Der neueste Glücksatlas deckt auf, was für Spuren die letzten Monate bei den Deutschen hinterlassen haben: Noch nie war die Lebenszufriedenheit hierzulande so niedrig wie in 2021. Aber: es gibt auch einen "Gamechanger", der für einen erheblichen Glückschub gesorgt hat.
Was ist der Glücksatlas?
Hinter dem Glücksatlas verbirgt sich eine jährliche Studie, die von der Deutschen Post in Auftrag gegeben wird. Dieses Jahr wurde sie zum elften Mal vom Institut für Demoskopie in Allensbach durchgeführt. Im Zeitraum von Januar bis Juni 2021 (in welchem die Deutschen sowohl im Lockdown waren, aber auch Lockerungen und Impfungen erlebten) wurden mehr als 8.400 Bürger:innen ab 16 Jahren zu ihrer Lebenszufriedenheit befragt und sollten diese auf einer Skala von 0 bis 10 einschätzen, wobei 0 für "überhaupt nicht zufrieden" und 10 für "völlig zufrieden" stand. Anfang November wurde der neue Glücksatlas in Bonn veröffentlicht.
Glücksatlas 2021: Lebenszufriedenheit der Deutschen auf Tiefstand
Unter dem Strich kam raus: Die Deutschen waren noch nie so unglücklich wie jetzt. Und das liegt vor allem an der Corona-Pandemie, die das deutsche Glücksniveau mit 6,58 Punkten ins Rekordtief seit Beginn der Befragungen (1984) befördert hat. Im Vorjahr lag das Glücksniveau in Deutschland noch bei 6,74 Punkten und 2019 – also vor der Pandemie – bei einem Höchstwert von 7,14 Punkten.
Das verrät uns der Glücksatlas 2021 außerdem über die Lebenszufriedenheit der Deutschen:
- Am unzufriedensten sind die Deutschen mit ihrer Freizeit: Hier sank das Glücksniveau von 7,21 Punkten (vor der Pandemie) auf 5,0 Punkte.
- Beamte sind mit 7,02 Punkten die glücklichste Berufsgruppe.
- Am zufriedensten sind die Menschen in Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein, am unglücklichsten in Berlin.
- Geimpfte sind glücklicher als Ungeimpfte.
- Frauen sind unzufriedener als Männer: Frauen waren mit 6,56 Punkten in der Pandemie weniger glücklich mit ihrem Leben als Männer (6,72 Punkte).
- Ost- und Westdeutschland liegen fast gleichauf mit dem Zufriedenheitslevel.
- Die Zufriedenheit mit dem Familienleben sank um 0,8 Punkte – was vor allem an den Mehrbelastungen der Eltern durch Schul- und Kitaschließungen lag.
Pandemie hat die Deutschen unglücklich gemacht
"Je höher die Infektionszahlen und je strikter die Maßnahmen, desto niedriger das Glücksniveau", fasst das Institut für Demoskopie Allensbach die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Glücksempfinden in Deutschland zusammen. Das zeigt auch der Vergleich zwischen Lockdown-Monaten und Monaten, in denen die Einschränkungen gelockert wurden: Im April lag das Zufriedenheitslevel auf dem Tiefstand von 6,42 Punken, im Juni (also zu Beginn der Lockerungen) stieg die Zahl auf 6,88 Punkte. Besonders Familien haben durch die Pandemie an Zufriedenheit einbüßen müssen (minus 0,8 Punkte). Grund dafür waren die mehrfachen Schließungen von Schulen und Kitas. "In normalen Zeiten sind Kinder Glücksbringer", schreiben die Autor:innen im Glücksatlas. In Corona-Zeiten hätten Kinder im Grundschulalter ihren Eltern im Schnitt 0,21 Zufriedenheitspunkte gekostet.
Freizeit litt unter der Pandemie
Aber auch die Zufriedenheit mit der eigenen Freizeitgestaltung litt unter der Pandemie enorm: In diesem Punkt sind die Deutschen sogar am unglücklichsten. Während die Zufriedenheit hier vor der Pandemie noch bei 7,21 Punkten lag, sank sie 2021 drastisch – und zwar auf nur 5,0 Punkte. Auch je nach Berufsgruppen und Geschlecht machte sich die Pandemie bemerkbar: Frauen waren in der Corona-Krise mit 6,56 Punkten unzufriedener mit ihrem Leben als Männer (6,72 Punkte). Am glücklichsten schätzten sich die Beamten: Mit 7,02 Punkten bleiben sie die zufriedenste Berufsgruppe.
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Corona-Impfung ist der "Gamechanger"
Die Studie hat auch einen Blick darauf geworfen, wie sich die Corona-Impfungen auf die deutsche Zufriedenheit ausgewirkt haben. Und tatsächlich sollen sie für so einen großen Glücksschub (plus 0,52 Punkte) gesorgt haben, dass sie im Glücksatlas als "Gamechanger" bezeichnet werden. Bei Impfgegner:innen sei hingegen ein umgekehrter Effekt erkennbar: "Wer nicht geimpft werden möchte, ist mit seinem Leben um 0,62 Punkte unglücklicher als der Durchschnitt der Bevölkerung", heißt es.
Glücksatlas 2021: Wo leben die glücklichsten Deutschen?
Der Glücksatlas hat ebenfalls einen Blick auf die Deutschlandkarte geworfen und erforscht, in welchen Teilen des Landes die Menschen im Jahr 2021 am zufriedensten waren. Heraus kam: Die Schleswig-Holstein und Sachsenanhalt gelten beide mit 6,78 Punkten als Glücks-Ballungsgebiete. Neu daran ist, dass erstmals auch ein Bundesland aus dem Osten im Ranking ganz oben steht. Die Autor:innen des Glücksatlas stellten fest, dass sich die Glückskluft zwischen Ost und West immer weiter angleicht.
Platz drei belegte Bayern (6,77), Hamburg schaffte es gemeinsam mit Brandenburg (6,74 Punkten) auf den vierten Platz, knapp gefolgt von NRW (6,73),Hessen (6,66) und Rheinland-Pfalz (6,62). In der Mitte des Rankings siedelten sich Baden-Württemberg (6,61 Punkte) und Niedersachsen (6,59 Punkte) an. Die Plätze 13 und 14 wurden von dem Saarland (6,46) und Thüringen belegt. Die unglücklichsten Menschen leben demzufolge in Berlin, das als Schlusslicht nur 6,20 Punkte verzeichnen kann.
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