Die Familienaufstellung ist die bekannteste aller systemischen Aufstellungsarten, um belastende Situationen innerhalb der Familie zu lösen.
Wie funktioniert eine systemische Familienaufstellung?
Nicht umsonst gibt es das Sprichwort „Man sieht vor lauter Wald die Bäume nicht.“ Manchmal nehmen wir in unserem engsten Umfeld bestimmte Situationen nicht richtig wahr oder können sie nicht richtig einordnen. Durch die Familienaufstellung lässt sich erkennen, warum wir zum Beispiel immer wieder die gleichen Dinge erleben oder tun, obwohl wir das gar nicht wollen. Von der Ursprungsfamilie übertragene Familienmuster können sich lösen und werden dadurch auch an die eigenen Kinder nicht mehr weitergegeben.
Wenn wir merken, dass wir noch unverarbeitete Themen haben, die uns emotional oder körperlich belasten, dann ist es eine gute Option, sich für das Familienstellen zu entscheiden.
Christine Riemer-Mathies, Lifecoach und Psychologische BeraterinTweet
Negative Gefühle und Gedanken auflösen
Eine Aufstellung kann dazu genutzt werden, um sich von belastenden Erinnerungen zu befreien, die im Unterbewusstsein gespeichert sind. Negative Gefühle und Gedanken können sich auflösen, so dass man sich leichter fühlt und einen das Thema nicht mehr belastet. Genauso kann die Methode zum Austesten von Zielvorstellungen und Entscheidungen eingesetzt werden. Zum Beispiel, wenn man sich nicht sicher ist, welcher Job der richtige für einen ist oder ob man zu seinem*r Partner*in in eine entfernte Stadt ziehen soll. Oder auch in jeglichen Krisen- und Konfliktsituationen. Hier einige Beispiele, wo eine Lösung durch eine Aufstellung gefunden werden kann:
Familienthemen
- nicht verarbeitete Kindheitserinnerungen
- länger bestehende Familienkonflikte, die seither nicht gelöst werden konnten
- Warum verhält sich mein Kind so aggressiv?
Partnerschafts- und Beziehungsthemen
- viel Streit in der Beziehung
- denken an Scheidung
- Single-sein: Was kann ich selbst verändern, um den*die ideale*n Partner*in zu finden?
Beruflicher Bereich
- Soll ich mich selbstständig machen?
- Soll ich mich für einen anderen Beruf entscheiden?
- Warum komme ich mit meinem*r Chef*in nicht klar und was soll ich tun?
Gesundheitliche Aspekte
- körperliche Befindlichkeiten
- mentale destruktive Denkmuster
Persönlichkeitsentwicklung
- Wie gewinne ich mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen?
- Was verhilft mir zu mehr Stärke und Kraft?
- Wie kann ich mich von anderen besser abgrenzen?
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Dysfunktionale Muster der Familie durchbrechen
Bei der Familienaufstellung wird entweder die Ursprungsfamilie (Eltern mit Verwandtschaft und frühere Generationen) oder die Gegenwartsfamilie (die eigene Familie mit Partner*in und Kindern) angesehen. Wenn wir merken, dass wir noch unverarbeitete Themen haben, die uns emotional oder körperlich belasten, dann ist es eine gute Option, sich für das Familienstellen zu entscheiden. Dadurch können wir erfahren, warum Generationen oft das Gleiche oder etwas ähnliches wie wir erlebt haben.
Und vor allem, können wir das System unterbrechen, um dieses gleiche Muster nicht mehr zu erleben und auch nicht an unsere Kinder weiterzugeben. Vielleicht tun und bekommen wir auch immer wieder die gleichen Dinge geliefert, obwohl wir das überhaupt nicht möchten und wir uns anstrengen, etwas anders zu tun. Dann ist es hilfreich hinzusehen, was das eventuell mit unserem Familiensystem zu tun hat und wie wir das positiv verändern können.
Familienaufstellung nach Bert Hellinger
Die Familienaufstellung wurde von Bert Hellinger (geboren am 16. Dezember 1925 in Leimen - gestorben am 19. September 2019) entwickelt und auch oft in Großveranstaltungen durchgeführt. Er war Buchautor, Psychoanalytiker und Familientherapeut. Im Laufe der Zeit haben viele Aufstellungsleiter*innen
Was an der Aufstellungsarbeit kritisiert wird
Vereinzelt gibt es auch kritische Stimmen zu der Aufstellungsmethode. Vor allem Bert Hellinger wurde für seine rigorose Art bei der Durchführung der Aufstellung öfters gerügt. Ob diese Methode etwas für psychisch labile Menschen ist, ist fraglich. Wichtig ist es auf jeden Fall einen Ansprechpartner oder Therapeuten nach der Aufstellung zu haben, der einen begleitet, falls der*die Aufzustellende noch Unterstützung braucht.
So läuft eine systemische Familienaufstellung ab
Der*die Aufsteller*in kommt mit einem klar umrissenen Thema zur Aufstellungsleitung. Durch Nachfragen wird geklärt, was relevant für den*die Aufzustellenden ist und dieses Thema wird dargestellt, um eine Lösung zu finden. Vom Ablauf her gibt es zwei verschiedene Optionen. Und zwar die Einzelaufstellung und die Gruppenaufstellung. Eine Einzelaufstellung hat den Vorteil, dass sie vor Ort, telefonisch oder per Skype oder Zoom durchgeführt werden kann.
Corona-bedingt ist die Aufstellung digital möglich
Es gibt in der Zwischenzeit einige psychologische Berater und Psychotherapeuten, die eine Beratung sowie auch eine Systemische Aufstellung digital oder telefonisch anbieten. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten, bedingt durch Corona, ist es meist nicht möglich und nicht erlaubt, Gruppenaufstellungen durchzuführen. Hier besteht die Möglichkeit, dass in einer Einzelsitzung zum Beispiel eine Familienaufstellung über diverse Tools im Internet durchgeführt werden kann.
Einzelaufstellung: Bei einer Einzelaufstellung kann auf Wunsch entweder mit verschiedenen Arten von Aufstellungsfiguren und/oder mit Bodenankern (bunte Papierblätter) gearbeitet werden. Je nach Thema werden dann die Aufstellungsfiguren gestellt und/oder die Bodenanker auf den Boden gelegt. Wenn sich zum Beispiel die Aufstellungsleitung als Stellvertreter auf die Bodenanker stellt, so kann sie direkt die Gedanken, Gefühle und Körperreaktionen der Person empfinden, für die sie stellvertretend steht. Oder wenn es sich hierbei um andere Systemelemente wie zum Beispiel Ziele handelt, kann festgestellt werden, ob diese sich gut anfühlen, wenn man sich auf dem Bodenanker befindet.
Innerhalb der Aufstellung lösen sich alte festgefahrene bewusste oder unbewusste Gedankenmuster auf.
Christine Riemer-Mathies, Lifecoach und Psychologische BeraterinTweet
Gruppenaufstellung: Je nach Thema werden Personen im Raum aufgestellt. Diese Männer oder Frauen stehen als Stellvertreter*innen, auch Repräsentanten genannt, für Personen, Situationen oder für abstrakte Systemelemente, beispielsweise Emotionen oder Körpersysteme. Die Aufstellung kommt durch Interaktion der Stellvertreter oder durch Nachfragen der Aufstellungsleitung in Bewegung. Dadurch verändert sich das System und neue Aspekte zeigen sich. Zum Schluss ergibt sich ein Lösungsbild, das eine neue Ordnung des Systems aufzeigt.
Der persönliche Nutzen einer Familienaufstellung
Durch eine Aufstellung entstehen neue Sichtweisen und es werden Lösungsansätze aufgezeigt. Innere Prozesse werden aktiviert und Altes festgefahrenes löst sich auf. So kann es auch vorkommen, dass viele Tränen bei der Aufstellungsarbeit fließen, da sich seither blockierte Gefühle auflösen. Da aus dem Prozess heraus ein anderes Bewusstsein entsteht, können positive Veränderungen in der Gegenwart stattfinden. Der*die Aufsteller*in erhält mehr Klarheit über die eigene Situation und es stellt sich eine neue positive Ordnung ein. Es führt zu dem Ergebnis, dass sich für den*die Aufsteller*in die Situation leichter anfühlt und sie das Thema nicht mehr belastet.
