Anastasia Barner spricht im Interview über die Gründung von "FeMentor", über eigene Mentorinnen und ihre nicht ganz einfache Schulzeit.
EMOTION: Du hast gerade dein Projekt "FeMentor" gelauncht. Woher kam die Idee?
Anastasia Barner: Ich hatte in meinem Leben selbst viele Mentoren, vor allem weibliche. In der Schule wurde ich lange gemobbt und hatte es schwer. Role Models waren für mich vor allem Freundinnen meiner Mutter, die alle sehr erfolgreich sind, z. B. als Chefredakteurinnen. Die haben zu mir immer gesagt, dass aus mir etwas tolles wird, weil ich eine wahnsinnige Energie und viel Kraft habe und wenn die Gleichaltrigen mich nicht mögen, dann mögen sie mich eben. Ich habe das immer als Geschenk empfunden und wollte erreichen, dass andere auch so etwas erleben können.
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Das Prinzip hinter "FeMentor" ist das "Reverse Mentoring". Wofür steht das?
Für die Freunde meiner Mutter war ich oft die "Kannst du mir mal helfen"-Freundin. Ob Insta-Story oder Snapchat-Filter, viele wussten nicht, wie diese Sachen funktionieren und ich habe es ihnen dann erklärt. Dadurch habe ich immer das Gefühl gehabt, ich kann etwas zurückgeben und das hat mein Selbstbewusstsein extrem gestärkt. Ich habe gemerkt, mein Wissen ist mächtig, es hilft sogar den Frauen, die im Berufsleben bereits fest verankert sind. Ich habe mich dann gefragt, warum junge Frauen für ein Mentoring bezahlen sollen, wenn sie doch eigentlich selbst Wissen anbieten können. Somit kann man sich auf der gleichen Ebene begegnen, statt dieses Gefälle zu haben, was ja sonst bei Mentorenprogrammen der Fall ist.
Wie lief die technische Umsetzung?
Zuerst wollte ich eine App programmieren, habe dann aber schnell gemerkt, dass das viel zu lange dauert und ich mir das Wissen nicht so schnell aneignen kann. Und programmieren lassen, wäre viel zu teuer. Deshalb habe ich mich erstmal dazu entschieden, für den Anfang eine Homepage zu programmieren. Ein Bekannter hat mir geholfen und gezeigt, wie ich mit der Homepage arbeiten kann. Ich hatte wahnsinnig Glück, dass er das Projekt toll fand und es deshalb kostenlos gemacht hat.
Das Gefühl, etwas zurückgeben zu können, hat mein Selbstbewusstsein extrem gestärkt.
Anastasia über das Reverse MentoringTweet
Du planst aber noch eine App?
Ich habe einen Partner gefunden, die Business Women Society, die machen gerade ihre App und wollen meine integrieren. Eine tolle Möglichkeit für mich. In der App soll man potenzielle Mentorinnen anschauen und sich bewerben können. Ich bin dann die Matchmakerin und übernehme den Auswahlprozess.
Wie planst du die Finanzierung deines Projekts?
An dem Tag, als die Webseite online ging, habe ich den Berliner Heldenpreis bekommen, der mit 1.000 Euro dotiert ist. Die Kosten, die durch die Webseiteprogrammierung entstanden sind, konnte ich dadurch ausgleichen. Ansonsten lebe ich noch bei meiner Mutter, die greift mir unter die Arme. Langfristig will ich Sponsoren reinholen, die Werbung schalten, und will außerdem mit Firmen zusammenarbeiten, die über mein Plattform neue Arbeitskräfte gewinnen können. Ich möchte mein Mentoring-Programm kostenlos anbieten, um mich von anderen Anbietern abzuheben.
Woher nimmst du die Energie, mit der du das alles planst?
Ich bin ein Skorpion (lacht). Ich habe wirklich einen richtigen Energieüberschuss. Natürlich gibt es auch Tage, an denen ich mich nicht gut fühle, aber normalerweise bin unglaublich fröhlich und lasse mich nicht unterkriegen.
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Du hast anfangs erwähnt, dass du eine schwierige Schulzeit hattest.
In der Schule wurde ich 10 Jahre lang gemobbt und habe mich dafür immer sehr geschämt. Was eigentlich total schwachsinnig ist, weil eigentlich die Mobber das Problem haben, was die an mir ausgelassen haben, weil sie diesen Hass weitergeben mussten. Auf jeden Fall habe ich sehr lange geschwiegen und nichts gesagt.
Wie bist du da rausgekommen?
Ich habe am Ende der zehnten Klasse die Schule gewechselt, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Wenn ich länger dort geblieben wäre, dann würde es mich so nicht mehr geben, wie ich heute bin. Das hat mich sehr fertig gemacht und ich wäre echt daran zerbrochen. Mit einem kleinen Knick bin ich da rausgehumpelt und bin dann auf eine neue Schule in Berlin-Tegel gegangen. Ich bin ein Mitte-Kind und musste immer sehr lange dahin fahren, aber das war’s mir wert. Ich hatte dann noch zwei Jahre, die schön waren.
Wie geht es dir heute damit?
Mittlerweile bin ich Botschafterin für exclamo, eine Anti-Mobbing Plattform. Es ist wahnsinnig wichtig, dass man darüber redet, weil viele sich das nicht trauen. Ich war vor kurzem zu einem Dinner mit dem Schweizer Botschafter eingeladen und durfte dort über "FeMentor" sprechen. Wir kamen auch auf das Thema Mobbing und eine Frau nach der anderen hat von ähnlichen Erfahrungen erzählt. So etwas zu teilen stärkt einen ungemein.
Wenn wir Frauen uns gegenseitig die Hand geben und diese Stutenbissigkeit ablegen, dann können wir wirklich etwas erreichen.
Anastasia Barner, Gründerin von "FeMentor"Tweet
Du hast bereits ganz früh journalistisch gearbeitet, oder?
Seit ich 14 bin schreibe ich für die Jugendseite der Berliner Zeitung und für funky, die Jugendredaktion der Funke Mediengruppe.Ich durfte auch einen Artikel für ze.tt schreiben und sogar bei einem Artikel von Spiegel Online mitwirken. Mit 15 bin ich unter die fünf besten Jugendjournalisten gekommen, die vom Spiegel ausgezeichnet werden und dachte damals, ich werde Journalistin.
Ist es auch heute noch dein Berufswunsch?
Ich liebe es zu schreiben, aber ich habe gerade das Gefühl, ich möchte das mit "FeMentor" machen, das ist eine Herzensangelegenheit. Es gibt nur 11 % Frauen, die in Deutschland bei einer Gründung von Start-ups dabei sind. Wenn mal davon noch mal abzieht, wer wirklich jung und unter 30 ist, dann bleiben kaum Frauen übrig. Ich möchte mich dafür einsetzen, diesen Prozentsatz zu erhöhen. In meiner Rolle als Speakerin und Motivationscoach möchte ich jungen Mädchen vermitteln, dass sie es schaffen können. Ich glaube, wenn wir Frauen uns gegenseitig die Hand geben und diese Stutenbissigkeit ablegen, dann können wir etwas erreichen.
Anastasia Barner ist 21 und hat gerade "FeMentor" gegründet, eine Plattform für Mentoring. Bereits als Jugendliche arbeitete sie als Nachwuchsjournalistin, außerdem engagiert sie sich als Botschafterin für die Anti-Mobbing-Plattform "exclamo".
Was würdest du gerne deiner Mentorin erzählen?
Ich würde meiner Mentorin viel beibringen, was die sozialen Netzwerke betrifft. Die Frauen sind auf Facebook, aber auf Facebook erreichst du uns nicht. Ich kenne viele Gründerinnen, die sich fragen, wie sie an die jüngere Zielgruppe rankommen. Dabei ist die Lösung ziemlich einfach: Geh auf Instagram und folge den Leuten, denen wir folgen, die uns beeinflussen. Sich da reinzufuchsen, hilft, uns zu verstehen.
Im Mentoring-Programm von EMOTION könnt ihr jeden Monat ein Mentoring gewinnen, bei der "Mentorin des Monats". Unsere aktuelle Mentorin findet ihr hier.