Cyber-Mobbing nimmt immer weiter zu. Diese Projekte sollen Schüler:innen und Eltern über den gefährlichen Trend aufklären und entgegenwirken.
Am 22. Februar 2021 ist der „Behaupte dich gegen Mobbing“-Tag. Angesichts steigender Cyber-Mobbing-Zahlen in der Corona-Pandemie scheint der Tag in diesem Jahr aktueller denn je. Durch Home-Schooling und Fernunterricht findet Mobbing nicht mehr auf dem Schulhof statt, sondern vermehrt im Internet, vor allem in den sozialen Medien. Die Zahlen sind drastisch: Im Vergleich zum Jahr 2017 hat Cyber-Mobbing um mehr als 36 Prozent zugenommen, wie aus einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) und dem Bündnis gegen Cybermobbing hervorgeht.
Cyber-Mobbing hinterlässt psychische Spuren
Die Folgen und Auswirkungen von Cyber-Mobbing sind oftmals fatal, denn es kann "massive Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit haben", erklärt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. "Dazu gehören zum Beispiel Ängste, Schlafstörungen und Depressionen". Kinder und Jugendliche seien emotional besonders verletzlich. Häufig würden die Betroffenen auch noch jahrelang an den Spätfolgen leiden. Besonders alarmierend: Jedes vierte Cyber-Mobbing-Opfer gab in der Studie an, mit Suizidgedanken zu kämpfen.
Es ist schwer, in Zeiten, in denen bereits Zehnjährige ein Smartphone besitzen, das Kind vor den Gefahren im Internet zu schützen. Die gemeinnützige Organisation Librileo macht daher gemeinsam mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey auf das Thema aufmerksam. "Eltern sind derzeit noch einmal stärker gefragt, ihre Kinder über Cybermobbing und die daraus resultierenden psychischen Folgen aufzuklären und ihnen frühzeitig beizubringen, dass Verspottung, Beleidigung, Bloßstellung oder gar eine Bedrohung anderer Kinder/Jugendlicher keine Optionen sind", erklärt Sarah Seeliger, Geschäftsführerin von Librileo.
So können Eltern bei Cyber-Mobbing vorgehen:
- Wird das eigene Kind selbst Opfer einer Cybermobbing-Attacke, sollten Eltern ihrem Kind zunächst mit Verständnis begegnen. Ein Handy- oder Internet-Verbot sei der falsche Weg, weil es das Opfer-Kind nur noch weiter bestrafen würde.
- Gemeinsam mit dem Kind nach einer Lösung suchen und darüber beraten, ob die Schule, die Eltern des anderen Kindes oder die Polizei eingeschaltet werden sollten.
- Kontakt mit dem Täter bzw. der Täterin aufnehmen und auf die Strafbarkeit von Mobbing aufmerksam machen, eventuell eine Anzeige bei der Polizei ankündigen.
- Beweismaterial, wie z.B. Screenshots von Mobbing-Attacken, sichern, um diese der Polizei vorzeigen zu können.
- Bloßstellende Inhalte auf den sozialen Plattformen oder Internetseiten melden, damit diese entfernt werden. Falls dies nicht geschieht, strafrechtliche Schritte einleiten.
- Das eigene Kind für das Thema Cyber-Mobbing sensibilisieren und über die psychischen Auswirkungen beim Opfer sowie Konsequenzen sprechen. Vor allem, wenn das Kind selbst zum Mobber wird.
Um auch Kindern das Thema näher zu bringen, liest Franziska Giffey aus zwei Kinderbüchern vor, die sich mit dem Thema Mobbing auseinandersetzen. Auf dem Portal LeoPlus können diese und noch viele weitere Vorlesevideos abgerufen werden.
Cyber-Mobbing - so wichtig ist es, dass wir unsere Kinder schützen!
Auch die Rechtsanwältin Gesa Stückmann beschäftigt das Thema Cyber-Mobbing sehr. In unserem Artikel "Kinder & WhatsApp" erklärt sie, wie Eltern ihre Kinder im Umgang mit dem Messenger begleiten können.
2007 vertrat Gesa Stückmann als Rechtsanwältin Kinder, die Opfer eines extremen Falls von Cyber-Mobbing wurden. Dieser Fall war auch der Grund für das einzigartige Projekt, das sie initiierte: Law4school.
Podcast: Gesa Stückmann bei "Kasia trifft..." – jetzt anhören!
Das Ziel von 'Law4school' ist es, Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse bis hoch in die Berufsschulen die Gefahren neuer Medien durch eine umfassende Aufklärungsarbeit näher zu bringen und so weiteren Fällen von Cyber-Mobbing entgegenzuwirken. Aber auch Eltern und LehrerInnen sollen für die Risiken des Internets sensibilisiert werden.
So werden zum Beispiel bundesweite Beratungen und eine rechtliche Vertretung für Opfer von Cyber-Mobbing angeboten und es finden ebenso Präventionsberatungen für Schulen und Bildungseinrichtungen via Webinar statt.
Für dieses Engagement wurde ihr 2011 nicht nur der Landespräventionspreis Mecklenburg-Vorpommern verliehen, sondern auch der EMOTION.award 2018 in der Kategorie "Soziale Werte".
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