Die amerikanische Hip-Hop-Künstlerin Akua Naru ist Botschafterin für die Kampagne "Keychange". Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie sie andere Musikerinnen unterstützt und warum dafür eine Frauenquote auf Festivals notwendig ist.
"Keychange" – das ist eine Kampagne, die Frauen in der Musikindustrie stärkt. Seit 2017 gehört das Programm zum Reeperbahn Festival. Hip Hop Künstlerin Akua Naru war im Juni 2018 Showact bei der New York Edition und ist als "Keychange"-Botschafterin auch auf dem Festival in Hamburg vertreten. Zusammen mit dem Programm hilft sie Musikerinnen dabei, wichtige Kontakte in die Musikszene zu knüpfen.
EMOTION: Was erwartet die Besucher auf dem Reeperbahn Festival 2018?
Akua Naru: Vom 19. bis 22. September wird Hamburg Schauplatz für Kunst und Kultur. Das Festival präsentiert über 600 Konzerte, außerdem Ausstellungen und ein Film- und Literaturprogramm – insgesamt gibt es über 900 Showacts.
Was bedeutet das Festival für die Musikbranche?
Es ist eines der größten Club-Festivals Europas und damit einer der wichtigsten Marktplätze der Musikindustrie weltweit. Künstler wie Bon Iver, Ed Sheeran oder Janelle Monáe hatten hier ihre ersten international wichtigen Auftritte. Das Reeperbahn Festival steht für aufstrebende, interessante Talente, die sich ihren Weg in das Business bahnen wollen. Das ist gleichermaßen spannend für die internationale Musikwirtschaft und das öffentliche Publikum.
Was ist das Besondere an der New York Edition?
In New York bekommen deutsche Künstler die Gelegenheit, Kontakte mit Label- und Management-Vertretern des US-Marktes zu knüpfen. Sie erhalten einen konkreten Einblick in den wichtigsten Markt der Musikindustrie. Außerdem unterstützt die New York Edition die Kampagne "Keychange", die 2017 vom Reeperbahn Festival mitgegründet wurde.
Wie stellt sich die aktuelle Situation für Frauen in der Musikindustrie aus Ihrer Sicht dar?
In allen europäischen Ländern sind nur 20 Prozent oder weniger der registrierten Künstler im Musikbusiness Frauen. In den Führungspositionen der Musikindustrie und auf Festivalbühnen sind Frauen unterrepräsentiert und ihr Einkommen ist wesentlich geringer als das ihrer männlichen Kollegen. Die Realität ist, dass wir in einem Patriarchat leben. Das Musikbusiness ist ein Mikrokosmos, der die Situation in unserer Gesellschaft reflektiert.
Als "Keychange"-Botschafterin sind Sie Teil einer Gegenbewegung…
"Keychange" ist die erste internationale Initiative, die sich für das Geschlechtergleichgewicht in der Musikindustrie einsetzt. Das Thema steht aktuell hoch im öffentlichen Interesse. Das spornt uns an, auf handfeste Fortschritte zu drängen. Die Kampagne setzt sich unter anderem für eine Frauenquote auf Musikfestivals ein – mit dem Ziel eine 50-Prozent-Quote bis 2022 durchzusetzen.
Wie genau unterstützt "Keychange" aufstrebende Künstlerinnen?
Die Teilnehmerinnen haben die Möglichkeit, sich für einen Innovationsfond zu bewerben und finanzielle Unterstützung für ihre Businessideen zu bekommen. Vor allem aber hilft das Programm Frauen in der Musikszene, miteinander in Kontakt zu kommen – junge Talente treffen auf etablierte Künstlerinnen, die ihren Weg ins Musikbusiness bereits gemacht haben. "Keychange" hilft Musikerinnen dabei, ein internationales Netzwerk aufzubauen, in dem sie einander unterstützen, bestärken und inspirieren.
Warum brauchen wir eine Frauenquote auf Festivals?
Formate wie das Reeperbahn Festival präsentieren neue Talente und die Stars für die nächste Generation der Hörer. Und gerade eine Frauenquote schafft die Möglichkeit und die Verantwortung, eine graduelle Veränderung zu beginnen. Denn gekauft werden kann nur, was geboten wird.
Was wünschen Sie anderen Musikerinnen?
Eine Plattform, damit sie gehört und gesehen werden und ungehindert ihre Träume verfolgen können. Ich wünsche ihnen alle Möglichkeiten im Überfluss. Die gesamte Musikindustrie wird davon profitieren, wenn Frauen ihr volles Potential entfalten können.