Chance durch Mangel? Dr. Franziska Schreyer vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg erklärt, warum Frauen in der Gegenwart und Zukunft mehr Chancen in der Ingenieursbranche haben
EMOTION: Haben Ingenieurinnen tatsächlich schlechtere Chancen?
Dr. Schreyer: Im Vergleich zu Ingenieuren: ja. Sie verdienen weniger und sind nach wie vor etwas häufiger arbeitslos – im Maschinenbau betrug die Quote bei Männern im vergangenen Jahr 3,5 Prozent, bei Frauen 5,9 Prozent. Im Vergleich zu Frauen, die andere Fächer studiert haben, genießen Ingenieurinnen jedoch auch Vorteile. So fällt das Bruttojahresgehalt von Elektro-, Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieurinnen kurz nach dem Studium mit rund 56 000 Euro höher aus als beim Durchschnitt der Universitätsabsolventinnen.
Wie schätzen Sie die Perspektiven für Absolventinnen der drei großen Fächer Elektrotechnik, Maschinenbau und Bauingenieurwesen ein?
Gut. Es ist ein steigender Bedarf zu erwarten. Zum einen werden viele Beschäftigte in den nächsten Jahren altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. Gleichzeitig gibt es zu wenig Studienanfänger.
Wir steuern definitiv auf einen Ingenieurmangel zu
Dr. Franziska SchreyerTweet
Wie wirkt sich der demografische Wandel auf den Ingenieur-Arbeitsmarkt aus? Werden die Chancen von Frauen steigen?
Ja, das werden sie. Wir steuern definitiv auf einen Ingenieurmangel zu. Demografischer Wandel bedeutet aber auch, dass wir eine alternde Gesellschaft bekommen werden mit erhöhtem Pflegebedarf. Für Frauen sind damit berufliche wie private Risiken verbunden. Gleichheit zwischen Männern und Frauen stellt sich jedenfalls nicht automatisch ein, sondern muss weiter erkämpft werden.