Eine aktuelle Studie zeigt wie sich Corona auf unsere Psyche auswirkt: Deutsche sind gestresst aber optimistisch. Die wichtigsten Erkenntnisse zur Auswirkung der Pandemie auf die mentale Gesundheit.
Die Corona-Krise verlangt der Psyche einiges ab
Die Corona-Krise stellt auch die Stressresistentesten unter uns vor neue Herausforderungen. Was als Ausnahmezustand anfing ist inzwischen zu einem neuen Alltag geworden. Wohnzimmer wurden zu Büros, Umarmungen zur Rarität und manchmal erwischen wir uns dabei, wie wir erschrocken zusammenzucken, wenn wir in Filmen Menschenansammlungen ohne Abstand und Masken beobachten. Aktuell warten wir mit Spannung auf das, was die Politik gerade in Berlin beschließt. Erwartet uns wieder ein Lock-down? Was passiert dann? Gehen wir wieder im Wahnsinn zwischen Homeoffice, Social Distancing, Homeschooling und Sorgen unter? Und was macht das mit langfristig uns?
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Besondere Schwierigkeit für Menschen mit psychischen Problemen
Menschen, die schon vor der Pandemie mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten, trafen der Lockdown und die mentalen Zusatzbelastungen besonders hart. Doch egal, wie resilient eine Person ist, die letzten Monate gingen an den Wenigstens spurlos vorbei.
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Das macht Corona mit unserer Psyche
Die Meditations-App Headspace führte anlässlich des internationalen Tages der psychischen Gesundheit am 10. Oktober eine Studie zur Auswirkung der Corona-Pandemie auf unsere mentale Gesundheit und unseren Gemütszustand durch. Wir stellen euch die wichtigsten Erkenntnisse vor:
Gestresst, gereizt und ängstlich
Die Mehrheit der Deutschen ist gestresster (53%) und gereizter (66%) als noch vor sechs Monaten. Hinzu kommen vermehrt Schlafstörungen, die bei 38% der Deutschen häufiger auftreten, als vor der Pandemie.
53% der Deutschen fühlen sich mental erschöpft und knapp ein Drittel der Menschen in Deutschland beschreiben ihre aktuelle Gefühlslage als ängstlich. Rund 50% fällt es seit der Pandemie schwerer, zur Ruhe zu kommen.
Trotzdem: Deutsche sind optimistisch
Dennoch sind die Deutschen optimistisch: 63% gehen davon aus, dass die Menschen hierzulande trotz Pandemie glücklich sind und sogar 76% behaupten von sich selbst, glücklich zu sein.
Psychische Gesundheit immer noch Tabu-Thema
Trotz des vermehrten Aufkommens von Stress, mentaler Erschöpfung und Schlafproblemen, fühlt sich die Mehrheit der Befragten unwohl bei dem Gedanken, die eigene psychische Gesundheit zu thematisieren. 55% der Deutschen haben noch nie mit anderen über psychische Beschwerden gesprochen und haben dies auch in Zukunft nicht vor. Diejenigen, die über ihre mentale Gesundheit sprechen, tun dies am häufigsten mit ihrer Familie (69%) oder Freunden (63%).
Beziehungen bleiben stabil
Trotz der großen Herausforderungen der letzten Monate gab die Mehrheit der Befragten an, dass ihre Beziehungen durch die Krise kaum beeinträchtigt wurden. Insgesamt beendeten nur 2% der Deutschen ihre Beziehung. Auch interessant: Insgesamt gaben mehr Befragte an, dass sich ihre Beziehung sogar eher verbessert (10%) als verschlechtert (8%) hat. Gleichzeitig beklagen 58%, seit der Corona-Pandemie häufiger „Störungen des sexuellen Verlangens” zu erleben.
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Positive Effekte: Entschleunigung, Wertschätzung und mehr Zeit für die Liebsten
Etwa die Hälfte der Deutschen fühlten sich durch die Pandemie entschleunigt und sie lernten „die kleinen Dinge” mehr zu schätzen. Die Corona-Krise half außerdem 47% der Menschen in Deutschland dabei, sich stärker auf das Wesentliche zu konzentrieren. 43% bewerten es als positive Auswirkung der Pandemie, dass sie mehr Zeit mit ihren Partner*innen oder Familien verbringen konnten.
Tipps für mehr Wohlbefinden
Auf die Frage, was zu einer Verbesserung des Wohlbefindens in Zeiten von Corona beiträgt, kommen bei den Deutschen Aktivitäten an der frischen Luft an erster Stelle (53%), gefolgt von Lesen (41%) und Musik hören oder selbst Musik machen (40%). Im Ländervergleich fällt auf: Die Deutschen räumen gerne auf! Mit 36% erreichen sie hier den höchsten Wert. Die Franzosen kochen am liebsten (44%), während die Briten den vergleichsweise höchsten Wert bei der körperlichen Fitness belegen (39%).
Wichtige Informationen:
Wenn du von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen betroffen bist, solltest du dir gerade in der aktuellen Situation schnell Hilfe suchen. Hilfreiche Adressen und Tipps:
- Hausärzte, Fachärzte und psychiatrische Kliniken sind geöffnet und können qualifizierte Beratung geben.
- Selbsttest für Depression, Tipps und Adressen bietet die Deutsche Depressionshilfe.
- Die Telefonseelsorge unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 ist jederzeit erreichbar.
- Das Online-Forum zum Erfahrungsaustausch diskussionsforum-depression.de wird fachlich moderiert
- Deutschlandweites Info-Telefon Depression 0800 33 44 5 33 (kostenfrei)
- Selbsthilfegruppen in der Nähe unter www.nakos.de
- E-Mail-Beratung für junge Menschen: u25-deutschland.de oder www.jugendnotmail.de
- Lange Wartezeiten auf Therapieplätze können durch eine Online-Therapie überbrückt werden. Es gibt inzwischen diverse Anbieter, wie zum Beispiel Deprexis.
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