Persönlichkeitsanalyse: Karriereberaterin Ragnhild Struss zeigt auf, wie Du mit gezielter Selbstanalyse den passenden Kurs für Dein künftiges Berufsleben setzt.
Persönlichkeitsanalyse: Von innen nach außen - deine Persönlichkeit entscheidet
Wie findest du heraus, welcher Beruf wirklich zu dir passt? Ob du gerade erst deinen Schulabschluss hinter dich gebracht hast oder nach mehrjähriger Berufserfahrung deine Jobwahl hinterfragst: Karriereberaterin Ragnhild Struss zeigt auf, wie du mit gezielter Selbstanalyse den passenden Kurs für dein künftiges Berufsleben setzt.
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Der häufigste Fehler, der mir in meiner Beratung von Menschen auf der Suche nach ihrer Berufung begegnet, ist die viel zu hohe Gewichtung äußerer Faktoren. Wir sind soziale Wesen und so ist es nicht verwunderlich, dass wir uns von den Erwartungen unseres Umfelds, von gesellschaftlichen Trends und von Vergleichen mit anderen beeinflussen lassen. Wenn wir jedoch herausfinden wollen, welche Tätigkeit wirklich zu uns und unserem authentischen Wesenskern passt, dann müssen wir im Inneren anfangen – mit einer ausgiebigen Persönlichkeitsanalyse. Die folgenden fünf Fragen sind ein guter Start, um dich selbst besser kennenzulernen und dich auf dieser Basis deinem Traumberuf anzunähern. Halte deine Antworten darauf am besten schriftlich fest.
Frage 1: Welche Stärken, Talente und Fähigkeiten habe ich?
Überlege dir, was du richtig gut kannst und was dir bereits als Kind leichtgefallen ist. In welchen Schulfächern hast du geglänzt? Wofür bekommst du in deinem Leben immer wieder Lob und Anerkennung von anderen Menschen? Bei welchen Tätigkeiten bist du im Flow und vergisst Zeit und Raum? Denke zudem darüber nach, bei welchen Themen andere Menschen dich um Rat bitten und welche Aufgaben dir innerhalb von Team-Situationen scheinbar automatisch zufallen: Bist du unschlagbar darin, eine Gruppenreise von A bis Z zu organisieren, hilfst du anderen bei IT-Problemen oder schenkst du deinen Mitmenschen dank deiner einfühlsamen Art Geborgenheit? Auch aus diesen typischen Rollen lässt sich auf Begabungen schließen, welche dir Hinweise auf die Wahl des richtigen Berufs liefern. Achte aber darauf, ob es sich dabei wirklich um aus deinem Inneren heraus motivierte Rollen handelt – oder ob dich lediglich sozialer Druck zur Übernahme bestimmter Aufgaben drängt.
Frage 2: Was motiviert mich?
Kennst du Situationen, in denen du die Frage, ob du Lust auf eine Handlung hast, mit „Aber sowas von!“ beantworten würdest? Das ist Motivation, genauer gesagt intrinsische Motivation, also solche, die aus unserem Inneren kommt. Ihr Ausmaß entscheidet darüber, wie gerne wir Leistung bringen. Demgegenüber steht extrinsische Motivation, bei der äußere Vorgaben wie Pflichten und Regeln uns zum Handeln antreiben. Sie wirkt weniger stark und fühlt sich weniger gut an, als auf seine innere Stimme zu hören. Frage dich also, was dich persönlich wirklich motiviert: Welche Arbeitsbedingungen müssen gegeben sein, um welche Inhalte soll es gehen und mit welchen Menschen willst du zu tun haben? Spornen dich Wettbewerb an, arbeitest du am liebsten unabhängig oder blühst du bei Applaus auf? Wenn in deinem Beruf viele motivierende Faktoren vorhanden sind, wirst du "wie von selbst" dazu angetrieben, deine Aufgaben zu erledigen – und empfindest dabei sogar Freude.
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Frage 3: Welche Werte leiten mein Handeln?
Werte sind Leuchttürme, die unser Handeln in Form von für uns erstrebenswerten Eigenschaften, Qualitäten oder Zuständen – bewusst oder unbewusst – steuern. Es ist wichtig, sich immer mal wieder die eigenen Werte zu vergegenwärtigen, da du dann deinen beruflichen Kurs gezielt anhand deines inneren Kompass anpassen kannst. Frage dich, was du für gut und richtig hältst: Geht dir nichts über zwischenmenschliche Toleranz, bemühst du dich stets um Ehrlichkeit oder spürst du den unbändigen Drang nach Ordnung? Strebst du vor allem nach Freiheit, richtest du dein Leben nach Effizienz aus oder dreht sich bei dir alles um Gesundheit? Überlege auch, welche Glaubenssätze dich leiten, denn darin verbergen sich häufig bestimmte Wertvorstellungen. So steckt etwa hinter „Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben“ der Wert Vorsicht, während man mit „YOLO“ seine Affinität für Spaß im Hier und Jetzt zum Ausdruck bringt.
Frage 4: Welche Bedürfnisse habe ich?
Denke darüber nach, was du benötigst, um dich wohlzufühlen – nicht nur in Bezug auf deine Arbeit, sondern auch im Privatleben. Bist du ein introvertierter Mensch, der sich in einer ruhigen Umgebung am wohlsten fühlt? Ein Großraumbüro wäre dann kein idealer Arbeitsplatz für dich. Blühst du auf bei Abwechslung, während Routinearbeit dich zu Tode langweilt? Dann passt ein schnelllebiges, womöglich kreatives Umfeld zu dir, bei dem es viele Überraschungen und wenig Vorhersehbarkeit gibt. Brauchst du zwischenmenschliche Harmonie in deinem Team, weil dich ständige Konfrontationen stressen? Halte dich in diesem Fall von allzu wettbewerbsorientierter Atmosphäre fern. Sind deine grundlegendsten Bedürfnisse in deiner Arbeit nicht erfüllt, hat das immer negative Folgen – entweder du fühlst dich unwohl, wirst krank oder bist schlichtweg unzufrieden.
Frage 5: Welche Interessen sind bei mir stark ausgeprägt?
Manchmal sind Interessen lediglich eine Frage der Gelegenheit: Mit einigen potentiell zu dir passenden Themen bist du vielleicht noch nicht in Berührung gekommen, während du anderen möglicherweise nur folgst, weil dein Freundeskreis sie teilt. Dennoch können die Hobbys und Freizeitbeschäftigungen, welche du wirklich aus innerster Überzeugung betreibst, dir Aufschluss auf passende Berufe geben. Du schreibst, malst oder bastelst zum Beispiel gerne? Offenbar bereitet es dir Freude, Neues zu erschaffen, also kommen kreative Jobs für dich in Frage. Erinnere dich auch an Aktivitäten, die dir früher einmal Freude bereitet haben.
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Die Puzzlestücke zusammensetzen
Dies ist erst ein Anfang und du kannst dir noch viele weitere Fragen über dich selbst stellen. Dennoch bieten dir deine Antworten auf die fünf Fragen eine solide Basis: Lies dir deine Ergebnisse noch einmal durch und assoziiere völlig frei, welche Berufe und Tätigkeiten dir dazu einfallen. Falls du bereits arbeitest, gleiche außerdem ab, welche Aspekte deiner Persönlichkeit in deinem aktuellen Job Resonanz finden und was dir womöglich (zum Glücklichsein) fehlt. Lasse deine Erkenntnisse reifen, recherchiere zu den Berufen, die dir eingefallen sind – und folge deiner inneren Stimme, die weiß, was das Richtige für dich ist.