Seit die Poetry-Slammerin Julia Engelmann dichtet, weiß sie besser, wer sie ist und was sie noch im Leben will.
Julia Engelmann, in Ihrem Alter haben die meisten Leute anderes im Sinn, als Gedichte zu schreiben. Was motiviert sie dazu?
Der Wunsch, etwas genauer zu erfassen, indem ich darüber schreibe: Sachen, die ich nicht verstehe, Dissonanzen im Alltag. Vor allem aber treibt mich das Bedürfnis an, herauszufinden, wer ich wirklich bin und sein will.
Genau darum geht es auch bei unserer großen EMOTION-Aktion. Sind sie denn im Moment die, die sie sein wollen?
Das, was ich jetzt tue, macht mich total glücklich, entspricht zu 100 Prozent mir. Schreiben ist wirklich mein Traumberuf. Ich hätte nie gedacht, dass ich das so früh, mit Anfang 20, herausfinde.
Können sie sich noch erinnern, was sie als Kind werden wollten?
Ja. Erst träumte ich davon, Eisprinzessin zu sein, dann Zauberin. Später wollte ich Schauspielerin werden, was ich sogar eine Zeit lang gemacht habe. Dann sollte es in Richtung Philosophie- oder Psychologie-Studium gehen. Bis ich schließlich das Schreiben für mich entdeckte.
Wie haben sie damit angefangen?
Als Jugendliche habe ich zum ersten Mal bei einem Poetry-Slam zugeschaut und wusste sofort, dass ich das machen will. Ich war fasziniert davon, dass Leute auf diesen Veranstaltungen ihre eigenen Texte vortragen und auch jemand da ist, der das hören will. Einen Monat lang habe ich am Text für meinen ersten Auftritt gefeilt. Es lief gut. Daraufhin habe ich weitergemacht und an vielen Slams teilgenommen.
Ein Auftritt beim Poetry-Slam in Bielefeld machte Sie schließlich bekannt.
Genau. Ich hatte ganz normal teilgenommen, hatte nicht mal gewonnen. Die Auftritte werden meist aufgenommen und auf YouTube gestellt, ohne dass irgendwas Besonderes passiert. Mein Video wurde erst mehr als ein halbes Jahr später von einem Blogger geteilt und hat sich dann im Netz ganz schnell verbreitet. Plötzlich schrieben mir fremde Leute auf Facebook, wie sehr sie mein Text berührt hat. Ab dann wurde es einfach nur verrückt: Es hat nicht lange gedauert und dieses Video hatte über eine Million Klicks. Dann kamen schnell die ersten Anfragen von Radiostationen, Fernsehsendern und Zeitungen.
Heute haben Sie eine eigene Tour, zwei Bücher und neuerdings sind Sie auch noch Sängerin. Was wollen Sie noch sein?
Vielleicht bringe ich noch ein weiteres Buch heraus, damit es eine Slam-Trilogie wird. Ich kann mir aber auch vorstellen, einen richtigen Roman zu schreiben oder ein Drehbuch oder Songs.
Wie stellen Sie sich als Oma vor?
Ziemlich "classy". Auf jeden Fall mit einem Haus am See, einem Grammofon, das morgens zum Frühstück spielt. Aber mit jeder meiner Taten wird dieses Bild sicher wieder anders. Ich bin gespannt, was mir die Zukunft bringt und freue mich darauf.
Und welchen Traum haben Sie?
Das Beispiel von Julia Engelmann zeigt, wie sehr das Formulieren von Gedanken einem dabei helfen kann, zu sich zu finden. Und klarer zu sehen, was man vom Leben will.
Schreiben Sie deshalb einen Brief an sich selbst auf unserer Website www.emotion.de/wer-willst-du-sein oder per Post an EMOTION, Stichwort: Wer willst du sein? Hoheluftchaussee 95, 20253 Hamburg, und berichten Sie von Ihren Wünschen, Träumen, Plänen – wenn Sie wollen auch anonym.
Geben Sie an, wann Sie den Brief zurückbekommen wollen – etwa in drei Monaten, einem Jahr, drei Jahren. Wir schicken ihn dann per Post zu (Adresse nicht vergessen!). Und dann? Wird’s spannend...