Andersdenken braucht Raum und Zeit. Wie Sie sich beides nehmen, raus aus der Routine kommen und wie Premieren Ihr Leben verändern – das lesen Sie hier!
EMOTION.DE: Ihr gemeinsames Buch, das eben erschienen ist, hat den Titel "Zündstoff für Andersdenker". Können Sie in einem Satz erklären, worum es darin geht?
Kreuz: Es ist ein Mutmacher für Menschen, die etwas bewegen wollen – im Beruf und darüber hinaus.
Was macht Ihr Werk besonders und anders?
Förster: Wer keine Lust auf ein 08/15 Leben hat, findet in unserem Buch eine geballte Ladung an Inspiration, Beispielen und Brainfood. Allerdings ist das kein Weg, der mit Watte ausgepolstert ist. Wenn man etwas riskiert, erlebt man auch Rückschläge, aber dafür lebt, lernt und versteht man immer mehr. Und vor allem wird einem nicht langweilig.
Kreativität braucht Raum und vor allem Zeit. Wie schafft man sich beides im durchgetakteten Joballtag?
Kreuz: Wer von morgens bis abends komplett zu ist mit Routineaufgaben, Meetings, Telefonaten, von dem sind keine brillanten neuen Ideen zu erwarten. Wie auch? Kreativität benötigt Zeit zum Nachdenken und zum spielerischen Experimentieren. Es braucht also die Phasen, in denen wir systematisch Dinge abarbeiten aber auch die, in denen das kreative Tun im Vordergrund steht. Gefährlich wird es immer dann, wenn allein das Abarbeiten dominiert und daneben kein Platz mehr ist für neue Idee und mutige Versuche. Unternehmen, in denen letzteres weder gewünscht noch gewollt ist, zahlen dafür einen hohen Preis: Sie haben keine Antworten darauf, wie sie auch zukünftig noch relevant bleiben können. Dazu braucht es neue Antworten, um neue Quellen für Wachstum zu erschließen. Neugierde, unerschrockene Fragen und Kreativität sind dabei die treibenden Kräfte.
In Ihrem Buch liest man häufig "Ihr Bestes geben", "an Ihr Optimum gehen" und ähnliche Formulierungen. Klingt, als müsste man sich ganz schön aufreiben, um wirklich etwas zu erreichen?
Förster: Es gibt einen wunderbaren Satz von Michelangelo: "Die größere Gefahr für die meisten von uns besteht nicht darin, ein Ziel hoch gesteckt und verfehlt zu haben, sondern es zu niedrig gesteckt und erreicht zu haben." So ist es. Lauwarme, halbgare, kompromisshafte, unentschlossene Ziele haben nicht die Kraft, Menschen wachsen zu lassen, ihr Bestes zu geben und ihr Potenzial zur Entfaltung zu bringen.
Stichwort Superkleber. Können Sie mir kurz und prägnant erklären, was es mit diesem Begriff auf sich hat?
Förster: Es ist erstaunlich, wie häufig unser Geist an Dingen und Abläufen aus der Vergangenheit festklebt nur weil es schon immer so war. In Unternehmen ist das sehr gut zu beobachten: Templates, Handbücher, Regeln, Verfahren, Rituale, die ihre Existenzberechtigung allein daraus beziehen, dass sie schon seit langem da sind und niemand sie in Frage stellt. Meine Empfehlung: Werft das alte Template über Bord. Schreddert das Handbuch. Streicht die Routinesitzung. Was wir stattdessen brauchen ist eine Geisteshaltung, die nicht am Alten festklebt, sondern neugierig und offen ist für Neues.
Ein Leben jenseits der Durchschnittlichkeit braucht weder die Erlaubnis einer höheren Instanz, noch rare Fertigkeiten oder Talente.
Anja Förster, BestsellerautorinTweet
Sie raten dazu, im Leben für so viele Premieren zu sorgen wie nur möglich. Warum?
Kreuz: Mit Premieren im Leben sind Debuts gemeint. Wenn wir jung sind, gibt es davon reichlich: Die erste eigene Wohnung, das erste selbstverdiente Gehalt, der erste Kuss, die erste Freundin und so weiter. Das sind fantastische Erinnerungen, die das Leben enorm bereichern. Aber wenn du nicht aufpasst, stellst du irgendwann fest, dass alle Premieren in deinem Leben in der Vergangenheit liegen. Mit anderen Worten: Du bist alt geworden. Und damit meine ich nicht das biologische Alter. Wir sind nur so jung, wie die Anzahl der Premieren in unserem Leben konstant hoch ist. Den interessantesten Menschen, die Anja und ich kennengelernt und über die wir in unseren Büchern und Artikeln geschrieben haben, ist eine Sache gemeinsam: Sie brennen für Premieren!
Harmonie, Flow, Yin und Yang – das scheinen Begriffe zu sein, die Sie nicht so gern hören. Wie steht es um die Work-Life-Balance?
Kreuz: Work-Life-Balance beruht auf einer falschen Grundannahme. Es wird künstlich zwischen den Sphären getrennt, die zu einem guten Leben beitragen. Der Begriff suggeriert, dass das wahre, das gute Leben nur außerhalb der Arbeit stattfindet. Und das ist totaler Quatsch.
Den interessantesten Menschen über die wir in unseren Büchern und Artikeln geschrieben haben, ist eine Sache gemeinsam: Sie brennen für Premieren!
Peter Kreuz, BestsellerautorenTweet
Was ist Ihre wichtigste Botschaft, die Sie mit vermitteln möchten?
Förster: Wir alle haben die Fähigkeit, etwas positiv verändern zu können. Aber dazu braucht es nicht nur gute Ideen, sondern auch die Kraft zu handeln. Oftmals bleibt es aber bei Absichtserklärungen: "Ich würde ja, wenn ich die richtige Ausbildung hätte, oder wenn die Kinder aus dem Haus sind, oder mein Chef mich lassen würde." Das sind Ausreden, nichts weiter. Ein Leben jenseits der Durchschnittlichkeit braucht weder die Erlaubnis einer höheren Instanz, noch rare Fertigkeiten oder Talente. Es hängt davon ab, was man sich mit dem Talent, das man hat, zutraut.
Anja Förster und Peter Kreuz sind Bestsellerautoren, Managementberater und gefragte Vortragsredner. Ihre Mission ist es, Denkmauern einzureißen und den Horizont zu öffnen für eine neue Art zu leben und zu arbeiten. Die beiden sind sowohl beruflich wie auch privat ein Paar und leben abwechselnd in Deutschland und Frankreich. Mehr über die Autoren: www.foerster-kreuz.com
TIPPS DER AUTOREN
Du wirst so wie die Leute, mit denen du dich am häufigsten umgibst. Das kann ein Segen sein – oder ein Fluch.
Im Geschäfts- wie im Privatleben gilt: Wir werden so wie die Leute, mit denen wir uns Tag für Tag umgeben. Umgeben wir uns mit inspirierenden, herausfordernden und spannenden Menschen, färbt das auf uns ab. Umgeben wir uns mit Dumpfbacken, die intellektuelle Genügsamkeit als Tugend betrachten, werden wir selbst so. Wir haben es in der Hand – und wir sollten darum sehr wählerisch sein.
Glück ist kein Zustand, sondern eine Tätigkeit.
Dass wir alle nach Glück streben, liegt in unserer menschlichen Natur. Was wir uns jedoch klarmachen sollten: Glück bedeutet nicht, den Großteil unserer Tage mit freundlicher Unterstützung eines Haupttreffers im Lotto tiefenentspannt in der Hängematte am Strand zu verbringen. Ein besseres Verständnis von "Glück" findet sich bei Aristoteles, der der Überzeugung war, dass ein erfülltes Leben von Eudaimonia abhängt. Eudaimonia bedeutet "Gedeihen". Und das bedeutet, die beste Version Ihrer selbst zu werden. Indem Sie das Beste aus dem machen, was Sie am besten können. Jeden Tag. Heute eingeschlossen.
Lassen Sie den Dingen ihre Poesie. Alles, was auf Hochglanz poliert ist, ist seelenlos wie ein leerer Anzug.
Menschen lieben das Authentische, das Nicht-Perfekte. Im Japanischen nennt man das Wabi-Sabi. Das ist ein ästhetisches Konzept, das den Charakter von Dingen mehr schätzt als deren glänzende Fassade.
Das Credo: Beschränke alles auf das Wesentliche, aber entferne nicht die Poesie. Halte die Dinge sauber und unbelastet, aber lasse sie nicht steril werden. Besser kann man es nicht ausdrücken. Lassen Sie den Dingen ihre Poesie! Alles, was wir auf Hochglanz polieren, bis das Originelle verschwunden ist, alles, was perfekt ist, verliert seine Poesie und wird glatt wie Teflon und seelenlos wie ein leerer Anzug.
Das Geheimnis des Erfolgs ist anzufangen.
Das Geheimnis jedes Erfolgs setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: kleine Schritte plus Konsistenz. Es ist, wie eine Kette zu schmieden: Lassen Sie sich nicht von der Länge einschüchtern. Fangen Sie an. Jeden Tag ein Kettenglied. Es geht um den Prozess, nicht um das Ziel. Lang wird die Kette dann ganz von selbst. Wenn Sie dranbleiben.