Vom Workaholic zur Sennerin: Katharina Afflerbach erzählt bei „Kasia trifft“, warum sie ihren Top-Job in der Marketingbranche an den Nagel hing, um fortan Kühe zu melken
Katharina Afflerbach im Podcast "Kasia trifft..."
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Wer ist Katharina Afflerbach?
Katharina Afflerbach, 42, ist freie Texterin und Autorin des Buches „Bergsommer – Wie mir das Leben auf der Alp Kraft und Klarheit schenkte“. Im Podcast erzählt sie, wie sie ein Urlaub in den Alpen dazu brachte, ihren Job als Marketingdirektorin aufzugeben, um als Sennerin bei einer Hirtenfamilie zu arbeiten.
Worum geht's in dieser Folge?
Jahrelang war Katharina Afflerbach die Karriereleiter in der Marketingbranche nach oben geklettert. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich neben der Arbeit kein Leben mehr habe. Ich arbeitete an den Wochenenden und abends, musste unangenehme Entscheidungen treffen, bekam Asthma.“ Es ging ihr immer schlechter.
Im Gespräch mit Kasia erzählt Katharina, wie eine Katastrophe ihr Leben veränderte: 2012 verunglückte das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia, für dessen Marketing sie damals zuständig war. Die junge Frau wurde ins Krisenmanagement gerufen, betreute vor Ort die Angehörigen und nahm unmittelbar an ihrem Leid teil. In diesem Moment begriff sie, dass ihr wichtige Werte abhanden gekommen waren: „Ich musste mich plötzlich wieder auf mein Mitgefühl und meine Menschlichkeit besinnen.“
So fand sie zu sich selbst zurück – und krempelte ihr Leben um: Katharina kündigte ihren Job, ihre Wohnung – und zog mit Mitte 30 zurück in ihr altes Kindeszimmer. „Für mein Ego war das schwer: Ich gab alles auf, wofür ich so hart gearbeitet hatte.“ Trotzdem spürte sie intuitiv, dass sich etwas verändern musste. „Irgendwann konnte ich mich selbst nicht mehr leiden, war innerlich erkaltet.“
Katharina entschließt sich für vier Monate in die Schweizer Berge zu gehen, um dort bei einer Hirtenfamilie grobe Arbeiten zu verrichten – als Sennerin. Eine Art Magd für alles. Ihre Aufgaben: Tiere hüten, Zäune bauen, Kühe melken, heuen. In den Bergen blüht Katharina auf. Erfahrt, warum sie die körperliche Arbeit wieder näher zu sich selbst brachte und auch dabei half, den plötzlichen Tod ihres Bruders besser zu verarbeiten.
Im Gespräch mit Kasia erzählt Katharina wie ihr der Neustart gelang und wie ihr es gelang sich in den Bergen ihre Freiheit zurückzuholen. „Ich weiß jetzt, dass ich mich jederzeit neu erfinden kann.“
Katharinas Tipp an alle, die neugierig geworden sind: Bei der Bergbauernhilfe Südtirol kann man – gegen Kost und Logis – seinen Urlaub spenden und auf einem Bergbauernhof mit anpacken: bergbauernhilfe.it
„Richtige“ Alp-Jobs für eine ganze Saison (im Schnitt vier Monate) gibt es auf zalp.ch
Was lerne ich in dieser Folge?
- Was es bedeutet, ein Leben zu führen, das von den Tieren, körperlicher Arbeit und von Wind und Wetter bestimmt wird
- Wie sich Katharinas Blick auf ihr Leben und ihre Zukunft durch ihren Bergsommer verändert hat
- Woran wir erkennen, dass uns das Leben in eine Sackgasse geführt hat
- Warum es so wichtig ist, auch mal um Hilfe zu bitten
- Warum Gleichberechtigung auf der Alp eine Selbstverständlichkeit ist
Die vier stärksten Zitate von Katharina Afflerbach:
Für mein Ego war es hart: Ich gab alles auf, wofür ich so hart gearbeitet hatte, packte mein Leben in Kisten und zog mit Mitte 30 zurück in mein altes Kindeszimmer.
Katharina Afflerbach, AutorinTweet
Früher schämte ich mich, um Hilfe zu fragen, hielt es für einen Gesichtsverlust. Heute weiß ich: Es erfordert Stärke, andere um Unterstützung zu bitten.
Katharina Afflerbach, AutorinTweet
Ich wollte mich früher in meinem Job beweisen, habe mir viel von Männern angeguckt. Dabei habe ich meine Warmherzigkeit verloren. Irgendwann konnte ich mich selbst nicht mehr leiden.
Katharina Afflerbach, AutorinTweet
Auf der Alp ist Gleichberechtigung einen Selbstverständlichkeit. Frau und Mann packen überall zusammen an. Wenn ein Kälbchen zur Welt kommt, braucht es immer zwei Leute.
Katharina Afflerbach, AutorinTweet
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