bin – das ist der nachhaltige Weg zum Glücklichsein. Ein Tipp von mir: 5-Jahres-Tagebuch mit ganz wenig Platz für Notizen und genug Platz für 5 Dankbarkeiten täglich.
2. Mach dir bewusst, dass das Leben mehr als ein Lauf zwischen Karriere und Familie ist
Ich habe für dich eine Denkaufgabe: Erinnere dich an einen beruflichen Erfolg und wie du dazu gekommen bist. Oft haben unsere Erfolge nicht mit der harten Arbeit zu tun. Ich bekomme meine besten Ideen beispielsweise beim Geschirrspülen oder auf einem Spaziergang. Die besten Aufträge habe ich durch meine Freundinnen oder Kundinnen-Empfehlungen bekommen, für die ich mir immer wieder Zeit genommen habe.
Ablenkungen tun uns gut. Auf Anspannung sollte die Entspannung folgen. Bei Work-Life-Balance geht es eigentlich nicht mehr darum, Karriere und Leben miteinander zu verbinden, sondern zu entscheiden, wie viel Arbeit ich in meinem restlichen Leben zulassen möchte. Definiere dazu 8 bis 10 Lebensbereiche, die für dein Leben wichtig sind und achte darauf, dass sie in deinem Wochenablauf nicht zu kurz kommen. Der typische Denkfehler dabei: für jeden Bereich die gleiche Zeit einzuplanen. Es geht aber nicht darum. Es geht mehr um den Fokus und die Möglichkeit, das Leben nach eigenen Bedürfnissen auszurichten. Und sich daran zu gewöhnen, dass das eigene Leben mehr als ein Karriere-Life-Lauf ist und zum Beispiel auch diese Dinge wie Partnerschaft, Finanzen, Wohltätigkeit, Hobbys, Reisen oder die eigene Gesundheit eine Rolle spielen.
3. Lerne dich kennen und sorge gut für dich
Du kommst nicht an letzter Stelle. Du bist dein wichtigstes Kapital und wenn du dich nicht heute und jetzt um dich kümmerst, existiert kein Glücksmodell, weder für dich, noch für deine Familie oder andere Menschen.
Das klingt sehr banal und einfach und wird deshalb gerne vernachlässigt. In dem ganzen Strudel von Aufgaben und Verpflichtungen vergessen Frauen, was ihnen guttut, was nicht, was ihnen Energie gibt und was diese raubt.
Dazu finde ich den Ansatz von "Manual of me" sehr hilfreich. Schreibe die für dich wichtigsten Dinge in einer Art Manual auf:
- Das gibt mir Kraft und Energie / Das raubt mir Kraft und Energie
- So sieht mein perfekter Tag aus / So sieht ein grausamer Tag aus
- So möchte ich Feedback erhalten / So bitte nicht
Ich kenne Menschen, die beispielsweise beim Start von einem neuen Projekt oder einem neuen Job das an ihre Geschäftspartner schicken oder einige Selbstständige, die das auf ihrer Webseite publizieren. Das ist ein tolles Statement auf dem Weg zu mehr Glück.
4. Lerne zu kommunizieren und dich Konfliktsituationen zu stellen
Echt sein. Auch in der Arbeitswelt. Gefühle zeigen? Lieber nicht? Gerade in der heutigen Remote-Lebens- und Arbeitszeit kommen die Emotionen und der Austausch überhaupt zu kurz. Wie oft hetzen wir durch unsere To-Dos, nehmen an Online-Besprechungen teil, wo es keinen Platz und Raum für ein "Wie geht es dir?" gibt. Gute Besprechungen fangen mittlerweile mit einem Check-In an, und es geht dabei tatsächlich darum, sich über eigene Befindlichkeiten auszutauschen. Das muss auch gelernt sein. Dazu finde ich das Konzept der gewaltfreien Kommunikation von Marshall B. Rosenberg immer noch nützlich. Er hat vier einfache Regeln aufgestellt, die dabei helfen, Konflikte anzusprechen und zu lösen.
- Schritt 1: "Ich sehe das so …": Beginne bei dir und beobachte dich. Sage einfach, was du wahrnimmst, und verwende die Ich-Form. Es geht tatsächlich um dich, um dein Kopfkino und das soll auch so benannt werden.
- Schritt 2: "Ich fühle dabei …": Sprich über deine Gefühle. Und schon wieder geht’s um dich. Du erlebst bestimmte Gefühle, die zu Emotionen führen. Das muss auch nicht unbedingt mit der Sache etwas zu tun haben, aber du hast nun einmal diese Gefühle und die kannst du einfach und fairerweise mit Ich-Bezug ansprechen.
- Schritt 3: "Ich brauche …": Werde dir deiner Bedürfnisse bewusst und teile sie deinem/deiner Gesprächspartner:in mit.
- Schritt 4: "Ich schlage vor …: Werde konkret und sage, was du willst.
Eine gute Kommunikation und positive Konfliktlösung sind nur möglich, wenn auch du deinen/deine Gesprächspartner:in respektierst und mit einer Haltung in das Gespräch gehst, dass diese Person genauso an der Lösung des Problems interessiert ist, wie du.
5. Eigene Lebensvision nicht aus den Augen verlieren
In stressigen Zeiten verlieren wir oft unsere Orientierung und fangen an, in ziemlich kurzen Zeitabschnitten zu denken. Nur noch diese Woche schaffen. Nächste Woche denke ich über mein Leben nach. Das Ergebnis davon ist, dass wir unser Fokus verlieren, und genau da ist unsere Lebenskraft zu Hause.
Warum tue ich das was ich tue? Das ist die wichtigste Frage, die du für dich beantworten solltest. Was kann ich heute tun, damit ich meiner Vision näherkomme? Schreibe deine Lebensvision auf, nimm ein Audio auf und höre dir das immer wieder an.
Erkennst du deine Lebensvision noch nicht richtig? Wende dich an einen Coach oder eine Coachin. Eine kurze Audiodatei mit deiner Lebensvision, sich mit dem eigenen Leben zu beschäftigen, ist nicht selten viel nützlicher, als stundenlange Podcasts "richtiger" Lebensexperten zu hören.
Üben und perfektionieren: Balance in Sachen Karriere und Familie aufrechterhalten
Nachdem du das Basisrezept für ein glückliches Leben kennen gelernt hast, geht es darum, das so oft wie möglich auszuprobieren.
- Einfach tun: Das wichtigste dabei ist: Du brauchst keine neuen Ratgeber zu diesem Thema lesen, du brauchst keine neuen schönen Tagebücher, Apps oder sonstiges. Du kaufst ja auch kein neues Waffeleisen, um zu beginnen. Es geht hier einfach ums Tun.
- Wochenplanung detailliert, Monatsplanung fokussiert: Hast du dein Glücksrezept verinnerlicht und richtest dich nach deiner Lebensvision, möchtest allen Lebensbereichen genügend Zeit und Raum geben, besteht die Gefahr, dass du zu viel Aufwand für die Planung betreibst. Empfehlenswert wäre den Monat grob zu planen – beispielsweise, für jeden Bereich ein Fokus zu überlegen und bei der Wochenplanung detailliert vorzugehen.
- Keine falschen Erwartungen: Lasse es einfach zu, dass deine Ziele sich auch verändern können. Oft glauben wir, dass wir unsere Ziele unbedingt erreichen müssten. Zu stark sitzt in uns diese Message: wer nicht zielstrebig ist, der kann nicht erfolgreich sein. Ich denke die wichtigste Frage sollte sein: Warum tue ich das was ich tue? Warum will ich dieses Ziel erreichen? Zu starke Fokussierung auf Ziele kann dazu führen, dass wir die Möglichkeiten um uns herum, auf einem anderen Weg zu dem Ergebnis zu kommen, nicht erkennen.
Und zum Schluss: Das Glücksrezept verfeinern
Nachdem das Grundrezept gut funktioniert und ein paar Handgriffe bereits sehr gut eingeübt sind, ist es natürlich zulässig andere Dinge auszuprobieren. Hierbei geht es um eine Art Ausgewogenheit – zwischen festen Ritualen und Flexibilität.
Meine Top 5, wie ich die Glücksplanung verfeinere:
-
Unterschiedliche Listen anlegen: „Das macht mich glücklich“, „das esse ich gerne“, „diese Länder möchte ich bereisen“. – Es ist eine gute Möglichkeit über das eigene Leben und Bedürfnisse zu reflektieren und sich besser kennen zu lernen
-
Für die Planung unterschiedliche Formate verwenden: Mal ist es ein Blatt Papier, mal ein White Board später abfotographiert, mal ein Sketch Notes. Es muss einfach Spaß machen.
-
Mit Kindern über Träume und eigene Lebensvision sprechen und schauen, ob sie das bereits verstehen..
-
Sich mit Menschen umgeben, die einem gut tun. Ich habe beispielsweise eine Liste von Menschen, die ich gerne zu meinem Geburtstag einladen würde – „Geburtstags-Liste“ - und sorge dafür, dass ich mit diesen im Kontakt und Austausch bleibe.
-
Hin und wieder auf die Planung verzichten und beobachten, was passiert. Meistens merken wir, dass und gewisse Rituale doch guttun und wir sie in unserem Leben vermissen. Das kann eine gute Motivation sein.
Verknüpfe dein Glücksempfinden mit deiner Lebensvision. Waffeln backen um des Backens willen macht dich nicht glücklich. Waffeln backen für mehr Familiengefühl, um mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen und von dir etwas weiterzugeben – das ist lohnenswert.
Über die Autorin: Natalia Schweizer
Als Coachin und Beraterin unterstütze ich ambitionierte Frauen, die sowohl eine gut funktionierende Karriere als auch ein erfülltes Familienleben führen wollen und bereit sind, etwas aktiv dafür zu tun.
Meine Vision: Ich möchte, dass meine Kinder und Enkelkinder in einer Welt leben, in der Frauen keine Gedanken über die Wahl zwischen Karriere oder Familie verschwenden, sondern selbstständig ein eigenes Lebensmodell entwickeln und ihre berufliche Laufbahn gestalten.
WoMomPreneur aus Leidenschaft: Ich habe deutsche Wurzeln, bin in Russland geboren und aufgewachsen, habe in Deutschland Wirtschaft studiert und in Österreich eine neue Heimat gefunden. Mit 38 Jahren habe ich das erste Kind bekommen und meinem eigenen Business eine neue Richtung verpasst.
Buch: "Dem weiblichen Work-Life-Dilemma entkommen. Coaching-Impulse für ein selbstbestimmtes Leben", Coaching-Programm: "Life Goals Canvas".
Mehr anzeigen: