Marion Boehm ist eigentlich ein Stadtmensch. Doch nachdem sie es sich auf Schloss Fleesensee hat gut gehen lassen, glaubt Sie, dass vielleicht doch ein bisschen Landei in ihr steckt
Eigentlich bin ich ja ein Stadtmensch. Aber um das überzeugt sagen zu können, brauche ich gelegentlich eine Pause. Momentan reicht’s mir gerade mal wieder und ein bisschen Abstand ist nötig. Ich bin dann mal weg. Auf in den schönen Osten!
Nach gut zwei Stunden Autofahrt komme ich in Göhren-Lebbin an. Hier hat Graf Blücher im Jahre 1842 sein Schloss erbaut: ein imposanter Prachtbau, der heute das frisch renovierte Schlosshotel Fleesensee beherbergt, Mittelpunkt der angebotsreichen Ferienanlage Land Fleesensee in der Mecklenburger Seenplatte. Hier kann es klappen mit der Entspannung, ahne ich, als ich mich dem herrschaftlichen Gebäude nähere. Hier mag der gehetzte Großstadtgeist ein paar Tage Ruhe finden.
Der Kies der Auffahrt knirscht unter meinen Schuhen, man nimmt mich freundlichst in Empfang und die Tasche höflich entgegen. Meine Schultern entspannen sich sofort. Spätestens in dem Moment, in dem ich die Lobby betrete, bin ich sicher: Es wird sich lohnen! Luftig, stilvoll und einladend ist der neu gestaltete Eingangsbereich, mit warmen, edel anmutenden Farben von Taupe, über Oliv bis Gold. So stellt man sich eine Hotelumgebung im Idealfall vor – drinnen wie draußen. Einladend, elegant und: still! Moment mal…! Warum ist das eigentlich so leise hier? Ok, Vogelgezwitscher ist zu hören. Und das sanfte Rauschen des Windes durch die Baumkronen. Sonst nichts. Jetzt löst sich auch das letzte bisschen Verspannung zwischen den Schulterblättern.
Und dann dieser Blick aus meinem Zimmer! Himmel, Natur, Weite und ganz hinten am Horizont: der See. Schwierig, sich hier für einen Lieblingsplatz zu entscheiden. Sofort möchte ich mich auf einer der nachts sanft illuminierten Bänke unter den Linden niederlassen und den Blick über die geschwungene, grüne Ebene schweifen lassen. Andererseits: Der helle Wintergarten mit Kaffee und Kuchen aus der hauseigenen Konditorei übt ebenfalls eine magische Anziehungskraft aus…
Egal, wohin ich mich treiben lasse, überall weht mir der gute Geist des Hauses entgegen: freundliche Menschen, hilfsbereit und stets darauf bedacht, dem Gast den nächsten Wunsch von den Lippen abzulesen. Von Minute zu Minute, von Stunde zu Stunde weicht meine innere Hektik einer wohltuenden Ruhe, das Gefühl von Stress Gelassenheit. Einatmen, Aaaauuuuusatmen. Angekommen.
Jetzt schnell noch eine Runde schwimmen im Outdoor Pool, es wird ja bald schon dunkel. Während es draußen abendlich kühl ist, treibe ich im Licht der untergehenden Sonne im warmen Wasser, über mir eine Formation schnatternder Graugänse, die zu ihrem Schlafplatz am See fliegen. Schlafen. Auch keine schlechte Idee! Davor noch für ein paar Minuten in die Sauerstoff-Sauna und pures O2 einatmen. Und dann danke dem, der die Betten ausgesucht hat. Selten schlief ich tiefer.
Am nächsten Morgen dann: eine Mahlzeit, die ihresgleichen sucht. Grundsätzlich wäre ein Frühstück ohne Ei möglich, ist hier aber wirklich sinnlos. Grünschalige Eier von den hoteleigenen Araucana Hühnern, die mit ihrem Hühnermobil über das Areal gefahren werden, um noch nicht abgepickten Boden zu bearbeiten, liefern jeden Morgen diese Delikatesse, ob gebraten oder wachsweich gekocht. Sie sind Bestandteil des hoteleigenen Organic Food Programms, das ein Gemüse-Gewächshaus und glückliche Kühe mitsamt derer Milch beinhaltet. Alles bio, alles frisch, alles köstlich!
Es könnte ewig so weitergehen, aber die Pflicht ruft mich zurück in die Stadt. Viel zu früh für meinen Geschmack. Erstaunlich, wie schnell ich mich hier zuhause gefühlt habe – als eigentlich doch leidenschaftlicher Großstadtmensch. Jetzt weiß ich: Es schlummert auch eine Schlossbewohnerin in mir. Und irgendwo, ganz tief verborgen, womöglich sogar ein Landei. Fleesensee, ich komme wieder und werde es herausfinden!