Gewalt an Frauen ist alltäglich. Um etwas zu ändern, müssen wir endlich darüber sprechen und das Schweigen brechen. Deshalb: Schreib uns deine Geschichte!
Gewalt in Partnerschaften
Verliebt zu sein, ist das schönste Gefühl der Welt, in einer Partnerschaft zu leben, wohl der Wunsch der meisten. Doch leider wird aus dem Himmel oft die Hölle. Dann, wenn Männer zu Gewalttätern werden, wenn sie ihre Partnerin schlagen, demütigen, treten, prügeln, misshandeln oder vergewaltigen.
Häusliche Gewalt: Antje Joel und ihre Geschichte
Die Journalistin Antje Joel hat uns ihre ganz persönliche Geschichte erzählt, über die Gewalt, die sie jahrelang erlebt hat. Und sie ist nicht die Einzige. "Ich bin jede dritte Frau", schreibt sie in EMOTION. "Das sind allein in Deutschland mehr als 12 Millionen Frauen ab 15 Jahren, die einmal im Leben in einer Beziehung Gewalt erfahren."
"Zu gehen kann den Tod bedeuten"
Ihre Geschichte schockiert und rüttelt auf. Antje Joel fordert auf, zu erkennen, dass diese Gewalt ein gesellschaftliches Problem ist. Häusliche Gewalt gegen Frauen wird oft abgetan, als "Familienangelegenheit" verharmlost, als "Problem eines Paars" – was auch dazu führt, dass es jeden dritten Tag in Deutschland zum Femizid kommt, einem Mord, bei dem eine Frau durch ihren (Ex-)Partner getötet wird.
Wir müssen gemeinsam das Schweigen brechen!
Wir müssen gemeinsam das Schweigen brechen, damit endlich klar wird: Das Problem ist so groß, dass wir es nur als Gesellschaft lösen können. Gewalt ist weder die Schuld einer einzelnen Frau, noch kann eine einzelne Frau das Problem lösen. Und das erste, was wir tun können, ist, Frauen zuzuhören.
Schreib uns deine Geschichte
Bist du selbst betroffen? Hast du Gewalt erlebt, egal, ob nur einmal oder jahrelang? Schreib uns deine Geschichte.
Schreib uns an deine-geschichte@emotion.de.
Die Geschichten werden wir hier veröffentlichen, nur unter der Angabe des Vornamens. Wenn du das nicht möchtest, schreib es bitte dazu, dann veröffentlichen wir deinen Text anonym.
23.02.2020 |13:27| Anonym
Ich habe mich oft gefragt, wo Gewalt beginnt. Erst durch eine Therapie habe ich erkannt, dass das was mein erster Freund mit mir getan hat, nicht okay war. Vieles hatte ich über Jahre verdrängt, trotzdem beeinflusste dieses Trauma meine Beziehungen danach. Ein Beispiel:
Nie werde ich vergessen, wie er es witzig fand, mich in seinem Zimmer im Studentenwohnheim einzuschließen. Er duschte und ich musste auf ihn warten, konnte nicht das Zimmer verlassen, um mir ein Wasser aus der Küche zu holen. Ich war verunsichert, wie sollte ich reagieren? Ich hatte ein so flaues Gefühl im Magen, traute mich aber nicht eine Szene zu machen. Das war aber nicht alles. Er drückte mir für mehrere Sekunden das Kissen ins Gesicht, bis ich Atemnot und Panik bekam und anfing mich zu wehren. Ich konnte nicht gehen, auch weil abgeschlossen war. Mit meinen 18 Jahren hatte ich zu viel Angst eine Szene zu machen und zu gehen. Was würde danach passieren? Ich habe Jahre gebraucht, darüber reden zu können. Ich habe mein eigenes Verhalten so verurteilt. Ich bin kein klassischer Opfer-Typ. Aber was heißt das schon?
Es brauchte noch Vieles, wie Handgreiflichkeiten nach einer Party, Blaue Flecke, dem Einsteigen in mein Zimmer, dem Betrügen und Belügen, bis ich endlich die Kraft fand zu gehen. Meinen Eltern, denen ich sonst sehr nah stehe, konnte ich all das nicht erzählen. Eine Freundin wandte sich ab, weil sie mein Bleiben verurteilte.
Ich hatte in meinem Kopf verankert, dass das Liebe war. Meine Beziehung danach war eine 2. Hölle. Er wollte Sex, ich hatte zu gehorchen. Nach einer Party, meinte er: Du warst nicht artig, du pennst auf dem Boden. Dieses Mal fand ich schneller einen Absprung. Er stellte mir nach, schrieb mir ekelhafte Nachrichten. Drohte mir, ein Sextape zu veröffentlichen, welches er angeblich heimlich gemacht hatte. Wieder Scham. Eine fette Depression folgte. Aber mehr denn je war mir klar: Ohne mich. Ich machte eine Therapie. Endlich sprach ich darüber.
Und ja: Heute bin ich glücklich vergeben. Ohne Psycho. Danke liebes Leben!
06.02.2020 |23:11 Uhr| Anna
Ich bin 32 Jahre alt und zweifache Mutter. Mit 22 Jahren lernte ich in einem Club in Berlin meinen damaligen Freund kennen, er war wirklich penetrant und ließ mich an diesem Abend nicht in Ruhe, obwohl ich mit anderen Leuten dort war. Ich unterhielt mich dennoch mit ihm und wir tauschten Nummern aus, schon am nächsten Tag trafen wir uns. Er ging sofort in die Vollen und gestand mir seine Liebe, was mir eindeutig zu viel war. Als ich dann nach Hause ging, rief er mich an, er würde nicht in seine Wohnung kommen, weil er den Schlüssel verloren hat. Ich war so dumm, ihn zu mir zu lassen, damit fing alles an... Ich wurde ihn nicht mehr los und irgendwann glaubte ich sein Geschwätz von Liebe und dass ich seine Auserwählte sei. Ich wurde sehr schnell schwanger und im 4. Monat der Schwangerschaft hat er mich das erste Mal ins Gesicht geschlagen, weil ich ihn angeblich beleidigt hätte. Er hat seinen kompletten Charakter innerhalb weniger Monate geändert, er war nur noch aggressiv, beleidigend und machte mir Angst! Ich war so verzweifelt, dieser Mensch hatte in kürzester Zeit mein Leben zerstört und irgendwann ging er einfach, weil er keinen Bock mehr hatte, obwohl ich schwanger war. Er drohte mir nach dieser Trennung, dass er mich umbringt und das habe ich geglaubt. Ich bin dann zur Polizei und habe eine einstweilige Verfügung erwirkt, an die er sich auch gehalten hat! Als mein Sohn auf der Welt war, kam er wieder reumütig an mit ganz liebevollem Getue und ich habe ihm wieder eine Chance gegeben. In dieser Zeit bin ich zum zweiten Mal schwanger geworden und es fing von vorne an. Er hat mir an den Haaren gezogen, mich beleidigt und betrogen! Dann ist er endgültig gegangen, vor 7 Jahren. Seitdem bin ich alleinerziehend und sehr glücklich, eine starke Frau geworden zu sein, die ihren Kindern eine schöne Kindheit ermöglicht und ein gutes Vorbild ist!