Am 14. Februar 2020 ruft One Billion Rising erneut zu weltweiten Protesten auf. Denn: Jede dritte Frau erfährt in ihrem Leben sexualisierte oder körperliche Gewalt.
One Billion Rising: Warum Aktionen gegen Gewalt immer noch so wichtig sind
Laut WHO wird jede dritte Frau auf der Welt in ihrem Leben Opfer von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt. Die Täter sind dabei oftmals der eigene Partner oder Ex-Partner.
Gewalt: viele sprechen nicht darüber
Damit ist die Gewalt gegen Frauen die am weitesten verbreitete und gleichzeitig am seltensten gemeldete Verletzung von Menschenrechten.
Ob aus Scham, Angst vor dem Täter oder weil das Thema noch immer stark tabuisiert ist. Viele Frauen sprechen nicht über das, was ihnen passiert. Somit kann man davon ausgehen, dass die Dunkelziffer noch höher liegt als in den Studien erfasst.
Frauen sind deutlich häufiger Opfer von Gewalttaten
Laut der Europäischen Kommission waren 2015 neun von zehn Vergewaltigungsopfern und über 80 % der Opfer sexueller Übergriffe Mädchen und Frauen.
Auch im Bereich partnerschaftlicher Gewalt mit versuchter oder vollendeter Tötung liegt der Frauenanteil unter den Opfern laut Bundeskriminalamt bei 75 %.
Die Aufmerksamkeit für das Thema wächst
Weltweit wächst die Aufmerksamkeit für das Thema, und mit ihr die Proteste. Forderungen, die Tötungen von Frauen durch ihre (Ex-)Partner als eigenen Straftatbestand einzustufen und als sogenannten Femizid anzuerkennen werden laut und es etablieren sich Aktionen, die regelmäßig auf das Thema aufmerksam machen und das Schweigen brechen.
One Billion Rising – künstlerischer Protest
Die Künstlerin, Schriftstellerin und feministische Aktivistin Eve Ensler initiierte 2012 eine der weltweit größten und aufmerksamkeitsstärksten Protestkampagnen gegen die Gewalt an Frauen und Mädchen: One Billion Rising.
Der Name spielt auf die erschreckend hohe Anzahl der Frauen an, welche in ihrem Leben Gewalt erfahren. Jede dritte Frau = eine Milliarde (one billion) Frauen weltweit.
Weltweiter "Tanz-Protest" am 14. Februar
One Billion Rising ruft jedes Jahr am 14. Februar zu weltweiten Protestaktionen auf. Dabei sollen Musik- und Tanzaktionen die Aufmerksamkeit auf die in den Redebeiträgen thematisierte Gewalt an Frauen und Mädchen lenken. Um den Aktionstanz zum Lied "Break the Chain" zu lernen, finden in einigen Städten im Vorfeld sogar Tanztrainings statt.
One Billion Rising thematisiert auch die Zusammenhänge von Gewalt und gesellschaftlichen sowie politischen Themen und bezeichnet die Protestaktionen als ein Symbol weltweiter Frauensolidarität.
Indien, Botswana, Bangladesh, Mexiko, ...
Die Aktion findet inzwischen in über 200 Ländern statt. Allein in Deutschland gingen im vergangenen Jahr nach Angaben der Veranstalter etwa 60.000 Menschen an 180 Orten auf die Straße. Eine der größten Aktionen fand in Berlin statt. Hier tanzten laut berlin.de 3.000 Menschen vor dem Brandenburger Tor.
Infos, wo in diesem Jahr protestiert wird sowie Online-Tutorials zum Aktionstanz findest du auf der Homepage von One Billion Rising Deutschland.
"The Vagina Monologues" als Ursprung von One Billion Rising
Die Initiatorin der One Billion Rising Bewegung, Eve Ensler, schrieb vor 25 Jahren das Theaterstück "The Vagina Monologues". Sie interviewte Frauen und thematisierte auf Grundlage dutzender Gespräche die weibliche Sexualität, Vergewaltigungen und Missbrauch in dem Stück .
Nach beinahe jeder Aufführung von "The Vagina Monologues" beobachtete Ensler eine sehr große Gesprächsbereitschaft anwesender Frauen, die ihre eigenen Geschichten teilten.
Frauen fingen an zu reden
Das Stück schuf ganz neue Gespräche über und mit Frauen. Ensler wollte daraus mehr machen, als ein Werk über Gewalt. Sie wollte es dazu nutzen, Menschen zum Handeln zu bewegen und die Gewalt zu beenden. 1998 rief sie gemeinsam mit weiteren Frauen in New York den V-Day ins Leben: Eine Organisation, die es bis heute als ihre Mission sieht, der Gewalt gegen Frauen und Mädchen ein Ende zu setzen.
„The Vagina Monologues“ spielt dabei noch immer eine tragende Rolle. Jedes Jahr führen Gruppen auf der ganzen Welt das Stück, sowie andere Werke von V-Day, auf und spenden die Einnahmen an lokale Projekte, die sich gegen die Gewalt an Frauen und Mädchen einsetzen.