Was heißt es eigentlich, "wie ein Mädchen" zu sein? Und warum ist es oft so negativ behaftet? Das Instagram-Projekt "I am like other girls" ruft mit starken Bildern zum Nachdenken über Klischees auf - und zu Solidarität.
Tara Anand, 19, und Ellie Lee, 18, haben mit #IamLikeOtherGirls ein Instagram-Projekt ins Leben gerufen, das für mehr weibliche Solidarität sorgen soll. Mädchen sollten Portraits von sich und eine bestimmte Eigenschaft schicken. Die beiden Kunststudentinnen illustrierten sie dann. Mit "I am like other girls" möchte das Duo aus New York eine wichtige Message verbreiten: Zu sein, wie andere Mädchen, bedeutet etwas Gutes! Wir haben mit den beiden gesprochen.
EMOTION.de: Wer seid ihr beiden und was macht ihr, wenn ihr keine Instagram-Bilder erstellt?
Tara: Wir sind beide Studentinnen an der School of Visual Arts in New York. Ich komme aus Mumbai. Meine künstlerischen Arbeiten sind immer sehr charakterorientiert. Ich fokussiere mich auf die Person, die ich illustriere. Oft lasse ich mich auch von Literatur, Geschichte und verschiedenen Städten inspirieren.
Ellie: Ich bin halb Koreanerin, halb Amerikanerin und in New York geboren. Meine Arbeiten erzählen immer eine Geschichte. Das können Erzählungen oder auch persönliche Erlebnisse sein. Ich möchte mit meiner Kunst auf gesellschaftliche Themen aufmerksam machen.Wie kam "I am like other girls“ zustande?
Ellie: Es begann alles mit einem sehr intensiven Gespräch mit unseren Freunden. Wir bekamen mit, dass ein Mädchen sagte, sie sei nicht, wie die anderen. Die Tatsache, dass viele Mädchen klischeebehaftete Dinge sagen wie "Mädchen sind kleinlich und machen immer so viel Drama", verärgerte uns. Sätze wie diese sind in unserer Gesellschaft so normalisiert, dass wie nicht einmal den Schaden erkennen, den sie verursachen. Wie viel Hass muss einem für sein eigenes Geschlecht anerzogen worden sein, um es so schlecht machen zu können? Also hat Tara vorgeschlagen, etwas zu tun, um für mehr Solidarität für Weiblichkeit zu sorgen.
Tara: Wir wollten eine Plattform erstellen, mit der sich Mädchen identifizieren können. Wir waren total überrascht über die Menge an Feedback, die wir bekamen und wie schnell die Seite wuchs. Eigentlich haben wir mit einer eher langsamen Entwicklung gerechnet. Die Einsendungen mussten wir schon nach kurzer Zeit stoppen, weil es einfach zu viele wurden.
Welche Botschaft steckt dahinter?
Tara: Wir möchten den Leuten zeigen, dass "zu sein wie andere Mädchen" nicht ist, wofür man sich schämen sollte. Man kann ein Geschlecht nicht verallgemeinern. Also, was bedeutet es überhaupt zu sein wie andere Mädchen? Frauen machen fast die Hälfte der Weltbevölkerung aus und sind eine sehr heterogene Gruppe im Bezug auf Ethnie, Interessen, Fähigkeiten und Vorlieben. Wie andere Mädchen zu sein, bedeutet nichts Bestimmtes. Egal, was du tust, bist oder magst – es gibt wahrscheinlich tausende andere Mädchen, die das mit dir teilen. Du bist wie andere Mädchen und du solltest stolz darauf sein.
Wart ihr selber schon Mal in einer Situation, in der ihr dachtet "ich bin nicht wie andere Mädchen"?
Ellie: Ich glaube, wir hatten alle mal einen Moment, in dem wir dachten, wir sind anders als andere Mädchen. Der Gedanke ist schon von klein auf in uns verwurzelt. Deshalb ist es manchmal schwer, ihn abzulegen. Aber Tatsache ist, dass es nicht wahr ist. Es spielt keine Rolle, was an einem „anders“ ist. Es sollte kein Grund sein, sich von seinem Geschlecht zu isolieren.
Habt ihr schon neue Pläne für Projekte?
Beide: Wir arbeiten gerade an etwas über Geschlechter-Normen. Es ist erst in den Anfängen, aber wir freuen uns schon darauf!